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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Die Max Klinger-Ausstellung in Frankfurt a. M.
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-^■4=ö> VERMISCHTES <ä^p~

sieht man auch gern seinen ersten Versuch in der
Oelmalerei, den Spaziergänger von 1877, ganz auf
den Willen gegründet, eines Lichtproblems, der auf
eine rote Backsteinwand prall auffallenden Sonnen-
strahlen, in der Wiedergabe Herr zu werden. Vom
Bildhauer Klinger sind verschiedene kleine frühe
Arbeiten da, die Bronzefigürchen von zierlich beweg-
ten Tänzerinnen, dann Abgüsse in verschiedenereröße
von seinen Plastiken Salome, Kassandra und Badende
in Bronze. Vom Beethoven zeugen als Fragmente
die Originalentwürfe zu den aus Elfenbein geschnitz-
ten Engelsköpfchen am Thronsessel. Die erst jüngst
vollendete Kolossalfigur eines im Ringkampf nieder-
geworfenen Athleten wird im getönten Guß zum
erstenmal gezeigt. Das Werk ist aus ersichtlicher
Freude an der mächtigen Form und der Fülle von
Drehungs- und Bewegungsmotiven gebildet. Aber
von keinem Standpunkt aus kann der Blick es ein-
heitlich fassen, die Glieder des Riesen streben immer
auseinander, alle Gesetze der geschlossenen Kom-
position sind — zumal durch den steil emporge-
reckten rechten Arm — gesprengt.

Zu den bekanntesten Porträtbüsten des Meisters
ist auch die erst im Juli vollendete des Leipziger
Historikers Geheimrat Karl Lamprecht gefügt worden.
Sie gibt nur den Kopf ohne jeden vermittelnden
Unterbau, und die prachtvoll feste Modellierung ver-
leiht dem Ausdruck eine seltene Energie und Ein-
dringlichkeit der lebendigen Wirkung. Unleugbar
merkt man der Ausstellung an, daß sie notgedrungen
etwas zusammengestückelt werden mußte. Aber das
schmälert kaum ihr Verdienst, und die Dankbarkeit
des Publikums für ihre Darbietung gibt sich in dem
ausgezeichneten Besuch deutlich zu erkennen. Sie
bleibt noch bis Ende September geöffnet. i. v.

VERMISCHTES

DERLIN. Ausstellungen bei der Akademie. Die
Akademie der Künste veranstaltet im kommenden
Winter eine interessante Reihe von Ausstellungen in
ihrem neuen Dienstgebäude. Infolge der hieraus sich
ergebenden Notwendigkeit kann die Akademie nicht im
allgemeinen zur Beschickung ihrer Ausstellungen ein-
laden, sondern sie muß zur einheitlichen Gestaltung
derselben bestimmte Künstler mit besondern in den
Rahmen des Ganzen sich einfügendenWerken zurTeil-
nahme auffordern.— Den Reigen ihrer Ausstellungen
wird die von uns schon erwähnte, etwa Mitte Oktober
dem Publikum zugänglich zu machende Aquarell-
ausstellung eröffnen, die etwa bis Ende November
dauern wird. An diese Ausstellung wird sich eine
Ausstellung von Werken der Mitglieder der Akademie
anreihen. Mit ihr verbunden wird eine Ausstellung
von Werken des eigentlichen Begründers der Ber-
liner Bildhauerschule, des früheren Akademiedirek-
tors Gottfried Schadow. Von den hervorragendsten
Arbeiten dieses Meisters, die in alle Winde zerstreut
sind, läßt die Akademie mit vielen Kosten Abgüsse
herstellen, die in der Ausstellung mit zahlreichen
Originalarbeiten werden vereinigt werden. Ob später
mit diesen Abgüssen ein Schadow-Museum begründet
werden wird, steht noch dahin; jedenfalls ist die
Ehrung dieses Meisters, der der Akademie von 1816
bis zu seinem am 28.Januar 1850 erfolgten Tode als
Direktor vorstand, eine ebenso willkommene wie ver-
diente. — Diese Mitglieder- und Schadow-Ausstellung
wird von Ende Januar bis Mitte März währen und
die Ausstellung sein, welche von der Tätigkeit der
Mitglieder der Akademie und dieser selbst Zeugnis
ablegen wird. Etwa von Ende März bis Anfang April
hat die Akademie ihre Ausstellungssäle dem hiesigen

Kaiser-Friedrich-Museumsverein überlassen. Dem
Vernehmen nach wird dieser Verein Bildnisse des
15. bis 17. Jahrhunderts, Stilleben und andere Dar-
stellungen jener Zeit mit Erzeugnissen des Kunst-
handwerkszu einer Ausstellung vereinen. Die Leitung
der Ausstellungen der Akademie erfolgt durch eine
aus Senatoren und Mitgliedern gebildete Kommission
unter demVorsitze des Akademiepräsidenten Arthur
Kampf.

