5
5
t
\
i
t
\
\
>
\
i
\
j UBER IMPRESSIONISMUS
|
i T^m guter Teil der deutschen Auffassung des das Seelische. Es klingt anders, wenn man
) -t-* Impressionismus, und zwar der mildere vom Herzen redet oder von pulsierenden Ar-
s. und bessere Teil, riecht stark nach Apotheke, terien.
^ Die Reize der Retina, die Spektralanalyse, Ein Unbehagen bemächtigt sich des Laien.
) das Komplementärproblem und das Divisions- Unwillkürlich brachte man den Impressionis-
\ prinzip bilden die Terminologie der Kritik mus mit dem Materialismus in Verbindung,
J dieser neuen Kunst. Man spricht von reinen der den Menschen als Säugetier und Vetter
U Farben mit derselben Geläufigkeit, mit der des Affen behandelt. Es war eine Säugetier-
js) man früher vom reinen Gemüt u. dergl. han- kunst. Seine Wirkungen schienen animali-
£v delte. Und so hat sich in manchem Laien scher Art. Da malte einer Spargel, einen
(i die Ueberzeugung gebildet, man müsse ein einfachen Bund Spargel, der zu einem Meister-
() Physiker, ein Optiker, ein Gelehrter sein, werk ausgerufen wurde und, bei Licht be-
►\ um die Bilder der Impressionisten zu wür- trachtet, nur ungemein nach Spargel aussah.
M digen. Schon der Name drängte die Auf- Manets Bildnisse, selbst das seiner Eltern,
P fassung auf ein physiologisches Gebiet. Im- bestanden aus Fleisch und Kleidern. Ueber-
pression! Damit konnte doch nicht einfach haupt, das Fleisch! Man las nur noch von
M der Eindruck gemeint sein; mindestens nicht Fleisch, von Fleischfarben, Fleischmalern, von
(1 der aller Kunst eigentümliche Eindruck auf Fleisch am Mittag und im Dämmerlicht, im
JEAN FRANQOIS MILLET DER WINDSTOSS
Von J. Meier-Graefe
Die Kunst für Alle XXV. 7. 1. Januar 1910. 145 '9
5
t
\
i
t
\
\
>
\
i
\
j UBER IMPRESSIONISMUS
|
i T^m guter Teil der deutschen Auffassung des das Seelische. Es klingt anders, wenn man
) -t-* Impressionismus, und zwar der mildere vom Herzen redet oder von pulsierenden Ar-
s. und bessere Teil, riecht stark nach Apotheke, terien.
^ Die Reize der Retina, die Spektralanalyse, Ein Unbehagen bemächtigt sich des Laien.
) das Komplementärproblem und das Divisions- Unwillkürlich brachte man den Impressionis-
\ prinzip bilden die Terminologie der Kritik mus mit dem Materialismus in Verbindung,
J dieser neuen Kunst. Man spricht von reinen der den Menschen als Säugetier und Vetter
U Farben mit derselben Geläufigkeit, mit der des Affen behandelt. Es war eine Säugetier-
js) man früher vom reinen Gemüt u. dergl. han- kunst. Seine Wirkungen schienen animali-
£v delte. Und so hat sich in manchem Laien scher Art. Da malte einer Spargel, einen
(i die Ueberzeugung gebildet, man müsse ein einfachen Bund Spargel, der zu einem Meister-
() Physiker, ein Optiker, ein Gelehrter sein, werk ausgerufen wurde und, bei Licht be-
►\ um die Bilder der Impressionisten zu wür- trachtet, nur ungemein nach Spargel aussah.
M digen. Schon der Name drängte die Auf- Manets Bildnisse, selbst das seiner Eltern,
P fassung auf ein physiologisches Gebiet. Im- bestanden aus Fleisch und Kleidern. Ueber-
pression! Damit konnte doch nicht einfach haupt, das Fleisch! Man las nur noch von
M der Eindruck gemeint sein; mindestens nicht Fleisch, von Fleischfarben, Fleischmalern, von
(1 der aller Kunst eigentümliche Eindruck auf Fleisch am Mittag und im Dämmerlicht, im
JEAN FRANQOIS MILLET DER WINDSTOSS
Von J. Meier-Graefe
Die Kunst für Alle XXV. 7. 1. Januar 1910. 145 '9