VON AUSSTELLUNGEN
bares Vorhaben! Die Bilder wurden ohne Ga-
rantie der Echtheit verkauft, die Richter wer-
den dir unrecht geben und die beiden Gauner
noch die Lacher auf ihrer Seite haben. Das
beste ist, die Sache nicht weiter verlauten zu
lassen, vielmehr die falschen alten Meister in
eine Auktion zu geben, wo sie Samuel für
hundert Franken das Stück zurückkaufen wird,
um sie aufzuheben, bis — — Durantin bei
Kasse ist. (Der Schluß folgt)
VON AUSSTELLUNGEN
DERLIN. Die Zeit der Eröffnung der großen Kunst-
*-* ausstellungen bedeutet den Saisonschluß für die
Veranstaltungen der privaten Salons. Was jetzt noch
kommt, ist Nachlese, und nur zufällig verirrt sich
eine bedeutendere Ausstellung in diese späte Zeit.
Das interessanteste, was es zurzeit in den Berliner
Kunstsalons zu sehen gibt, ist die Ausstellung von
Werken Ferdinand Kobells, die Dr. J. A. Beringer
im Künstlerhause veranstaltet. Man wird allerdings
nicht der offenkundigen Oberschätzung des Künstlers
beipflichten wollen, die der Mannheimer Lokal-
patriotismus sich gestatten darf. Aber deutsche
Bilder des achtzehnten Jahrhunderts haben fast den
___ „_ „ ___ Seltenheitswert von Inkunabeln, und es ist wichtig
friedr. kall morgen <s st. katharinen . r , , ^' ., ,. „ °
^ genug, zu wissen, auf welchen Grundlagen die Kunst
A B R a unseres neunzehnten Jahrhunderts erwuchs. Sowird
Ballier Herr Senator Kallmorgen, Altona ^ ^ dQch woh, ^ wesemlichen von den Nieder-
ländern und Franzosendes siebzehnten Jahrhunderts
Weise eine Gratifikation an, die er höflich an- abhängige Landschaftskunst Ferdinand Kobells mit
„. . . ' . , . , Interesse studieren, aber in Gedanken immer die
nimmt. Sie ist sein ganzer Gewinn bei dem Werke des unvergleichlich bedeutenderen Sohnes
Handel. Ja, wenn er selbst Geld zur Ver- Wilhelm danebenhalten, den die Jahrhundertaus-
fügung gehabt hätte!! — Stellung mit Recht an eine erste Stelle rückte. Und
Wenige Tage darauf hängen die drei Gemälde auch in dieser Ausstellung die dem Vater gewidmet
° . , r-., j • ist, zeigen die wenigen Werke des Sohnes leicht
an einem ausgezeichneten Platz m deiner Ga- dessenkünstlerische Überlegenheit. Unterdergroßen
lerie, du ladest einige befreundete Kenner zum zahl der ausgestellten Bilder ist nur eine wirklich
Speisen ein und nimmst dir vor, ausführlich hervorragende Leistung Ferdinands, der Wasserfall,
den Besuch bei dem Greis im fünften Stock den die. K/Jr!sruhfr. Ku"s,!halle erworben hat. Da-
, ., . u .. . . r- , j- gegen sind die Arbeiten Wilhelms fast durchgehends
zu schildern. Die Mahlzeit ist zu Ende, die ^ einer wundervollen Frische und einer Unmittel-
Freunde prüfen gewissenhaft den Poussin, den barkeit des Naturerlebnisses, die man bei dem
Mieris und den Ruijsdael, die du dem gefähr- älteren Maler vergeblich sucht. Ganz hervorragend
liehen Durantin vor dem Munde wegschnapp- sind eine Reihe von Porträtzeichnungen, darunter
, . . . , -7„-„i___ die entzückende Freilichtstudie der Katherine von
test, und sie lacnein; aas ist ein gutes z.e.cnen Stenge]; vortrefflich auch die
ausgeführten Porträts,
Dann stellen sie die herkömmliche Frage, ob die sich mit denen Graffs sehr wohl meSsen können,
du viel dafür zahltest. „O nein, sehr wenig." — Die bekannte Art des Künstlers vertritt ein sehr
„Das ist gut, denn die Bilder sind neue Fabri- reizendes Bildchen »Auf der Alm<.
'NT Kaiman LT nknll .-»-.-, 1 1
kate!
