V. LETZTER TROST
Der fünfte Akt einer Tragödie pflegt kurz gefaßt zu sein. Stachiewicz's Zyklus bildet zwar
kein geschlossenes Ganzes, kein regelrecht aufgebautes Drama — es sollten ja nur reihenweise Atelier-
gespenster erscheinen — doch hat das Finale die Stimmung eines einfachen, knappen Tragödien-
schlusses. Es bringt, wie bei den größten Dichtern, sanfte Beruhigung, beinahe Trost.
Eine schwarzgekleidete Gestalt von hinten gesehen. Nur auf dem Haupte schimmert ein Stück
weißen Gewandes. Sie naht sich einem Bette, mit beiden Händen ein leuchtend weißes Leichentuch
ausbreitend. Wie in dem ganzen Zyklus, bekommen wir auch hier den Helden der Tragödie, den
Künstler selbst nicht zu sehen. Visionen, lauter Visionen! Wer ist es aber, der heute im Atelier er-
scheint? Entsagung, Verzichten auf Hoffen und Ringen? Es ist ganz einfach der Tod, der stille, der
mitleidsvolle, das einzige Glück, das einem müden Künstler beschieden sein kann. Nach all der Mühe,
allem Leid, aller Trübsal kommt er, der oft herbeigewünschte, ersehnte, endlich erflehte. „Du bist die
Ruh, Du bist der Frieden."
Und nun folgt kein weiteres Bild. Keine hergebrachte Apotheose. Keine Posaunen der künf-
tigen Fama, keine Hoffnung auf Nachruhm. Man hat Stachiewicz oft eine gewisse Neigung zur opti-
mistischen Sentimentalität, zum jungfräulichen Rosen- und Lilienpflücken vorgeworfen. Im Zyklus
„Ateliergespenster" ist davon keine Spur. Hier zeigt sich Stachiewicz als ein Mann, der das Leben,
des Künstlers Leben, ernst und tief empfunden und verstanden hat. Er hat es mit offenen, hellen
Augen, aber mit Dichteraugen gesehen, mit aufrichtigem Sinn dargestellt. Hier erscheint er als Mensch,
der viele Träume seines Helden mitgeträumt, viele seiner Niederlagen mitgetragen hat. Und der auch
in der eigenen Seele viel gelitten haben mag.
Der fünfte Akt einer Tragödie pflegt kurz gefaßt zu sein. Stachiewicz's Zyklus bildet zwar
kein geschlossenes Ganzes, kein regelrecht aufgebautes Drama — es sollten ja nur reihenweise Atelier-
gespenster erscheinen — doch hat das Finale die Stimmung eines einfachen, knappen Tragödien-
schlusses. Es bringt, wie bei den größten Dichtern, sanfte Beruhigung, beinahe Trost.
Eine schwarzgekleidete Gestalt von hinten gesehen. Nur auf dem Haupte schimmert ein Stück
weißen Gewandes. Sie naht sich einem Bette, mit beiden Händen ein leuchtend weißes Leichentuch
ausbreitend. Wie in dem ganzen Zyklus, bekommen wir auch hier den Helden der Tragödie, den
Künstler selbst nicht zu sehen. Visionen, lauter Visionen! Wer ist es aber, der heute im Atelier er-
scheint? Entsagung, Verzichten auf Hoffen und Ringen? Es ist ganz einfach der Tod, der stille, der
mitleidsvolle, das einzige Glück, das einem müden Künstler beschieden sein kann. Nach all der Mühe,
allem Leid, aller Trübsal kommt er, der oft herbeigewünschte, ersehnte, endlich erflehte. „Du bist die
Ruh, Du bist der Frieden."
Und nun folgt kein weiteres Bild. Keine hergebrachte Apotheose. Keine Posaunen der künf-
tigen Fama, keine Hoffnung auf Nachruhm. Man hat Stachiewicz oft eine gewisse Neigung zur opti-
mistischen Sentimentalität, zum jungfräulichen Rosen- und Lilienpflücken vorgeworfen. Im Zyklus
„Ateliergespenster" ist davon keine Spur. Hier zeigt sich Stachiewicz als ein Mann, der das Leben,
des Künstlers Leben, ernst und tief empfunden und verstanden hat. Er hat es mit offenen, hellen
Augen, aber mit Dichteraugen gesehen, mit aufrichtigem Sinn dargestellt. Hier erscheint er als Mensch,
der viele Träume seines Helden mitgeträumt, viele seiner Niederlagen mitgetragen hat. Und der auch
in der eigenen Seele viel gelitten haben mag.