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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Der kunsthistorische Unterricht an den Deutschen Universitäten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0103

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DER KUNSTHISTORISCHE UNTERRICHT AN DEN DEUTSCHEN UNIVERSITÄTEN

LOVIS CORINTH KREUZTRAGUNG

Christliche Kunstausstellung Düsseldorf 1909

darauf ankommen, den Zusammenhang der Kuns - ledrucken massenhaft zugänglich gemacht werden«,
geschichte mit dem Leben zu erkunden, Parallelen Ferner verlangt Haendcke weit ausgreifende Biblio-
zum politischen Leben der Völker zu ziehen, obwohl theken, Abgußsammlungen, Sammlungen von Ori-
man dabei vorsichtig zu Werke gehen muß, da ja ginalen und Materialien, um ein gewisses Maß von
eigentlich nur die Quellen beider Kulturäußerungen technisch-praktischen Fragen erörtern zu können,
zu verbinden sind. Den Museumsbeamten interessie- Ferner müßten die am Universitätssitz befindlichen
ren mehr die »praktischen«, die technischen Fragen, Provinzialmuseen von den Zentralsammlungen reich-
die besonders der Seminar- und Institutsarbeit zu lieh mit Leihgaben versehen werden, hauptsächlich
reservieren sind ;berühren werden sich beide Gruppen aber müßten die Fonds der kunsthistorischen Semi-
und einig gehen werden sie in den Fragen der Kunst- nare wesentlich erhöht werden. Es trifft vollkommen
kennerschaft, und auch diese setzt intensive Semi- zu, was Haendcke sagt: »Wenn man die wenigen
nararbeit voraus, der überhaupt im kunsthistorischen hundert Mark, welche dem Lehrer der Kunstge-
Lehrbetrieb eine lebhaftere Förderung als bisher zu schichte in die Hand gegeben werden, mit den
wünschen wäre. Die meisten Universitäten, meint Summen in Parallele setzt, die beispielsweise den
Haendcke, kranken daran, daß sie nur über ein Naturwissenschaftlern geboten werden, und daneben
durchaus ungenügendes Material zur Erziehung einer die ganz gewaltige Entwicklung des Kunstverständ-
besondern Kennerschaft auf dem Gebiete der Kunst- nisses und der Kunstfreude in Deutschland be-
geschichte verfügen. »Photographie und Lichtbil- trachtet, die seit den Tagen der Gebrüder Boisseree
der reichen in der Tat nicht aus, den Blick für und des Freiherrn von Aufseß nicht zum mindesten
kunstwissenschaftliche Untersuchungen zu schärfen. als ein Verdienst der Kunsthistoriker betrachtet
Geeignete Sammlungen von Bildern, Stichen wie werden darf, so möchte man glauben, daß die be-
Skulpturen (in echtem Material oder in Abgüssen) treffenden Unterrichtsverwaltungen sich berechtigt
stehen einer Reihe von Universitäten überhaupt nicht sehen könnten, die fast allerorten schon vor Jahrzehn-
oder nur unzureichend zur Disposition. Hier muß ten festgesetzten tatsächlichen Fonds zu erhöhen«.
Wandel geschaffen werden. Die von verschiedenen Man kann diesen Ausführungen Haendckes nur
Seiten begonnene Herausgabe von Gemälden und beistimmen. Pekuniäre Rücksichten, noch dazu, wo
Zeichnungen in guten Farbendrucken muß in weit es sich um keine unerschwinglichen Summen han-
umfassenderer Weise in Angriff genommen und sehr delt, dürfen die Entwicklung des Kunstverständnisses
wesentlich verbilligt, die Werke der graphischen und der wissenschaftlichen Kunstpflege in ihrem
KünsteindenMuseen, Privatsammlungen in Faksimi- gedeihlichen Reifen nicht aufhalten.

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