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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Wiener Ausstellungen - Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0255

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I

VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

WIENER AUSSTELLUNGEN u"d schön«. Die flächenhaft stilisierten Maltafeln

der Landschafterin Fanny Harlfinger-Zakucka

(i 'WHEN. Im Künstlerhaus ist vielerlei und viel in ihrer Reife, die Naturstudien von Karl Höfner

y\ " von seinen Mitgliedern zusammengebracht wor- und Anton Peschka, die robuste Malerei des

den, doch der Hauptsache nach nur Bestätigungen Franz Wiegele kontrastieren seltsam gegen das

dessen, was man von ihrer Leistungsfähigkeit schon sonst vorherrschende Getue. Und doch ist dieses

weiß. Darum kann es nicht als bagatellmäßige Wort schon zu hart für den unfreien aber zielbe-

Behandlung empfunden werden, wenn hier und wußten Egon Schiele, auch die Namen Toni

diesmal nicht auf Einzelnes hingewiesen ist, und Faistauer, Hans Boehler, den des Bildhauers

nur für die Kollektion von Jehudo Epstein eine Willersdorfer wird man sich merken dürfen, Ru-

j\ Ausnahme gemacht wird. Denn dieser beharrlich dolf Kalvach mit seinen vollendet markigen Holz

Uj nach der Bewältigung größerer figuraler Komposi- schnitten, Triester Hafenszenen, kennt man ohnedies

t) tionen strebende Künstler, der seine koloristischen von der > Kunstschau« her. — Nicht allein von einer

U Beobachtungen bis zur Grellheit nachdrücklich her- neuen Künstlervereinigung, auch von einem neuen

?) vorkehrte, hat jetzt an Einheitlichkeit der farbigen Ausstellungslokal ist Nachricht zu geben. Eröffnet

^ Haltung gewonnen; die landschaftlichen Studien wurde die Galerie Arnot, indem sie einen Ueber-

(j. aus der Inselwelt der Venediger Lagunen, woher Ep- blick über das Schaffen von Tina Blau in umfassen-

A stein alle seine Motive geholt hat, sind bei allem der Weise ermöglichte, stammt doch das früheste

(i Realismus von poetischem Reiz umflossen. An einen Bild aus dem Jahre 1872, und wird man von den

K) abseits von dem Tageslärm tätig gewesenen Maler, frühen, fortschrittlich erhellenden Praterlandschaften

\< an Professor Andreas Groll (1850—1907) erinnert bis zu den jüngsten Ergebnissen der Wanderungen

f) eine Sammelausstellung, die ihn als tüchtigen Por- durch Holland und durch die nahe Wachau geführt.

V) rin er ein Meister der Technik gewesen, von seiner reichischen Tradition ausgehend, nun in der ersten

U Freskomalerei, konnte man aus Entwürfen nur einen Reihe steht. Eine Humoristen-Ausstellungwurde nach

>) schwachen Abglanz wahrnehmen. Als Restaurator PariserMuster veranstaltet. Die französischen Meister

\ und dann in ganz ihm eigenen Fresken hat er an die der Karikatur überwiegen in dieser Vorführung, selbst

(l Tradition der Barockzeit anpeknfmft. der die vnn ihm schon eine internationale Gesellschaft- Nehen Ifin-

trätisten älteren Stils zeigt, der sich gelegentlich vor Es ist ein ungetrübter Genuß, durch die unterschied-
der freien Natur des Südens auffrischte und sich so liehen Phasen ihrer Entwicklung einer Künstlerin zu
unserm Empfinden nähert. Freilich, von dem Gebiet, folgen, die alle Erkenntnisse moderner Freilichtmale-
auf dem Groll sein Bedeutendstes geleistet und wo- rei in sich aufzunehmen wußte und, von deralten öster-

Tradition der Barockzeit angeknüpft, der die von ihm schon eine internationale Gesellschaft. Neben Jean-

geschmückten Kirchen zumeist entstammen. Eine niot, einem von der alten Garde, dem grandiosen

Ehrenrettung ganz besonderer Art hat sich für Ernst Leandre und dem auch als Maler vollgültigen Jean

Juch vollzogen, der unlängst im Alter von 71 Jahren Veber, neben dem japanisch zarten Fau und dem

U dahingegangen ist, bis zu seinem Lebensende als vielbeschäftigten Faivre sind an der Seine heimisch

