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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Fechter, Paul: Die Briefe von Eugène Delacroix, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0204

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E

DIE BRIEFE VON EUGENE DELACROIX

Von Paul Fechter
I.

ine Art Bibel für junge Maler und Men- Freunden zeigen, und die Freundschaft im

sehen jeglichen Alters hat Meier-Graefe Leben namentlich des jungen Delacroix eine

einmal die Tagebücher Delacroix' genannt, in sehr große Rolle spielte,

denen der Maler der Dantebarke für seinen Wollte man über diese Briefe ein Motto

Nachruhm als ei- setzen, so müßte

Geister aller Zei- P^^^^^^^^^ eines Schreibens
ten sorgte. Daß an Villot aus dem
Delacroix außer Jahre 1833 sein:
dem Journal eine Vive Rubens tou-
Fülle wunder- jours et l'amitie!
voller Briefe ge- Zunächst domi-
schrieben hat, die \U niert sogar die
sich dem Tage- W Freundschaft al-
buch gleichwertig lein, und das Wort
zur Seite stellen, fr^fc J Philarete Chasles
hat man bisher besteht zu Recht:
außerhalb Frank- .aM '"^i „Tout etait vehe-
reichs noch kaum ment chez Dela-
beachtet, obwohl wt^ ' croix, meme son
diese Briefe Dela- it.* - JL' amitie." In diesen
croix', die nach . Briefen an die
seinem Tode von Jugendfreunde
Philippe Burtyge- ÜP^^V Pierret. Guille-
sammelt und ver- H mardet, Soulier
öffentlicht wur- H lebt mehr als
den, eine außer- bloße Jugend-
ordentlich wert- Schwärmerei, die
volle und bedeut- "iS gern nach hohen
same Ergänzung Worten greift. Es
nicht nur zu dem #1 klingt ein völlig
Tagebuch, son- WL andererTonindie-

dern zu dem MrFnJl r sen Beteurungen
ganzen Bilde des ewiger Freund-
Menschen wie des ^tf^fl£2^M^Btf schaft als bei-
Künstlers Dela- spielsweise in den
croix bilden. Schilderungen sei-
EineErgänzung a. waterbeck liebe ner Liebeserleb-
zu dem Journal nisse. Ein paar
bilden die Briefe insofern, als sie manche Mädchengestalten ziehen flüchtig durch die
Lücke ausfüllen, die sich dort findet, manches Briefe der ersten Jahre— „l'ami et l'amante
nur flüchtig Berührte eingehend behandeln. sont tout voisins chez moi", schreibt er einmal
So beginnt das Tagebuch mit dem Jahre 1822, an Soulier — sie bleiben im Hintergrund
die Briefe bereits mit dem Jahr 1818. Ueber gegenüber der sainte amitie, amitie divine.
die englische Reise enthält das Tagebuch; .,J'en suis sür", heißt es in einem Brief des
unter den Briefen finden sich mehrere sehr Zwanzigjährigen, „la grande amitie est comme
interessante Berichte von der Reise selbst le grand genie, le Souvenir d'une grande et forte
und überdies aus späterer Zeit zwei Schreiben amitie est comme celui des grands ouvrages
voll von Erinnerungen an die dort verlebte de genie". Die Erinnerung an diese Jugend-
Zeit. Eine Ergänzung zu dem Bilde der Per- freundschaften durchklingt den ganzen Brief-
sönlichkeit Delacroix' geben sie, indem sie Wechsel. Ein frühes Gefühl für die Relativi-
ihn im Verkehr mit andern, insonderheit mit tät alles Lebens hat vielleicht mitgesprochen.

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