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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Vermischstes - Personal- u. Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0323

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-^^> VON AUSSTELLUNGEN

— wie etwa von Orlik — gemalt, sondern mit den
uns vertrauten Mitteln moderner europäischer Oel-
technik und Anschauungsweise. Gott sei Dank, daß
der Künstler sich treu geblieben und nicht dem
Japonismus verfallen ist, denn nun erst wird uns
die Möglichkeit gegeben, unsere Eindrücke der
japanischen Malerei am Objekt selbst zu kontrol-
lieren. Und den Charakter dieses einzigartigen
Landes und seiner Leute hat Hübner voll erfaßt
und übermittelt. Starke Silhouettenwirkungen sind
das Beste, was Arthur Segalls harter Pointillis-
mus erzielt; Philipp Francks farbfreudige Land-
schaften wirken vielfach unruhig und leiden oft an
einem Mangel an Tiefenwirkung. Außer einigen
prächtigen Tiergruppen von August Gaul ist eine
größere Zahl von Plastiken von Hermann Haller
ausgestellt, die ein sehr sicheres, eigenes Form-
und Stilgefühl erkennen lassen; wenn sie nur nicht
in dem abscheulichen, porösen Kalkstein imitieren-
den Material ausgeführt wären.

Bei üurlitt begegnet uns Klein-Chevalier mit
großen breitgemalten, kräftig tönenden Arbeiten.
Sein Problem ist die Bewegung des menschlichen
Körpers; darin leistet er recht Gutes trotz mancher
Leerheiten; Besseres sicher als im Porträt, wo er
die Farbe dämpft und konventionell wird. Die
Arbeiten K. Otto Müllers (Berlin) bedeuten das
genaue Gegenteil. Mädchen- und Knabenakte am
Strande, in allerweichsten verblaßten Tönen, fast
visionär-traumhaft, eine Note lyrischer wie Ludwig
von Hofmann, an den die Dinge entfernt anklingen.
In diesem Künstler, der hier sich zum ersten Male
vor dem Publikum zeigt, steckt eine hochachtbare
dekorative Begabung und feiner Farbensinn. Den
Namen muß man sich jedenfalls merken. Carl
Hofer malte im Jahre 1907 seine Akte in Braun;

1908 aber hat er sich auf kalte Töne, die zwischen
rosa, gelb und grau schwanken, eingeschworen.
Die Schatten sind in diesem Jahre grün. Die Nasen
seiner Figuren scheinen entweder syphilitisch ent-
stellt, oder aber sie liegen wie dicke Fleischklumpen
unter grinsenden Schlitzaugen. Dabei sind die
Körper gut modelliert und in der Bewegung viel-
fach vorzüglich erfaßt. Komponiert sind die Bilder
meist sehr schlecht; Hofer kann seine Akte nicht
bildmäßig zusammenbringen — oder will er nicht?
Das ist's: überall muß ein Pferdefuß heraussehen!
Die Aquarelle von Max Schlichting (Berlin ,
Motive von den oberitalienischen Seen, machen
einen wenig erfreulichen flauen Eindruck.

Als bildliche Parallele zu der alljährlichen Ge-
weihausstellung bringt die Galerie Eduard Schulte,
wie in jedem Januar, so auch jetzt wieder eine Jagd-
und Sportausstellung. Vom Standpunkte des Nim-
rods mag hier manches Interessante vorliegen, von
der rein künstlerischen Warte aus sieht man freund-
lich darüber hinweg. Weiter Porträts in Hülle und
Fülle; zwei Künstler sind mit besonders reichen
Kollektionen vertreten: A. de la Gandara und
Walther Firle. Der Pariser stellt zwölf mondäne
Damenbildnisse zur Schau, trocken, aber sehr sicher
und virtuos gemalt; ohne den Versuch, eine ernst-
haftere Charakteristik in die mehr oder weniger hüb-
schen Larven zu bringen; ein einzelnes von diesen
Bildern würde einen gewissen Effekt erzielen können,
aber in dieser Massenansammlung in kleinem Raum
wirken die lebensgroßen Ganzfiguren in ihrer affek-
tiert-posierten Photographierhaltung unerträglich. Da-
durch gewinnen die Porträts von Firle, der sich hier
zum ersten Male dem Berliner Publikum als Bild-
nismaler vorstellt, beträchtlich, trotzdem auch sie
meist als Malereien wie als psychologische Studien

ivan mestrovic slavische legende

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