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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Gensel, Otto Walther: Aus den Berliner Kunstsalons
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0104

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AUS DEN BERLINER KUNSTSALONS

AUS DEN BERLINER KUNSTSALONS gemäßigten Impressionismus etwa in der Art Eugene

Boudins, der ja den Uebergang von Corot zu der

BERLIN. So also malt Aman-Jean jetzt? — Diese Schule von Batignolles bildet. Der Rotterdamer
Frage drängte sich mir unwillkürlich auf, als ich Hermann Heyenbrock ist eine Art holländischer
die Stufen zu dem großen Schulteschen Ausstellungs- Baluschek. Er malt Meuniersche Motive, aber nicht
saal hinaufschritt und mir von allen Wänden bunt- pathetisch wie der Belgier sondern schlicht erzählend,
farbige kokette Frauengestalten entgegenleuchteten. illustrationsmäßig wie der Berliner. Seine Männer
Zu dieser flotten Salonmalerei ist der feine Darsteller und Frauen sind keine Heroen der Arbeit, sondern
ätherischer Weiblichkeitgekommen? Doch ein zweiter sich abrackernde Proletarier, die keine innere Anteil-
Blick belehrte mich. Nicht den träumerischen Fran- nähme sondern höchstens Neugier erwecken. Jenen
zosen hatte ich vor mir, sondern den kecken unga- möchte man hinter die Stirn ins Innerste blicken,
rischen Frauenschilderer Ludwig Mark. Wie

uns der Katalog mitteilt, hat der jetzt vierzig- ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^

jährige Künstler in seiner Heimat alle Ehren
eingeheimst und alle Herzen erobert. Seine

unleugbare Geschicklichkeit im Arrangement I ^ *^§||

und der Stoffbehandlung und seine blühenden 0? I

Farben sind ja auch ganz dazu angetan, ihm B ^r- j j

die Mehrzahl der Künstler Zugewinnen, und H ' „ .1

seine suggestiven Motive sichern ihm im Ver- Wmx * fl

eine mit der nationalen Note, dem Speck, mit

dem man alle Mäuse fängt, die Gunst des Pub- SL-
likums. Im Grunde sind weitaus die meisten

dieser kokett gekleideten oder mehr oder we- tSI
niger entkleideten, im Zimmer oder im hellen iid^
Sonnenlichte sitzenden und stehenden Gestal- ':'./
ten herzlich banal. Nur zuweilen zeigt sich,
wie bei dem mit entblößtem Oberkörper sich

vorm Spiegel die Haare ordnenden Mädchen, jrri.
eine feinere künstlerische Absicht. Man schei-
det ohne irgendwelche innere Bereicherung
mit dem Gefühl, daß es recht angenehm sein
muß, Maler zu sein, wenn man immer so
>fesche< Modelle um sich hat. Wie anders -
wirkt im Saale daneben die Kollektion von
Aman-Jean! Nein, dieser hat sich nicht ver-
flacht, wie wir fürchteten, sondern vertieft. -<*fil
Ein zarter, suchender, unablässig sich mühen-
der Geist spricht aus diesen Pastellstudien,
in denen er bestrebt ist, den weiblichen Kör- M
per auf die einfachsten Linien zurückzuführen, Ä
und denen er nur einen Hauch von Farben ge-
geben hat, so daß sie an ganz verblichene
Freskomalereien erinnern. Man denkt an einen
weiblich, sensitiv gewordenen Puvis de Cha-
vannes, zugleich aber auch an Maurice Denis
(Denis war, soviel ich weiß, ein Liebling von
Puvis) oder an die blassen Steinzeichnungen,
die Pierre Bonnard zu Daphnis und Chloe ge-
schaffen hat. Außerdem finden wir bei Schulte
eine Sammlung Düsseldorfer Bilder (Künstler-
vereinigung 1899), Werke von Franz Lip-
pisch - Berlin, unter denen zwei weibliche
Halbfiguren in südlicher Umgebung etwas
Feuerbachisch Edles und Gedämpftes haben,
sonnige Landschaften von Fritz Osswald-
München, Bildnisse und Skulpturen vieler
anderer Künstler und jene schöne Sammlung
von Zeichnungen, Aquarellen und Pastellen
Millets und seiner Freunde, die schon in
München zu sehen war. — Das Künstlerhaus

hat seinen großen Saal dem in Starnberg le- ^^^^^^ '••^^^^^Iß^

benden Berliner Paul Thiem eingeräumt, der *"
schon früher in Berlin mit größeren Kollek-
tionen erschienen war. Außer Landschaften, Mr «gp£
von denen ihm Blicke auf Städte (Passau,
Dinkelsbühl, Donauwörth) und in weite Ebenen
besonders gelingen, finden wir da auch Inte-
rieurs und kleine Bilder von der Münchener g. schreyöGG lehrender christus
Festwiese und von einem Jahrmarkt in einem Christliche Kunstausstellung Düsseldorf 1909

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