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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0438

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MISZELLEN

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In der Großstadt Hamburg, woselbst die Kunst,
in Anbetracht der vielen anderweitigen kul-
turellen Bestrebungen, dem Einwohner zum
großen Teil nur auf dem Müßiggang begegnet,
hat das ambulante Kunsthändlertum einen
lukrativen Boden gefunden. Wenn einmal in
einer verkehrsreichen Gegend ein geräumiger
Laden zur hohen Vermietung angeschlagen ist,
nistet sich bis zur Zeit des Einzuges eines
Ladenkrösus ein Kunsthändler ein, und ver-
breitet im Schaufenster ein Lager in die Augen
fallender künstlerischer Schaustücke. Er zahlt
den Preis eines sogenannten Trockenwohners
oder den eines auf einen Tag kündbaren Aus-
hilfsbewohners. Sein Geschäft und seine Be-

schäftigung besteht in dem Arrangement des
Schaufensters und in der Inszenierung von
Auktionen. Wie auf den Jahrmärkten die
Budenbesitzer ihre Künstler im Kostüm vor
die Bude als Ausrufer zu stellen pflegen, so
setzt der ehrenwerte Kunsthändler seine mehr
oder minder guten Verkaufsartikel ans Fenster,
trägt auf diese Weise zur Garnitur der Straßen-
front bei, und erweckt bei dem flüchtigen
Passanten den Glauben an ernste Kunstpflege.
Es ist bedauernswert, in einer Großstadt wie
Hamburg, die Zahl derer namhaft zu machen,
die sich gemüßigt sehen, ihre freie Zeit und
ihr erübrigtes Geld derartigen Unternehmungen
zum Opfer zu bringen. Verlockt durch üppige

OTTO FRIEDRICH BILDNIS

Frühjahrsausstellung der Wiener Secession

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