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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Meier-Graefe, Julius: Über Impressionismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0181

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UBER IMPRESSIONISMUS

ß

WATERLOO-BRUCKE
Sammlung Durand-Rael, Paris

leicht die Ahnung, daß mit der Zeit auch aus so ließen sich noch unendlich viele andere
diesem Gewirr so eine Art neuen Lebens Beziehungen nachweisen,
hervorgehen könnte. Und wenn man dann Aber, sagt mein imaginärer Betrachter, diese
gewisse Bilder Bonnards sieht, die mit an- Beziehungen seien wie sie wollen. Was gehen
deren Motiven, auf andere Weise ein Wirken mich Rubens, Rembrandt, die Spanier an,
äußern, dem ähnlich, das uns bei Rembrandt wenn es sich um die Impressionisten handelt?
schon gewohnt ist, so wird man vielleicht nach- Wäre der Betrachter nicht gar so imaginär,
denklich, weil es doch sehr schön wäre, könnte so könnte man ihn bei solchen Einwänden an
uns heute einer unserer Mitmenschen ein den Ohren nehmen. Denn ihm ist plötzlich die
Stück von jener Zauberkraft bringen, die wir Erinnerungan den Tadel, den er selbst als stärk-
mit Rembrandts Tode für erloschen glaubten, stes Argument gegen die Impressionisten vor-
Mit Rubens läßt sich diese Verbindung viel brachte, ihre Willkür, verschwunden. Er braucht
leichter herstellen, schon weil seiner lichten jetzt nur vollends den Spieß umzudrehen und
Palette die Farben der Modernen nahestehen, zu behaupten, daß solche Beziehungen nur die
Man muß die ganz eigenhändigen Rubens neh- Abhängigkeit der Impressionisten von der alten
men, seine gleichsam für sich selbst geschaffe- Kunst erweisen und sie folglich nicht nur
nen Bildnisse, Landschaften usw.; vor allem willkürlich, sondern auch unselbständig sein
die Skizzen, seine kostbarste Gabe. Ist die müssen. Ich meine aber, wenn die Franzosen
Liebe zu Rubens keine Phrase, sondern auf innerhalb ihrer durchaus zeitgenössischen Art
gründliche Kenntnis seiner Art begründet, so indiskutable, überlieferte Kunstwerke enthal-
wird man ohne große Mühe von ihm zu einem ten, mindestens die Wahrscheinlichkeit ge-
der größten Impressionisten gelangen, der wie geben ist, daß wir in ihnen eine positive Fort-
sein direkter Enkel erscheint, zu Renoir. Und setzung der Alten besitzen.

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