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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Die Entwicklung der Technik der Ölmalerei vom Mittelalter bis in die Neuzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0114

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^ö> die entwicklung der technik der ölmalerei

die entwicklung der technik lässig sind, wie stark legiertes für feines Gold, Zinn
nrD ä, UAi rnri \r r\\K „ittci fur Silber, Biadeti oder I ndigo für Azur, Terra Rossa
DLK ULMALtKtl VUM MlllfcL- oder Mennige für Zinnober etc.« — Diese Satzungen
alter bis in die neuzeit beweisen u. a., daß die Technik der Herstellung eines

Gemäldes damals weitgehend durchgebildet war, daß
I Tnter diesem Titel veröffentlichte der Münchener ein vollkommenes System derselben zu dem Zweck
^ Professor Dr. A. Eibner in der Beilage der Mün- angewendet wurde, die Haltbarkeit der Bilder zu ge-
chener Neuesten Nachrichten eine interessante, auf- währleisten. Wenn Albrecht Dürer z. B. die Halt-
schlußreiche Studie, in der er etwa folgendes aus- barkeit seiner Bilder auf Jahrhunderte hinaus voraus-
führt: Die Kenntnis derMaltechnik geht innerhalb der sagte, so sehen wir diese Voraussage heute erfüllt.
Künstlerschaft immer mehr zurück; die Material- (Eibner denkt hier wahrscheinlich an den Brief
künde, eine der Grundlagen derMaltechnik im um- Dürers an Jacob Heller vom 26. August 1509, wo
fassenden Sinne des Wortes, ist auf ein Minimum es heißt: >Ist auch (die Tafel, das Gemälde) mit
herabgesunken, der alte Satz >Das Material schafft den besten Farben gemacht, als ich sie hab mögen
den Stil * ist vergessen worden, aber dieses Ver- bekommen. Sie ist mit guter Ultramarin unter- uber-
gessen blieb nicht ohne die nachteiligsten Folgen: und ausgemalt, etwa 5 oder 6 mal. Und da sie schon
der Mangel an Materialkunde, der in der neuen ausgemacht war, hab ich sie darnach noch zwiefach
Zeit verspürbar ist, hat falsche technische Stile ubermalt, uf daß sie lange Zeut währe. Ich weiß, da
in der Oelmalerei hervorgebracht. Im Mittelalter Ihr sie sauber halt, daß sie 500 Jahr sauber und
gab es jenen Stil der Oelmalerei, der aus empi- frisch sein wird.-) Heutzutage kann der Künstler
rischer Kenntnis des physikalischen und chemi- aus zwei Gründen keine Garantie für die Haltbar-
schen Verhaltens der Bindemittelmaterialien beim keit seiner Bilder geben. Zunächst weil er die Eigen-
Auftrocknen und Lagern hervorging. Er bildete die Schäften der Materialien zu wenig kennt, und dann
solide materialtechnische Grundlage des handwerk- weil der heutigen Technik der Oelmalerei das frühere
liehen und künstlerischen Stiles der Malerei jener handwerkliche System fast gänzlich fehlt und nur
Zeit. Seine Signatur war die Anwendung dünner, mehr auf künstlerische Wirkung hin gearbeitet wird,
gleichartiger Farbschichten; diese eine not-
wendige Konzession an den natürlichen
Trockenprozeß der fetten Oele. Die heu-
tigen rein künstlerischen Stile der Oelma-
lerei sind im Gegensatz zu den mittel-
alterlichen zumeist frei von Rücksichten
auf die Beschaffenheit des Materials und
legen fast ausschließlich Gewicht auf die
unmittelbare Verkörperung der künstleri-
schen Idee ohne Hemmung der Inspira-
tion . . . Die moderne Kunstmalerei ent-
wuchs also der etwas handwerksmäßigen,
vorwiegend materialtechnischen Schulung
der mittelalterlichen Meisterschulen und
Handwerksgilden, besonders unter dem
Einfluß der zu Ende des 16. Jahrhunderts
durch Ludovico Agostino und Annibale
Caracci begründeten Academia degli In-
camminati, in welcher die mittelalterliche
materialtechnische Propädeutik des Malens
durch eine philosophisch-künstlerische er-
setzt wurde. Wenn heute ein hervorragen-
der Maler außer seinem künstlerischen
Können auch großes materialtechnisches
Wissen besitzt und anwendet, so wird
daraus viel Rühmens gemacht. Im Mittel-
alter war das selbstverständlich. Einige
Stellen aus Ch. Dalbons vortrefflichem
Buche >Les origines de la peinture ä l'huile«
(Paris 1904) beweisen überzeugend, daß
die mittelalterlichen Künstler eine Kennt-
nis der Rohmaterialien besaßen, wie sie
heute selten vorkommt. So lautet einer
der Artikel einer Genter Malergilde aus
dem 14. Jahrhundert folgendermaßen: >Für
jedes Bild, das mit reinem Azurblau oder
Grün gemalt sein muß und bei dem die
Gildenmeister oder die Jury festgestellt
haben, daß dabei unrichtige Materialien
verwendet wurden, ist der Meister, der es
malte, gehalten, 10 Pfund Buße zu zahlen.«
In den Statuten der Malergilde von Siena
vom Jahre 1355 findet sich folgender Satz:
> In der Kunstmalerei darf nicht unbesonnen
gearbeitet werden; es ist ferner verboten,

falsches Silber oder Gold zu verwenden, RICH. HOELSCHER KORBTRÄGERIN
oder andere Farben als vertragsmäßig zu- Ausstellung Darmstadt 190S

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