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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Schmidt, Robert: Aus den Berliner Kunstsalons
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0216

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AUS DEN BERLINER KUNSTSALONS

Dei Schulte sind, abgesehen von einer Anzahl
Einzelwerken, nicht weniger als 20 Künstler mit
mehr oder minder nummernreichen Kollektionen
vertreten. >Wer vieles bringt...«. Natürlich hat
jeder Kunstsalon Konzessionen zu machen; seine
ideale Aufgabe aber, zur Erziehung des Publikums
beizutragen, wird durch solche Zersplitterung nicht
gerade gefördert. Porträtzeichnungen von Ismael
Gentz mögen ja gegenständlich interessant und dar-
um Kaufware sein, aber künstlerisch .. .! Eine Be-
sprechung muß sich da auf Andeutungen beschränken
und das Beste herausgreifen. Sieben Düsseldorfer
Künstler haben gemeinsam ausgestellt. Vielleicht
der begabteste unter ihnen ist Max Clarenbach,
der ein sehr feines Gefühl für die charakteristischen
Stimmungswerte einer Landschaft verrät; neben ihm
fallen besonders Walter Ophey durch gute Licht-
studien und Julius Bretz durch die schweren Far-
ben und kräftigen Silhouetten seiner Landschaften auf.
Ein Saal voller Interieurs von Gotthard Ku eh l wirkt
trotz prachtvollerEinzelheiten monoton und ermüdend;
die Masse tötet, hier wäre weniger mehr gewesen.
Sehr vielseitig und doch von einer Melodie getragen
stellt sich das Schaffen von Ernst OppLER-Berlin
dar. Mögen es Stilleben mit feinfarbigen chinesischen
und holländischen Gefäßen, mögen es scharf erfaßte
Porträte oder Landschaften sein, immer erfreut das
feine Zusammenstimmen delikater Töne. Diese be-
sondere koloristische Note ist es, die auch seinen

Holländischen Landschaften, deren Sujets so oft mit
denen Liebermanns Verwandtschaft haben, ihren völ-
lig eigenen Klang geben. Erwähnt mögen noch wer-
den die zarten, zeichnerischen Landschaften von Ru-
dolf Sieck (München), die wirkungsvollen frischen
Architekturaquarelle von Otto Günther-Naum-
burg (Berlin), sowie die eine frische Beobachtungs-
gabe verratenden Kleinplastiken von Fred Volker-
ling (Dresden). Die Ausstellung des Nachlasses von
Harro Magnussen kann dem Bilde von des Künst-
lers Wirksamkeit keinen neuen Zug hinzufügen und
an der Bewertung seiner künstlerischen Persönlich-
keit nichts ändern; ein tüchtiger Bildhauer, jedoch
keiner der Großen, Eigenmächtigen, die ihrer Zeit
den Stempel ihres Genius aufdrücken.

Dem Andenken eines anderen, der im verflossenen
Jahr seinen Lebensweg beendete, ist eine Ausstellung
bei Cassirer gewidmet: Walter Leistikow. Einer
unserer Größten, ein ganz Eigener ist mit ihm da-
hingegangen, und wir durften noch so viel Herrliches
von ihm erwarten. Gerade diese Ausstellung seines
Nachlasses läßt uns den Schmerz doppelt empfinden;
die großzügige, nie fehlende Sicherheit im Erfassen
der seelischen und malerischen Werte, die Vielseitig-
keit in einer selbstgewählten Beschränkung tritt in
dieser Sammlung seiner Werke voll zutage. Jeder
Landschaft, sei es sein geliebter Grunewald, dessen
Schönheiten erst durch ihn entdeckt worden sind,
sei es das mitteldeutsche Bergland oder die Wucht
der Schweizer Berge, allem wußte er das Wesent-
liche abzulauschen und in typischer Gestaltung fest-

fernand khnopff „en ecoutant du schumann"

Belgische Aasstellung, Berlin

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