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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Kuzmány, Karl Michael: Die Engelhart-Ausstellung in der Wiener Secession
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Wolf, Georg Jacob: Aus den Münchner Kunstsalons
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0210

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AUS DEN MÜNCHNER KUNSTSALONS

erscheint, im Jahre 1897 aber den Bruch mit der Techniken der Originalgraphik erholte. Und schließ-
Genossenschaft des Künstlerhauses herbeiführte. lieh ist er auch, wenn man so sagen darf, Original-
Die im Ausland gesammelten Erfahrungen kamen bildhauer geworden, nachdem er sich bei der Aus-
dem stockenden Wiener Kunstleben zugute, indem führung der früheren kunstgewerblichen Arbeiten
sich Engelhart an den ersten Ausstellungen der in den plastischen Teilen noch einer fremden Hand
> Vereinigung« als tatkräftiger Organisator beteiligte; hatte bedienen müssen. Seinem Erstling, dem -Trau-
allmählich rückte er mit noch nicht kundgegebenen ernden Jüngling« als Grabmal für den Vater, folgte
Talenten heraus, die ihn auf das Gebiet des Kunst- der straffer gebildete Genius auf dem Grabe Rudolfs
gewerbes lockten, neben dem aber die realistische von Alt, ausdrücklich als Werk des Malers Engel-
Malerei nie vernachlässigt wurde. Zu ihr, mit ver- hart signiert, obwohl er zwischen diesen beiden alle-
blüffend wahrhaften Karnevalsbildern von den Mas- gorischen Gestalten eine Reihe von Porträtbüsten
kenbällen, kehrte er auch zurück, als er eine große und etliche Reliefs geschaffen hatte. Den sprechend
dekorative Aufgabe, mit Szenen aus dem >Oberon« ähnlichen Bildnissen gereicht die malerisch lebendige
einen Saal auszumalen, mit Grazie bewältigt hatte, Anschauungsweise gewiß ebenso zum Vorteil wie ein-
wovon die jetzt das Ver Sacrum-Zimmer schmük- zelnen Teilen des Borromäusbrunnens, der Engel-
kenden Kartons immerhin einen, was das zeichne- harts gewichtigstes Bildhauerwerk ist, nicht allein
rische der Komposition anlangt, ausreichenden Be- an Umfang, sondern auch durch den Aufwand an
griff geben. Porträte aus dem nächsten Familien- künstlerischem Können. Wie verschwenderisch mit
kreise, zu denen es Engelhart immer wieder vor Beiwerk und in der Liebe zum Individualisieren das
die Staffelei zieht, müssen ebenso als rechte Ge- Ganze ausgestattet ist, kann man in der Ausstellung

!

legenheitsarbeiten betrachtet werden wie die neuer- an den Modellen besser würdigen als in dem viele v
lieh bevorzugten Volkstypen und die seltenen land- Einzelheiten verschlingenden Einklang des auf öffent- ()

schaftlichen Bilder. Andererseits ist der >Betlehe- lichem Platze errichteten Brunnens. Leerer vir-
mitische Kindermord«, für die religiöse Ausstellung tuoser Fertigkeit wird man nirgends begegnen, so-
geschaffen,ein vollgültigesStück monumentalerWand- viele von den Studienblättern und Skizzen man be-
malerei, in strenger Gebundenheit, von der sich trachten mag, mit denen die ganze Ausstellung durch-
Engelhart bei Versuchen in den verschiedensten setzt ist, die dergestalt einen Einblick in das ziel-
bewußte Schaffen des Ateliers gestattet, und in den

Ergebnissen der Streifzüge, durch die Wienerstadt
oder auf Reisen, offenbart sich vollends das nimmer-
müde Temperament eines schauensfrohen Künstlers.

Karl M. Kuzmany V\

51 neinemann nat aer Brüsseler rranz uourtens w
mit Gemälden von größtenteils sehr üppigen Di- ff
nsionen den Oberlichtsaal mit Reschlap helept. F.s (>.

AUS DEN MÜNCHNER KUNSTSALONS

Bei Heinemann hat der Brüsseler Franz Courtens
TT

mensionen den Oberlichtsaal mit Beschlag belegt. Es
ist eine etwas schwere und herbe Landschaftskunst,
die uns da geboten wird: die Intimität der Naturan-
schauung fehlt und ebenso vermisse ich die Leichtig-
keit und Anmut des malerischen Vortrags. Am be-
sten gelangen dem Künstler die nebeligen Hafen- n
bilder. Der Berliner Otto MOller hat gleichfalls M
bei Heinemann eine kleine Kollektion ausgestellt: A
er ist einer der Dekorativen vom Schlage des Puvis
de Chavannes oder, wenn man mehr aufs Aeußere
sieht, ein Nachfolger des Weimarers Hofmann. Sehr
stark und eigen ist seine Kunst nicht, und ich
glaube nicht, daß in der Richtung, die Otto Müller
verfolgt, die Zukunft der deutschen Kunst liegen
kann; diese Umstände halten mich indes nicht ab,
den Bildern Otto Müllers graziöse Anmut und eine
gewisse Lieblichkeit der Motive zuzugestehen. Weit
wichtiger aber als diese kleinen Kollektionen sind
die Werke von Anders Zorn, die ebendort in
einer sehr umfangreichen Serie gezeigt werden. Es
ist im wesentlichen die gleiche Gemäldeserie wie
wir sie im heurigen Sommer bei Zorns Mostra in-
dividuale in Venedig zu sehen bekamen, doch hat
sie noch einige wertvolle Bereicherungen (besonders
an älteren Gemälden und Radierungen) erfahren.
Es ist ein grandioses Gesamtkunstwerk, das hier ge-
boten wird; da die Zeitschrift demnächst eine Wür-
digung der Kunst Zorns darbieten will, genüge hier
dieser Hinweis. — Ueberaus interessant war das,
was der Kunstsalon Walter Zimmermann in seiner
Sfauj^er-ßern-Ausstellung bot. Von Vollständigkeit
konnte natürlich keine Rede sein, da sich die schweize-
karl gundelach bogenschütze rischen Besitzer von Stauffer-Arbeiten nicht zur Be-

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