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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Kalkschmidt, Eugen: "Persönlich", [1]: Epilog einer Bekanntschaft
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Neue Kunstliteratur - Von Ausstellungen - Personal-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0569

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-^5> „PERSONLICH" <^=^

er des Wortes und der Schrift meist schwerer Kunst, sondern seinem ganz persönlichen Ge-
und schwerfälliger sich bedienen wird als der fühl. Das schließt nicht aus, daß in diesem
Federfuchser von Beruf, so ist dieser als Kunstgefühl ein paar Grundgesetze der Schön-
Sprachrohr ausgezeichnet zu verwerten. heit dauernd lebendig sind und bei jedem

Ganz so denkst du nicht? Das ist schön und Strich, jeder Arbeit der werkenden Hand
gut. Aber Hunderte von Künstlern, Tausende ihr geheimes Wort mitreden. Der Kritiker,
von Laien denken so. Und da wir den Fall oder, um das böse Schulmeisterwort unsrer
ins Allgemeine gezogen haben, erlaube mir, Kunstweisheit beiseite zu lassen —: der Ge-
mich auch mit dieser Allgemeinheit auszu- nießer antwortet dem Werke nach genau den-
sprechen. selben Gesetzen des unmittelbaren Gefühls.

Sie vergißt nämlich, daß der Kritiker neben Will er seine Antwort zum Urteil erheben,
seinem Amt auch noch ein Ich hat. Und daß will er begründen, so wird er aus Gefühls-
er befugt und verpflichtet ist, dieses ganz erfahrungen heraus urteilen, in denen ebenso
individuell gefärbte und begrenzte Ich dem- wie beim Künstler ein gesetzmäßiger Nieder-
jenigen des Künstlers entgegenzustellen. Der schlag der Erkenntnis von Schön und Häßlich,
Künstler entnimmt das Maß für Gut und von Künstlerisch und Unkünstlerisch mit-
Schlecht in seinem Werke niemals den ab- sprechen wird. Der Unterschied ist im wesent-
strakten „ewigen Gesetzen" der Schönheit und liehen der, daß der Künstler eine sinnlich

wahrnehmbare Form als Ausdruck seines ge-
fühlsmäßigen Verhaltens schafft, daß er schöp-
ferisch aktiv wird, während der Genießende
die geschaffene Form innerlich, rein als Phan-
tasieprodukt nachschafft, nachfühlt und als
befreienden Ausdruck gehemmter eigener Ge-
fühlserfahrungen seinem seelischen Erlebnis-
besitze anheimgibt. Dies Verhalten entbehrt
einer gewissen Aktivität nicht, obgleich nach
außen nichts „bewegt", nichts sinnfällig dar-
gestellt wird. Aber man darf es doch über-
wiegend rezeptiv nennen.

Nun kommen die Künstler — nicht alle,
gewiß nicht, aber doch recht viele — und
sagen: seht her! hier geben wir euch Kunst.
Wahre, echte, unverfälschte Kunst, mit un-
serem Herzblute genährt. Nehmt sie hin,
genießt sie, und gewährt uns dafür die Mittel
zum Leben und Weiterschaffen. Der Genießer,
der Publikus, wie er im Durchschnitte ist,
traut sich aber nicht recht. Er möchte doch
vorher wissen, ob das wirklich Kunst ist,
was ihm da geboten wird. Er versucht, sich
selber drüber klar zu werden, d. h. er ver-
gleicht und bewertet das Dargestellte nach
seiner eigenen inneren Erfahrung. Aber wie
oft versagt sie ihm völlig! Resolut wie Herr
Publikus von Hause aus ist, geht er darauf
meist zur Tagesordnung über und hält sich an
jene Kunst, die er versteht und die ihm gefällt.
(Der Schluß folgt)

NEUE KUNSTLITERATUR

G. J. Wolf: Kunst und Künstler in Mün-
chen. Mk. 4.—. Straßburg i. E. J. H. Ed. Heitz.

Interessenten des Münchner Kunstlebens, wie es
sich hauptsächlich seit Beginn des vorigen Jahr-
hunderts, seit der Aera König Ludwigs 1., entwickelt
und bis heute weiterentfaltet hat, wird das kleine,
paul peterich medea vor kurzem bei J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel),

Sommerausstellung der Münchner Secession Straßburg, erschienene Büchlein eine willkommene

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