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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Margarete von Kurowski
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0158

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-^sö> MARGARETE VON KUROWSKI <§ä~v~

MARGARETE VON KÜROWSKI

1VÄÜNCHEN. Am 14. Februar dieses Jahres ist
"* Margarete v. Kurowski verstorben, von den
unendlich vielen, die in München als Malerinnen
starten, wenn man so sagen darf, eine der ganz
wenigen, die an ihr Ziel kamen. Sie hatte seit vielen
Jahren erfolgreich entweder bei der Sezession oder
der Luitpoldgruppe ausgestellt und ihre Wirkung
immer nur durch reine, künstlerische Werte erreicht,
nie durch den Stoff oder raffinierte Aeußerlichkeiten
der Mache. Was man von ihr sah, waren meist Bild-
nisse oder einfache Figuren und Gestaltengruppen,
gemalt mit einer seltsamen, nervösen Feinheit der
Empfindung und des Tons und recht oft in einer
schwermütigen Harmonie voll zusammenklingender,
aber gebrochener Farben. Etwas Trübes, etwas wie
Todesahnung lag über der Kunst von Margarete
v. Kurowski, aber auch der Hauch einer rührenden
Güte, einer mystischen Frömmigkeit. Als vor ein
paar Wochen pietätvolle Freundinnen einen Teil ihres
Nachlasses im Münchener Kunstverein ausstellten,
kamen durch die Wahl der Bilder diese eigenartigen
Züge im Wesen der verstorbenen Malerin noch stärker
zur Geltung, als sie sich offenbaren, wenn man eine
größere Menge ihrer Arbeiten vor sich hat. Wie sie
auch im Leben oft von einer herzlichen Fröhlichkeit
sein konnte, so schlug auch ihre Kunst zuweilen heitere
Klänge an, meist, wenn sie Kinder malte, die sie sehr

liebte. Sie hat als Malerin nicht nur hoch gestrebt, son-
dern außerordentlich viel gekonnt, ging immer aufs
Ganze und war nie versucht, billige Erfolge zu er-
reichen, indem sie das gab, wonach die Menge fragte.
Trotzdem hat es ihr an Erfolgen und Bestellungen
nicht gefehlt — hatte sie doch noch nicht wenigerals
sieben Aufträge, als sie starb. Ihr Nachlaß soll nun
in mehreren großen deutschen Städten ausgestellt
werden und ehe er München verließ, war es etlichen
noch vergönnt, ihn im Lagerraum einer hiesigen
Speditionsfirma beisammen zu sehen — eine Fülle
prächtiger, ernster Arbeiten, unter denen auch nicht
eine banal oder leichtherzig gemacht war. Da war
das schöne >Engelterzett< zu sehen, im Besitze von
Herrn Dr. Seif, hier, ein paar halbvollendete Madonnen
mit dem Kinde von verklärter Innigkeit der Auffas-
sung, eine höchst merkwürdige Herodias, nur ein
Frauenkopf, ohne kostümliches Beiwerk, aber ein
Kopf von unheimlich brütendem, leidenschaftlichem
Ausdruck und tiefem, schwülem Kolorit. Da war
ferner ein lachendes Mädchen unter blauem Sonnen-
schirm und eine vergrämte, bleiche Kohlenträgenn,
eine Geigerin und ein Geiger, ein famoses Kind mit
Schweinchen, eine Frau mit ihrem Kinde an früchte-
schwerem Obstbaum, den Dachauer Berg im Hinter-
grund, eine der malerisch bedeutsamsten Arbeiten
der Sammlung und das in ein Hemicykel komponierte
Bild der >Geschwister< mit den Kornblumen, eines
der liebenswürdigsten. Und das in blauviolette Däm-
 
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