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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Kuzmány, Karl Michael: Die Frühjahr-Ausstellung der Wiener Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0436

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-5=^> DIE FRÜHJAHR-AUSSTELLUNG DER WIENER SECESSION <^=^

ein Stück Naturstimmung, beziehungsreich dadurch, daß im
Vordergrund die Handwerker an einem neuen Dachstuhl zimmern,
während sich eine Lawine von den Berghängen löst.

Den weiten Spielraum, dessen Egger-Lienz zum Ausschwin-
gen seiner großen Rhythmen bedarf, hat ihm Architekt Robert
Oerley geschaffen, in einem Hauptsaal, der durch seine Anlage
glücklich gegen die acht ringsum folgenden Zimmer sich abgrenzt,
die jedesmal anders gestimmt sind. Ueber dem Eingang zu der
Ehrenhalle sind fünf Kartons für Wandmalereien von Ferdi-
nand Andri angebracht (Abb. S. 401). Man begegnet auch hier
wieder Andris starkem Farbensinn, der sich mit einer ebenso
von fernher anziehenden Linienführung paart. Die diesmal von
ihm zu lösende Aufgabe war umso schwieriger, als nicht nur
das Programm gegeben war, sondern seine in quadratische Felder
zu komponierenden Gestalten heiliger Märtyrer den von dem
verstorbenen Felix Jenewein begonnenen Zyklus fortführen sollen,
als Kapellenschmuck in der Neu-Ottakringer Kirche. Andri hat
es verstanden, das Konventionelle dadurch zu vermeiden, daß
er ganz individuelle Temperamente durch die Darstellungsweise
zu typischen Aeußerungen brachte. In seine eigenste Welt führt
Rudolf Jettmar, ein Tenebroso der Stimmungen, an raunende
Visionen hingegeben, während Max Liebenwein bekannte Fabeln
im frischen Erzählerton — die mutigen Farben seines „Sanktjörg",
die schlanke Behaglichkeit der „Meerweiber" und die Klarheit
im „Verlorenen Sohn" (Abb. S. 398) tun ihn dar — illustriert.
Vorerst das malerische Problem, wie sich ein helles Grün zu
dessen Komponenten und dem Hautton verhält („Die junge Tän-
zerin", Abb. S. 406) dürfte Friedrich König gereizt haben,
ebenso ist Maximilian Lenz bei seinen „Marionetten" von den
malerischen Kontrasten ausgegangen, aber vermutlich nicht ohne
an die Beziehungen der jungen Dame zu denken, die sich just
den Prinzen aus den Figuren ausgesucht hat, um ihn am
Bändel zu führen. Die Stilleben mit Feldblumen zeigen Lenz
von einer andern Seite, der einer poetischen Sachlichkeit, worin
er Leopold Stolba („Phlox") begegnet. Beweglich, indem sie
ein von ihnen vorzugsweise gepflegtes Fach verlassen, treten
diesmal viele Künstler hervor: Anton Nowak bringt neben seinen,
ohne Paradeeffekte doch so eindringlich wie die schlichte Natur
selbst wirkenden Landschaften ein vollsaftiges Küchenstück (Abb.
S. 402), F. Kruis neben den behaglich breit und in gesunder Luf-
tigkeit gemalten „Holländischen Mädchen" (Abb. S. 411) auch ihre
heimatlichen Dörfer; Josef Engelhart malt Kinderporträts aus
dem Stegreif als mit Farbe leicht übergangene Kohlezeichnungen
(Abb. S. 396 u. 397) oder gründlich in Oel, gibt aber auch einen
Versuch von Temperamalerei auf Mauergrund zum besten, und der
als Radierer gefeierte Ferdinand Schmutzer kommt mit An-
sichten aus Holland; Ernst Stöhr umgibt ein leibhaftes Märchen
(„Der Wegnarr", Abb. S. 400), das ihm aus dem Versenken in
das Waldweben sich bildete, mit einem skizzenhaft ungezwun-
genen Zyklus von dichterisch erschauten Landschaften aus dem
Bereich des Wocheiner Sees. Einmal die winterliche Ebene
(„Landkutsche"), dann ein Stück Großstadt („Demolierung")
nimmt der Pferdemaler Oswald Roux als Hintergrund für
brauntonige Bildchen, die ebensosehr zurückhaltend sind wie,
ebenfalls bei aller Sachlichkeit, in aller Pracht leuchtend die
josef engelhart Tierstücke von Karl Ederer (Abb. S. 410), bei bescheidenem

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Frühjahr-Aussteiiung der wiener Format doch packend durch die energische, in nichts ubertrei-
Secession bende Modellierung und den warmen Glanz der Farben.

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