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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Die Entwicklung der Technik der Ölmalerei vom Mittelalter bis in die Neuzeit
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Von Ausstellungen und Sammlungen - Neue Kunstliteratur - Vermischtes
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0115

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-^g> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <^t-

l. staudinger baby
Ausstellung Darmstadt 1908

Eibner verurteilt in dieser Hinsicht vor allem die
pointillistische Manier. Die Anwendung der Oelfarbe
zu diesem Zwecke widerspreche gänzlich den Rück-
sichten in Bezug auf die natürliche Beschaffenheit
des Oelfarbenmaterials und daher auf die Erzielung
der nötigen Haltbarkeit. Werden diese dicken Lagen
stark mit Wachs versetzter Oelfarbe auf stark ein-
saugendem Grund gemalt, so ist ihr Abfallen un-
vermeidlich, eine Erscheinung, die man tatsächlich
an einer Reihe Bilder dieser Richtung beobachten
kann. Eibner berührt dann auch die ästhetische
Seite des pastosen Malens und kommt zu ziemlich
abfälligem Urteil. Den Hinweis, daß auch schon
im Mittelalter pastos gemalt wurde, läßt er nur be-
dingt gelten. Die Dickmalerei wurde damals auf
ganz bestimmte Bildstellen beschränkt, so auf Glo-
riolen, Gewandsäume, dargestellte Metallgeräte. Und
in diesen Fällen wurde ganz anders verfahren als
bei der modernen pastosen Oelmalerei, da die be-
treffenden Stellen mit Gips überhöht, modelliert
und dann erst relativ dünn mit Farbe überzogen
oder vergoldet wurden. Die ästhetische Seite des
neueren impressionistischen und pastosen Malens
betreffend, sagt Eibner mit Recht, daß die Schnellig-
keit, mit der hier gearbeitet wird, eine Vernachlässi-
gung der Zeichnung mit sich bringe, daß man mehr
in Farben als in Formen arbeite, und daß eine künf
tige, stärkere Betonung der Zeichnung (im Sinne
der alten Meister) u. a. die Rückkehr zu soliderer
und technisch gediegenerer Herstellungsart der Bil-
der begünstigen würde. — Was Eibner schließlich
zur Verbesserung der zeitgenössischen Maltechnik
wünscht, ist nicht allein die Bereitstellung einwand-
freier Materialien, sondern man solle auch, meint er,
einen Teil der strengen, mittelalterlichen Satzungen
und Ausbildungspläne wieder zur Geltung bringen,
allerdings in einer Form, die der Neuzeit angepaßt
sei. Er wünscht also eine Vereinigung von Wissen
und Können, von Wissenschaft und Kunst, die,
wenn sie auch selten in gleicher Ausbildung in
einem Individuum auftritt, dennoch keineswegs prak-
tisch undurchführbar ist. Männer wie die Van
Eyck, Lionardo, Michelangelo, Dürer verkörpern
sie, und sie muß als die höchste harmonische Aus-
bildung natürlichermenschlicherFähigkeiten betrach-
tet werden. Daß sie bei vorhandener Anlage durch
Erziehung zustande kommen kann, zeigt u. a. die
Tätigkeit des Architekten, in der wissenschaftliche
und künstlerische Betätigung am Material sich die
Wage halten.

VON AUSSTELLUNGEN

UND SAMMLUNGEN

OERLIN. Bei Gurlitt wird uns eine Steinhausen-
Ausstellung vorgeführt; Zeichnungen und Bilder

— unter den letzteren meist Landschaften, was wir
besonders dankbar begrüßen. Als Grundzug scheint
durch die Werke des Künstlers eine leise Melan-
cholie zu wehen, dieselbe Stimmung, die aus den
etwas krankhaft verschleierten Augen des pracht-
vollen Selbstporträts vor blauem Nachthimmel spricht
und die seinen biblischen Bildern eine so eigenartige,
gedämpfte Note verleiht. Es ist nichts darin von
der Gewalt und dem seelischen Feuer der Gebhardt-
schen Schöpfungen, nichts von dem asketischen
Lodern und der krampfhaft gezügelten Geste Uhdes,

— hier wird erzählt mit leiser Gebärde und tief
empfindender Innerlichkeit, daß man gleichsam den
Schatten der Passion über den Gruppen dahingleiten
fühlt, die nur mit leiser Stimme wie im Trauerhause
zu sprechen scheinen. In seinen Landschaften über-
wiegt das Neblige, Verschwommene — feste Kon-
turen sowie kräftige Farbenakkorde sind fast ganz
vermieden; dem Künstler liegt offenbar nichts an
den faktischen, auch nichts an den nur malerischen
Werten seiner Landschaften, es ist ihm nur um den
Stimmungsgehalt, um das seelische Gleichnis zu tun.

g. busch heiliger georg

Ausstellung Darmstadt 1908

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