Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

DOI Artikel:
Kuzmány, Karl Michael: Die Frühjahr-Ausstellung der Wiener Secession
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0437

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
-^4ö> DIE FRÜHJAHR-AUSSTELLUNG DER WIENER SECESSION

Zwischendrein wurden schon einige Porträts genannt; aus-
schließlich damit beschäftigt sehen wir nur wenige Künstler.
Otto Friedrich gibt seinen Damenbildnissen die Vornehm-
heit des Unauffälligen, das aber mit vielen Lockungen aus-
gestattet ist, dem seelischen Gehalt und den koloristischen
Nuancen nachzuspüren (Abb. S. 408). Ludwig Wieden, der
als kecker Draufgeher begonnen hatte, klärt sich sichtlich auch
wo er dem lebhaften Kolorismus, der pikante Farbenakzente
liebt, noch anhänglich bleibt (Abb. S. 409). Was er neuerlich
anstrebt, männliche Vollgestalten markig zu charakterisieren,
scheut nicht vor undankbaren Aufgaben zurück, wie sie etwa
eine Schar bärtiger Mechitaristenmönche durch ihren einförmig
schwarzen Habit, ihr Prälat durch sein Amtskleid, in dem ein
Lilarot vorherrscht, bieten. Während Wieden durch schwim-
mende Tongebung die Monotonie bekämpft, findet Adolf
Levier (Paris) nur in einem bunteren Gewimmel allzu materiell
wirkender Farbenflecke sein Genüge für eine illusionistische
Wirkung, die in zwei Marinen erreicht wird. Alfred Offner
(Czernowitz) bevorzugt ebenfalls diese breite Manier (Abb.
S. 412), doch ohne Brutalität, von der auch Ferdinand M.
Zerlacher und Otto Eduard Braunthal, einer der Debü-
tanten, sich freizuhalten wissen.

Es ist ein Zeichen von künstlerischem Ernst, wenn sich
der Künstler sein Thema beharrlich abseits von dem Ge-
fälligen wählt, mit dem er von vorneherein beim Publikum
gewonnenes Spiel hätte. Darum hat sich's Franz Hohen-
berger nicht leicht mit der Anerkennung gemacht, denn er
variiert zehnmal seine „Studien vom Kohlenhofe der Nord-
bahn", aber diese nüchternen Zweckbauten unter dem Himmel
der Großstadt ergeben doch die verschiedensten Stimmungs-
bilder der rauchgeschwängerten Atmosphäre, je nach der
Jahreszeit. Ludwig Ehrenhaft bleibt den Dorfhäusern an
der March treu, Adolf Zdrazila den schlesischen Gefilden
(Abb. S. 403), Alois Haenisch aber nur einmal seiner Domäne,
der Stadt Eggenburg, da er in Wien selbst, in dessen Höfen
und Gärten, genügend Anregung findet. Richard Harlfingers
schöne und schwermütige Art kennzeichnet unsere Abbildung
(S. 413). Karl Müller, der aquarellierende Kleinmeister,
bringt außer Wiener und Prager Veduten noch einige doku-
mentarische Aufnahmen von Karlsbader Häusern, deren Namen
einen altvaterisch anmuten. Der Sinn für das Intime und die
Sympathie für das Heimatliche spricht auch aus den Bildern
von Josef Stoitzner, Franz Gelbenegger, Alfred Milan,
Max Kahrer, Ernst Eck und Paul Treulich, um nur etliche
von den jüngeren zu nennen, die in den Straßen Wiens und in
dessen anmutiger Umgebung sich wohlfühlen. Zu einer per-
sönlich gefestigten Auffassung hat es Louise Pollitzer ge-
bracht, durch die an ihre Holzschnitte erinnernde stilistische
Klärung der Farben, die aber neben der Durchsichtigkeit der
Veduten von Mathias Jama schier noch dumpf erscheinen.
Studien von Ida Kupelwieser („Aus Schönbrunn"), Karl
Harrer, Rudolf Hirschenhauser, Marie Magyar sind be-
merkenswert. Die Landschaften der Brüder Hans und Leo
Frank, der auch durch ein sorgfältig geglättetes Mädchen-
bildnis vertreten ist, sind klug durchgebildet und ihnen, die
schon durch Holzschnitte bekannt waren, schließt sich als
neues und sympathisches Talent Elsa Kasimir an. Wie in
der ältern Generation allein Franz Jaschke an einem iri-

josef engelhart

kinderbildnis

Frühjahr-Ausstellung der Wiener
Secession

397
 
Annotationen