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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Lange, Konrad von: Das Gesetz des Stilwechsels in der Kunst, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0360

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DAS GESETZ DES STILWECHSELS IN DER KUNST

III. (Schluß)
Von Konrad Lange, Tübingen

Es wäre nun sehr leicht, ebenso, wie wir die
naturalistische Richtung der Renaissance
durch Zitate aus Lionardo da Vinci belegt haben,
auch die stilistisch-dekorative Richtung der
Gegenwart durch Zitate aus Feuerbach, Böck-
lin, Whistler, Crane usw. zu belegen. Das
würde aber hier zu weit führen. Betonen
will ich nur noch, daß beim Eintritt solcher
Reaktionen ebenso wie beim Eintritt revolu-
tionärer Richtungen naturgemäß die Gegen-
sätze sehr scharf aufeinanderplatzen. Denn die
beiden Richtungen lösen einander keineswegs
in der glatten Weise ab, daß zu der einen
Zeit das Augenmerk der Künstler und ihres
Publikums nur auf die illusionserregenden,
zur anderen dagegen nur auf die illusions-
störenden Elemente gerichtet wäre. Vielmehr
wird es in jeder Zeit zahlreiche Menschen
geben, die in Bezug auf die dynamische Ab-

wägung der beiden Gruppen auf demjenigen
Standpunkt stehen, den die unmittelbar vor-
hergehende Generation eingenommen hat.
Ueberhaupt werden die Künstler, bei denen
sich das Bedürfnis nach Abwechslung natur-
gemäß zuerst regt, bei einer neuen Bewegung
immer vorangehen, das Publikum erst all-
mählich nachfolgen.

Es ist nun eine sehr bekannte Tatsache,
daß Künstler sowohl wie Kritiker gegen
die unmittelbar vorhergehende Generation
immer am ungerechtesten sind. Für Böcklin
war Menzel ein phantasieloser Abschreiber
der Natur, die naturalistische Kritik hat Feuer-
bach jahrzehntelang überhaupt nicht verstanden.
Das erklärt sich aus den geschilderten Ver-
hältnissen ganz ungezwungen. Auch kann man
eseinem Künstler gewiß nicht übelnehmen, daß
er dasjenige Verhältnis von Illusionserregung

john constable landschaft

Im Besitz des Lord Swaythling, London

Nach einer Aufnahme der PhotoEraphischen Gesellschaft, Herlin

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