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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Die IX. nationale Kunstausstellung der Schweiz
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0093

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-a-S^> DIE IX. NATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG DER SCHWEIZ <^^>

V

august wilckens

Große Berliner Kunstausstellung 1908

DIE IX. NATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG DER SCHWEIZ

om 6. August bis zum 27. September hat in Basel sieht man da Edmond Bille und Oscar LOthy

der IX. sogenannte eidgenössische „Salon" statt- in den bekannten Bahnen schreiten und zu frischen

gefunden. Er war mit 1055 Ausstellungsobjekten be- Landschaften gelangen. — Eigentümlicherweise

schickt, von denen 300 als überall vorkommendes tritt diesmal der originelle Pointiiiist und Impres-

Mittelgut ruhig hätten refüsiert werden dürfen. sionist Cuno Amiet auch nahe zu Hodler heran;

Die Schweizer Kunst steht zurzeit im Zeichen sein Bild „Nach dem Bade" zeigt hodlerische Art;
Hodlers, weniger des Monumentalmalers als des typischer „Amiet" ist einzig ein leuchtender Blumen-
Hellmalers Hodler, der auch im Landschaftlichen Strauß. — Giovanni Giacometti, ebenfalls hell-
auf schlichten, klaren, schlagenden Ausdruck dringt. malender Pointiiiist, bringt „Jünger von Emaus"
Er selbst stilisiert, im Figurenbild „Empfindungen", zu visionärer Leuchtkraft, aber kaum zu vollendet
mit der gewohnten Wucht, wenn auch nicht mit plastischer Gestaltung;diese erreicht erdann in einem
vollem Gelingen; es fehlt an Geschlossenheit, auch farbig ungemein starken „Brotesser". —Max Buri,
an machtvoll zwingender Symbolik; er stilisiert auch ebenfalls in Hodlernähe, malt lebensgroße Berner
in der Landschaft, d. h. in leuchtenden Genfersee- Bauerngruppen, roh in der Farbe, aber schlagend
bildern, deren eines er direkt als „landschaftlichen charakteristisch und in einer Helligkeit, die mit
Formenrhythmus" bezeichnet. Wo ihm nun seine manchem Ungeschlachten versöhnt. Albert
Jüngernachstilisieren und rhythmisieren wollen, miß- Trachsel ist ein Hellmaler von eigentümlich vi-
lingen meistens die Bilder; wo sie aber, in den verstan- sionärer Zartheit in Landschaften, Karl Itschner
denen Grenzen eigenen Talentes, nur nach Hellig- gewinnt in „Herbstferien" ebenfalls einen eigenartig
keit und schlicht deutlichem Ausdrucke streben, da bedeutenden hellen und doch bunten Landschaftsstil,
entsteht leuchtende, sachlich und dekorativ wirkungs- Neben dieser neuen Richtung, die gewiß viel Gutes
volle jungschweizerische Kunst: so bei Eduard und Berechtigtes hat, steht isoliert Albert Weltis
Boss, Ernst Bolens, Max Burgmeier, Plinio feine und tiefe Kunst. Sein »Auszug der Penaten«
Colombi, Albert und Filippo Franzoni, und seine „Drei Eremiten" sind nach Inhalt und
Robert Kiener und anderen, von denen jeder, Ausführung von herzerfreuender Vollendung. —
am meisten Colombi, etwas Eigenes hinzuzutun Dazu tritt Wilhelm Balmers „Kinderparadies",
hat. Weniger als Hodler wirkt Segantini nach, doch ein poesie- und lebengesättigtes Bild voll stillen

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