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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Schmid, Max: Ausstellung für christliche Kunst Düsseldorf 1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0097

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AUSSTELLUNG FÜR CHRISTLICHE KUNST DUSSELDORF 1909

S

Die alten, zum Gemeingut gewordenen Szenen v. Brandis den Herrn mit seinen Jüngern K

mit ihren Ewigkeitswerten und den uns allen durch die in warmer Abendsonne erglühende /)

geläufigen Typen reizen auch manchen anderen Natur dahin wandelnd läßt, so war ihm doch W

zur Darstellung, ganz wie ehedem. Denn die friedliche Schönheit dieser deutschen w

die großen Meisterwerke christlicher Kunst Landschaft zunächst die Hauptsache. Aber U

sind doch nicht in erster Linie aus gläubigem er könnte sie nicht glücklicher beleben, als

Herzen sondern aus malerischem und plasti- durch den langen Zug jener schlichten fried- M

schem Können geboren. Ein Aufschwung fertigen Apostel, deren Gewänder in all die (l

der religiösen Malerei ist daher auch nur bunte Abendglut sich so harmonisch ein- v)

dann möglich, wenn die Besteller anfangen, stimmen ließen. Und wie viel Neues, Eigenes N

weniger auf theologische als auf künstlerische hat Lovis Corinth in die alten, scheinbar ^

Qualitäten Wert zu legen. Wenn August erschöpften Motive hineingetragen, indem er

sie von rein malerischem Standpunkt aus be

trachtete, sie mit wildem Leben und einer

ebenso kühnen und wilden Farbe erfüllte. Aller- fij
dings, wer den salbungsvollen pastoralen Ton

auch in der Kunst allein gelten läßt, der v

wird erschrecken vor diesen Explosionen (i

eines gewaltigen Künstlertemperamentes, das jfy
jeden zollbreit Leinewand mit geistreichen

Pinselstrichen bedeckt. Wie ist auf der Grab- {*

legung der Leichnam so blutrünstig echt ge- o

malt, wie meisterlich in breiten Strichen das K)

tote Fleisch durchmodelliert. Ein Zufall hat ^

neben diesen urwüchsigen deutschen Maler (l
einen nicht minder kraftvollen, aber etwas

schwerblütigen Vlamen gesetzt, Jakob Smits, {(

dessen sonore Farben wie Orgeltöne tief und (l

voll erklingen, wenn er Judas darstellt, der W

zum verräterischen Kusse sich zu Christus \

neigt, oder wenn er in die stille Hütte des M

flämischen Bauern den Herrn als Gast ein- A

treten läßt. Die zarten, religiösen Phantasien K)

von Fernand Khnopff klingen daneben wie j5

leises Harfenrauschen. Eintönig, fast farblos, u

schattenhaft auf das Papier hingehaucht, öff- v)
nen sich unendlich weit die stillen Räume

seiner Kathedralen. In feierlichen Akkorden M

schwelgt auch Xaver Mellery in seinen U

Kircheninterieurs, Delaunoy in seinen reli- K)

giösen Landschaften, während Leemputten \{t
mit künstlerischem Behagen die freudige (<
Buntheit der flandrischen Prozessionen schil- Ö
dert. Noch glänzender als Belgien ist Frank-
reich hier vertreten, d. h. die gute französi-
sche religiöse Malerei. Puvis de Chavannes
mit seinen Pantheonkartons, Odilon Redon
und Paul Serusier mit ihren religiösen )f
Impressionen, Manzana Pissaro's undj. Ro- ü
nault's brillante Farbenspiele. Und dann — W
Maurice Denis, der weiche, duftige, sensitive k
Maurice Denis, der allen Zauber des Lichtes,
den die Seinelandschaft bei St. Germain-en-
Laye ihm spendet, über die Gottesmutter
f. v. leemputten*® erste hl.kommunion und das Jesuskind, über betende Kinder und ^

Christliche Kunstausstellung Düsseldorf 1909 adorierende Könige ausgießt.

so
 
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