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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Kuzmány, Karl Michael: Die Frühjahr-Ausstellung der Wiener Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0422
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DIE FRÜHJAHR-AUSSTELLUNG DER WIENER SECESSION

man „Neues Leben" von Hans Tichy (Abb.
S. 405) bezeichnen. Die Dämmerung eines
Märchenwaldes umflutet mit seinem Schimmer
eine Genesende, die sich im Schöße der hei-
lenden Natur geborgen fühlt; das durchsichtige
Grün und das satte Rot der Gewänder braucht
man nicht symbolisch zu deuten, die Farben
selbst glühen wie die Empfindung, von der
sich der Künstler die Hand führen ließ. Auch
auf den „Abschied" von Friedrich König
(Abb. S. 386) paßt jene Charakteristik Böcklin-
scher Prägung, obwohl hier das Kolorit viel
klarer ist; bei dem Ausblick in die Frühlings-
landschaft denkt man an Venus und Tannhäuser.
Rudolf Jettmar behandelt einen überlieferten
Stoff in einer „Andromeda", denn er findet
darin alle ihm zusagenden Elemente, die ihm
bei einer freien Erfindung, „Am Wege", dien-
lich sind, seiner eigentümlichen Gedankenwelt
in heroisch-schwermütiger Steigerung den end-
gültigen Ausdruck zu geben; die studierte und
unabänderlich durchgebildete Form bringt etwas
Statuenhaftes, das auch seinen tiefernsten Land-
schaften eignet, in die klassizistisch genährte
Komposition. In technischer Hinsicht hat
Vlastimil Hofmann (Krakau) an Sicherheit

gewonnen, und das kommt seiner „Madonna"
(Abb. S. geg. 385) zugute, da sie von ihrer bäuer-
lichen Primitivität ebensowenig eingebüßt hat
wie die vom künftigen Elendsleben schon be-
lasteten Dorfkinder. Auf einen suggestiven
Titel verzichtet der Lemberger Landsmann
Hofmanns, WladislawJarocki, denn in seiner
Schilderung eines Begräbnisses im Winter will
er nicht durch die seelische Erregung, sondern
bloß durch die derben Farben der Volkstracht
sich durchsetzen. An jüngeren Polen haben
sich noch Stefan Fi lipkiewicz, in seinen abend-
lichen Zimmern diesmal ganz Luminist, A.
Karpinski mit einer flüssig heruntergestrichenen
Porträtstudie und Artur Markowicz einge-
funden. Um doch zu den Wienern zurück-
zukehren: heiterer liebenswürdig ist keiner von
ihnen als Maximilian Lenz, dessen „Mario-
netten" (Abb. S. 393) aber eine satirische Spitze
bergen mögen; es ist farbenwitzig gedacht, daß
die wohlig gepflegte Schöne auf ihrem weißen
Lager im Gegensatz ist zur schellenlauten Bunt-
heit der Drahtpuppen, mit denen sie, das
Weibchen mit den Männchen, spielt. Selbst
in dem dekorativen Panneau, das den Eingang
zur Ausstellung umrahmt, gibt Otto Friedrich

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