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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Von Ausstellungen und Sammlungen
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Wolf, Georg Jacob: Der Streit um Angelo Janks Reichstagsbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0226

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hermann richir fraulein dubois

-*-4^> DER STREIT UM ANGELO JANKS REICHSTAGSBILDER <^=^

DER STREIT UM ANGELO JANKS
REIGHSTAGSBILDER

Angelo Jank war aus wiederholten Konkur-
renzen um die Ausführung der großen Gemälde
für die Stirnwand des Reichstagssitzungssaales als
Sieger hervorgegangen. In mehr als zweijähriger
unverdrossener Arbeit entstanden auf Grund der
gebilligten Skizzen die Monumentalgemälde. Ich sah
sie im Koloßsaale der Münchner Akademie, ehe sie
nach Berlin abgingen, und hatte den Eindruck eines
großen künstlerischen Erlebnisses. — Kaum waren
die Bilder an Ort und Stelle angebracht, als sich
da und dort im Reichstag mißbilligende und tadelnde,
höhnende und scheltende Stimmen erhoben, die zu-
letzt in einem pamphletistischen Zirkular des Ab-
geordneten Pfeiffer aus Bamberg ihren literarischen
Niederschlag fanden. Der Reichstag stellte sich zum
überwiegenden Teil auf Pfeiffers Seite, und vor dem
ganzen Reich wurden Worte über das Werk und den
Künstler laut, die höchst bedauerlich und für das
ästhetisch-kritische Urteil der Männer, die Deutsch-
landsElite repräsentieren sollen, geradezu beschämend
sind. Es ist das gute Recht des Reichstags und jedes
einzelnen seiner Mitglieder, zu sagen, daß ihm diese
Bilder nicht gefallen, er mag auch an den gewählten,
von der Ausschmückungskommission jedoch ge-
billigten stofflichen Vorwürfen sachliche Kritiküben —
keineswegs zu billigen aber ist eine ästhetische und
technische Kritik, wenn sie, wie bei diesen Herren,
ohne alle fachlichen Vorkenntnisse sich ans Werk
macht, mutig im Glauben, wenn man nur große und

Belgische Aasstellung, Berlin gn)be W(me .„ den Mund nehme) könne eg nicnt

fehlen. In dieser Hinsicht hat das Pamphlet, das
längst bewährt, aber mit einem Ruck ist Leo Delitz der Reichstagsabgeordnete Pfeiffer verteilen ließ,
gewachsen, neben dem als Werdende Wilhelm Wod-
nansky und O. Alexander erwähnt werden müssen.
Die miniaturartigen und dabei malerisch sehr pro-
blemlüsternen Zierlichkeiten von Walter Hampel,
die farbigen Radierungen der Pariser Franz Simon
und Ferdinand Michl sieht man stets mit Ver-
gnügen. Durch feste Umrisse und bei aller Ge-
dämpftheit leuchtende Farben üben die Holzschnitte
des Tschechen Bohumir Jaronek eine stark deko-
rative Wirkung aus. Zum Stil des gegebenen Ma-
terials strebt auch jenes Landsmannes, der Bildhauer
Jan Stursa. Ueber eine Sammlung von Original-
blättern der Simplicissimus-Zeichner ist füglich nichts
weiter zu sagen. Noch zwei Kollektiv-Ausstellungen
haben ihre besonderen Räume und fesseln schon
durch ihre Gegensätzlichkeit. Denn die Zeichnungen
des Wiener Affen-Spezialisten Emmerich Simay sind
mit kecker Sicherheit hingewischt, oft ebenso humo-
ristisch wie seine Kleinplastiken, breit, phantastisch.
Dagegen die schweigsame Art des durchaus ernst
gestimmten Karl Haider (München), treu an die
Einzelheiten der Wirklichkeit, um die Jenseitsträume
wittern, hingegeben; ein deutsch bescheiden und
innig still bewußter Meister steht er schier ein-
sam da. Das gelenke, frisch sprudelnde und in
Zierlichkeit gebändigte Wesen der Wiener macht
die Aquarelle von Heinrich Lefler und Josef
Urban anziehend, denen die illustrative Ausstattung
des dem Kaiser gewidmeten Prachtwerkes >An Ehren
und an Siegen reich« recht festlich gelungen ist. —
Was sonst noch das Jubiläumsjahr an Ausstellungen
gezeitigt hat und zudem die bedeutende Daumier-
Ausstellung bei Miethke bleibe einem demnächsten
Bericht überlassen. Karl m. Kuzmany

- angelo jank vor einem seiner reichs-

tagsbilder

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