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j. bossard exlibris dr. f. peipers (farbige lithographie)
nicht nur mit dem Auge, sondern auch mit fehlt. Unleidliche Pose und unwahrhafte Süßlich-
derr. Hirn. Nur so kann das Niveau des ziefen die Porträts von Paul Joanowitsch-
x- j • j j r> u i Wien; da ist es schon eine Freude, die glatten, aber
Kunstverstandn.sses und des Geschmackes ge- saube'ren und mit schiichter Natürlichkeit gemalten
hoben und in Taten umgesetzt werden. Die Kleinigkeiten des verstorbenen Hugo Kotschen-
Taten, unser eigenes Tun und Lassen — das Reiter zu sehen. Von Ad. Hengeler werden uns
ist überhaupt das Wesentlichste, denn wie die liebenswürdige Genrebildchen mit einer Dosis Hu-
p • « r , ... , ,. mor von Schwindscher Art gezeigt, sowie einige
Erziehung zum Leben, so will auch die zur recht gute Landschaften. Beachtenswert erscheinen
Kunst nicht nur gepredigt, sondern vorge- uns auch die stilisierten Landschaftszeichnungen von
lebt sein. Oskar Bergmann. Aktuell: >Bilder aus dem Sizi-
lianischen Erdbebengebiet« von Hans Busse, die
zum Teil hier schon gewürdigt wurden, u. a. eine
VON AUSSTELLUNGEN sehr aufregende Szenerie: >Mein Eßtisch«, besetzt
mit Flaschen und Früchten! Willy Stöwer stellt
DERLIN. Bei Schulte hängen noch die saftstrotzen- Aquarelle von der Korfureise des Kaisers aus. Als
den Baumgruppen, die in dämonischer Glut zit- Trost zum Schluß zwei prachtvolle klarfarbige Land-
ternden Sonnenuntergänge, die gespenstisch zerfetz- Schäften von Carl KOstner, ein >Winterbild« und
ten Nachtwolken des Flamen Courtens. Ein völlig >Maitag in den Vorbergen«.
gegensätzliches Temperament offenbaren die geist- Der Salon Gurlitt bietet eine Kollektiv-Ausstellung
reich gemalten Porträts von Hubert von Her- von Werken Emil Orliks. Die eminent dekorative
komer, in deren Charakter sich leicht etwas Ner- Begabung des Künstlers kommt hier voll zum Aus-
vös-Preziöses, leider auch etwas Geistreichelndes druck. Er versteht es wie wenige, eine Fläche zu
einschleicht. Bei allem aber eine Potenz. Das Haupt- füllen und auf Silhouette hinzuarbeiten. Auch wenn
stück, die >Jury der Royal Academy, London 1908«, er keine japanischen Szenerien und japanisierende
hat glänzende Porträts, aber keine Komposition; der Motive vorführte, würde der große Einfluß, den die
Versuch, 14 in einer Reihe nebeneinander sitzende ostasiatische Kunst auf ihn ausgeübt hat, unver-
Männer (nur ein stehender) zu einer bildmäßigen kennbar sein. Aber ebenso klar ist, daß ein guter
Wirkung zusammenzufassen, ist mißglückt. Fritz Nährboden für diese Keime in ihm vorhanden war,
Burger stellt ein Doppelporträt aus; als Bildnis- die er, ohne in sklavische Nachahmung zu verfallen,
maierei gut; aber wiederum, wie so oft bei ihm, in eine europäische Kunstsprache übersetzt. Im
ist zu viel Wert auf das Nebensächliche gelegt — Kolorit findet er Tonwirkungen von höchster Fein-
es ist ein Interieur mit Stühlen und Personen daraus heit, manchmal etwas hypersensibel, an die Wiener
geworden. Die Konzentration auf die Hauptsache Schule erinnernd. Einige sehr gute Porträts ver-
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j. bossard exlibris dr. f. peipers (farbige lithographie)
nicht nur mit dem Auge, sondern auch mit fehlt. Unleidliche Pose und unwahrhafte Süßlich-
derr. Hirn. Nur so kann das Niveau des ziefen die Porträts von Paul Joanowitsch-
x- j • j j r> u i Wien; da ist es schon eine Freude, die glatten, aber
Kunstverstandn.sses und des Geschmackes ge- saube'ren und mit schiichter Natürlichkeit gemalten
hoben und in Taten umgesetzt werden. Die Kleinigkeiten des verstorbenen Hugo Kotschen-
Taten, unser eigenes Tun und Lassen — das Reiter zu sehen. Von Ad. Hengeler werden uns
ist überhaupt das Wesentlichste, denn wie die liebenswürdige Genrebildchen mit einer Dosis Hu-
p • « r , ... , ,. mor von Schwindscher Art gezeigt, sowie einige
Erziehung zum Leben, so will auch die zur recht gute Landschaften. Beachtenswert erscheinen
Kunst nicht nur gepredigt, sondern vorge- uns auch die stilisierten Landschaftszeichnungen von
lebt sein. Oskar Bergmann. Aktuell: >Bilder aus dem Sizi-
lianischen Erdbebengebiet« von Hans Busse, die
zum Teil hier schon gewürdigt wurden, u. a. eine
VON AUSSTELLUNGEN sehr aufregende Szenerie: >Mein Eßtisch«, besetzt
mit Flaschen und Früchten! Willy Stöwer stellt
DERLIN. Bei Schulte hängen noch die saftstrotzen- Aquarelle von der Korfureise des Kaisers aus. Als
den Baumgruppen, die in dämonischer Glut zit- Trost zum Schluß zwei prachtvolle klarfarbige Land-
ternden Sonnenuntergänge, die gespenstisch zerfetz- Schäften von Carl KOstner, ein >Winterbild« und
ten Nachtwolken des Flamen Courtens. Ein völlig >Maitag in den Vorbergen«.
gegensätzliches Temperament offenbaren die geist- Der Salon Gurlitt bietet eine Kollektiv-Ausstellung
reich gemalten Porträts von Hubert von Her- von Werken Emil Orliks. Die eminent dekorative
komer, in deren Charakter sich leicht etwas Ner- Begabung des Künstlers kommt hier voll zum Aus-
vös-Preziöses, leider auch etwas Geistreichelndes druck. Er versteht es wie wenige, eine Fläche zu
einschleicht. Bei allem aber eine Potenz. Das Haupt- füllen und auf Silhouette hinzuarbeiten. Auch wenn
stück, die >Jury der Royal Academy, London 1908«, er keine japanischen Szenerien und japanisierende
hat glänzende Porträts, aber keine Komposition; der Motive vorführte, würde der große Einfluß, den die
Versuch, 14 in einer Reihe nebeneinander sitzende ostasiatische Kunst auf ihn ausgeübt hat, unver-
Männer (nur ein stehender) zu einer bildmäßigen kennbar sein. Aber ebenso klar ist, daß ein guter
Wirkung zusammenzufassen, ist mißglückt. Fritz Nährboden für diese Keime in ihm vorhanden war,
Burger stellt ein Doppelporträt aus; als Bildnis- die er, ohne in sklavische Nachahmung zu verfallen,
maierei gut; aber wiederum, wie so oft bei ihm, in eine europäische Kunstsprache übersetzt. Im
ist zu viel Wert auf das Nebensächliche gelegt — Kolorit findet er Tonwirkungen von höchster Fein-
es ist ein Interieur mit Stühlen und Personen daraus heit, manchmal etwas hypersensibel, an die Wiener
geworden. Die Konzentration auf die Hauptsache Schule erinnernd. Einige sehr gute Porträts ver-
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