Zeichner für politische Witzblätter beschäftigt, ob- gewordene Italiener und Spanier wie Cappiello und

1

v) z.eicnner rur pontiscne witzmatter Descnamgt, oo- gewordene Italiener una Spanier wie cappiello una

M gleich er zuerst als Bildhauer ausgebildet gewesen Cardona, der Pole Zyg, der Deutsche Grün ver-

/) war, wofür eine Anzahl Kleinplastiken und besonders treten; dort haben sich der Prager Michl und der

zwei Porträtmasken Anzengrubers zeugen, mit dem Wiener Walter Russell ausgebildet, dem man

(l ihn nahe Freundschaft verband. Um sie und Rudolf das Zustandekommen der Ausstellung verdankt, in (i

K\ von Alt hatte sich eine gewählte Tischgesellschaft der auch die berühmten Schulkinderpuppen von K)

u zusammengefunden; an deren Teilnehmer nun hat Poulbot nicht fehlen. Ein neues starkes Talent ist \A

t) Juch zahlreiche Gelegenheitsarbeiten, Postkarten in dem Ungarn M. Vadasz herangewachsen. Die v)

VI adressiert, die besser noch als die für die Oeffent- Gruppe von Mitarbeitern der Wiener »Muskete« ^

/) lichkeit bestimmten Karikaturen den witzigen Klein- zeigt ganz selbständige Zeichner wie Fritz Schön- A

fS. meister in seiner Eigenschaft als Charakteristiker pflüg, der das Militär aufs Korn nimmt, und den \S

(i von epigrammatischer Erfindungsgabe hervorkehren. oft realistisch grausamen Josef Danilowatz; K. (i

y\ Doch jetzt erst ans Tageslicht gekommen ist eine A. Wilke ist viel schmiegsamer als der gröber zu- t)

\i Galerie köstlicher Oelgemälde von seiner Hand; in packende Franz Wacik; Karl Josef, Leo Kober, \i

p vielen steckt ein Stück Eklektizismus, aber auch in Stroff und Krenes haben auch das ihrige zu dem v)

M diesen Fällen hat Juch seine eigene Formensprache bunt heitern Ensemble beigesteuert. — Von dem M

n gewahrt, durch einen feinen Farbensinn überraschend. jungen Leben, das im unermüdlichen Hagenbund A

£v Vollends die kleinen Bilder aus dem Wiener Volks- pulsiert, und von den Ausstellungen in der Galerie i\

(l leben sind ihm überzeugend gelungen, zugleich das Miethke wird demnächst die Rede sein. Der Voll- (i

impressionistisch freieste und am schönsten gebun- ständigkeit halber sei erwähnt, daß der konservative fc)

\< dene unter allem, was er je geschaffen hat. — Wer Künstlerbund, in dem sich Ableger des Künstler- \A

>) danach etwas kraß Gegensätzliches sehen wollte, das hauses versammeln, und der etwas strenger sich- w

M ihn zur letzten Moderne zurückführt, brauchte sich tende Albrecht-Dürer-Verein ebenfalls ihre, beschei- ff

A nur vom Künstlerhaus in den nahen Salon Pisko denen, Pforten aufgetan haben. Karl m. Kuzmany A

i\ begeben, wo die Neukunstgruppe zum erstenmal auf- K\

« trat. Sie besteht aus Abtrünnigen der hiesigen Aka- VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN (l

>) demie, Jünglingen, die nicht in regelrechter Schu-

W lung, sondern im unmittelbaren Anschluß an Klimt DUDAPEST. Die Winterausstellung des Künstler- M

W und Hodler und Maurice Denis und Van Gogh ihr hauses brachte uns wieder wenig Erfreuliches, r)

M Heil suchen. Trotz dem mitunter bizarren Unge- Dort macht sich jetzt die Reaktion, da fast alle N

(i fügen möchte man sie ernst nehmen; den Lacher- modernen Künstler sich von ihm zurückgezogen

^ folg verschuldet der Prolog des Katalogs, in dem es haben, breit. Alle Preise und Auszeichnungen sind K

(i von der Malerei heißt, sie sei >im wunderbaren Tanz Künstlern mit Werken, die aussehen, als wenn die \i
der Linien die tastende Erotik, verliebt in die duf- Entwicklung der modernen Malerei gar nicht statt- ^
tende Buntheit der Farben, was Sonne ist, kleidsam gefunden hätte, zugefallen. Man fühlt sich hier in

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