JENA. Wie unsern Lesern aus früheren Berichten
erinnerlich, entstanden voriges Jahr innerhalb des
Komitees für das Abbe-Denkmal Differenzen; die
Anhänger des von Adolf von Hildebrand-München
eingereichten Entwurfes traten aus dem Komitee aus,
als nicht Hildebrands Entwurf, sondern ein solcher
des Bildhauers Paul in Dresden von der Mehrheit
gewählt wurde. Nun soll Hildebrands Entwurf doch
noch zu Ehren kommen; Minister Rothe teilte bei
der Einweihung des Universitätsgebäudes mit, daß die
Fürsten des sachsen-ernestinischen Hauses beschlos-
sen haben, dem verstorbenen Professor Dr. Abbe ein
Denkmal zu errichten; wie nun bekannt wird, han-
delt es sich um Ausführung des Hildebrand'schen
Entwurfes. Jena bekommt also nun wohl zwei Abbe-
Denkmäler. — Bei der Einweihung des neuen
Universitätsgebäudes in Jena waren nur die Por-
träts der vier Erhalter der Landesuniversität: der
Großherzog von Sachsen, die Herzöge von Meiningen
und Sachsen-Altenburg von Hans Olde, sowie das
Porträt desHerzogs vonGotha vonEM anuelGrosser-
Berlin, und ferner die für den Haupteingang zur Aula
von Sascha Schneider gemalten »Torwächter«
zu sehen. Alle übrigen für die Universität bestimm-
ten Werke werden erst in absehbarer Zeit fertig ge-
stellt.

T EIPZIG. Der Kunstverein hat seine Tore bis zum
*^ Herbst geschlossen, nachdem er noch den Nach-
laß Karl Gussow's vorgeführt hat. Bei Nachlaß-
Ausstellungen sind immer ein paar beigefügtejugend-
werke besonders interessant, weil sie oft recht schla-
gend erkennen lassen, wohin die Entwicklung eines
Künstlers bei völlig freier Entfaltung gegangen wäre.
Ein solcher Wegweiser scheint mir bei Gussow neben
einigen anderen Skizzen das Bild »Spaziergang« zu
sein. Man bedauert, daß einem die Bilder vorent-
halten sind, die man nach solchem Ausblick wegs-
weiter noch vermutet. — Im übrigen ist die Nach-
laß-Ausstellung gelegentlich ihrer Münchener Vor-
führung eingehend in diesem Blatte gewürdigt worden.

Außerdem hatten noch Hermann Heyenbrock
(Holland) eine größere Reihe von Pastellen aus den
belgischen Industriebetrieben und Hans Völcker
das künstlerische Ergebnis einer Afrikareise ausge-
stellt. Den ersteren Arbeiten fehlt der große Zug,
ohne dem diesen Vorwürfen überhaupt nicht bei-
zukommen ist. Die Guaschen von Hans Völcker sind
teilweise auch malerisch recht interessant.

MÜNCHEN. Ausstellung 1909. Die zehnte Inter-
im nationale Kunstausstellung im Münchener Glas-
palast wird am 1. Juni 1909 eröffnet werden und bis
Ende Oktober dauern. Sie wird mit Unterstützung
der bayerischen Staatsregierung von der Münchener
Künstlergenossenschaft im Verein mit der Mün-
chener Secession veranstaltet. Die einzelnen Staaten
werden durch Kollektivausstellungen vertreten sein.
Innerhalb der deutschen Kollektivausstellung bildet
die Münchener Secession mit ihren deutschen Aus-
stellern eine besondere Abteilung mit eigener Jury
und Ausstellungskommission. Im übrigen wird die
deutsche Kollektivausstellung von der Münchener
Künstlergenossenschaft ins Werk gesetzt.

Redaktionsschluß: 29. August 1908 Ausgabe: 1. Oktober 1908

Für die Redaktion verantwortlich: F. Schwartz. — Druck und Verlag von F. Bruckmann A.-G. — Beide in München
 
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