Neben den beiden Kobell stellt ein jüngerer
Münchener Bildhauer aus, Konrad Geldmacher,
Bist du ein Mann von Geist, so antwortest der sich durch gute kunstgewerbliche Metallarbeiten
du, daß du das sehr gut weißt und nur die einen Namen gemacht hat. Er zeigt eine Reihe von
Kennerschaft deiner Freunde auf die Probe Büsten in höchst merkwürdiger Auffassung. Er geht
stellen wolltest. Wenn du aber - sagen wir, rdn auf de" malerischen Eindruck aus, und zwar
b j mit einer extremstenKonsequenz, die bis zur völligen
heftig, unbedacht bist, so wirst du deinen Irr- preiSgabe der Form führt. So sind seine Plastiken
tum eingestehen und davon sprechen, Samuel Bilder in Stein, die von einer ganz bestimmten Stelle
und seinen Spießgesellen, den unglücklichen gesehen sein wollen und in allen anderen Ansichten
Greis, zu belangen. Denn es ist ja klar, daß hohlspiegelartige Verzerrungen zeigen. Es sind ge-
' ,. tl., , ' . ' wiß Experimente, denen man in unserer plastisch
der letztere die Bilder von ersterem in Depot so wenig orientierten, ja fast ratlosen Zeit ein In-
genommen hatte. Unnützer Zorn, unausführ- teresse aber nicht versagen wird.
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bares Vorhaben! Die Bilder wurden ohne Ga-
rantie der Echtheit verkauft, die Richter wer-
den dir unrecht geben und die beiden Gauner
noch die Lacher auf ihrer Seite haben. Das
beste ist, die Sache nicht weiter verlauten zu
lassen, vielmehr die falschen alten Meister in
eine Auktion zu geben, wo sie Samuel für
hundert Franken das Stück zurückkaufen wird,
um sie aufzuheben, bis — — Durantin bei
Kasse ist. (Der Schluß folgt)
VON AUSSTELLUNGEN
DERLIN. Die Zeit der Eröffnung der großen Kunst-
*-* ausstellungen bedeutet den Saisonschluß für die
Veranstaltungen der privaten Salons. Was jetzt noch
kommt, ist Nachlese, und nur zufällig verirrt sich
eine bedeutendere Ausstellung in diese späte Zeit.
Das interessanteste, was es zurzeit in den Berliner
Kunstsalons zu sehen gibt, ist die Ausstellung von
Werken Ferdinand Kobells, die Dr. J. A. Beringer
im Künstlerhause veranstaltet. Man wird allerdings
nicht der offenkundigen Oberschätzung des Künstlers
beipflichten wollen, die der Mannheimer Lokal-
patriotismus sich gestatten darf. Aber deutsche
Bilder des achtzehnten Jahrhunderts haben fast den
___ „_ „ ___ Seltenheitswert von Inkunabeln, und es ist wichtig
friedr. kall morgen <s st. katharinen . r , , ^' ., ,. „ °
^ genug, zu wissen, auf welchen Grundlagen die Kunst
A B R a unseres neunzehnten Jahrhunderts erwuchs. Sowird
Ballier Herr Senator Kallmorgen, Altona ^ ^ dQch woh, ^ wesemlichen von den Nieder-
ländern und Franzosendes siebzehnten Jahrhunderts
Weise eine Gratifikation an, die er höflich an- abhängige Landschaftskunst Ferdinand Kobells mit
„. . . ' . , . , Interesse studieren, aber in Gedanken immer die
nimmt. Sie ist sein ganzer Gewinn bei dem Werke des unvergleichlich bedeutenderen Sohnes
Handel. Ja, wenn er selbst Geld zur Ver- Wilhelm danebenhalten, den die Jahrhundertaus-
fügung gehabt hätte!! — Stellung mit Recht an eine erste Stelle rückte. Und
Wenige Tage darauf hängen die drei Gemälde auch in dieser Ausstellung die dem Vater gewidmet
° . , r-., j • ist, zeigen die wenigen Werke des Sohnes leicht
an einem ausgezeichneten Platz m deiner Ga- dessenkünstlerische Überlegenheit. Unterdergroßen
lerie, du ladest einige befreundete Kenner zum zahl der ausgestellten Bilder ist nur eine wirklich
Speisen ein und nimmst dir vor, ausführlich hervorragende Leistung Ferdinands, der Wasserfall,
den Besuch bei dem Greis im fünften Stock den die. K/Jr!sruhfr. Ku"s,!halle erworben hat. Da-
, ., . u .. . . r- , j- gegen sind die Arbeiten Wilhelms fast durchgehends
zu schildern. Die Mahlzeit ist zu Ende, die ^ einer wundervollen Frische und einer Unmittel-
Freunde prüfen gewissenhaft den Poussin, den barkeit des Naturerlebnisses, die man bei dem
Mieris und den Ruijsdael, die du dem gefähr- älteren Maler vergeblich sucht. Ganz hervorragend
liehen Durantin vor dem Munde wegschnapp- sind eine Reihe von Porträtzeichnungen, darunter
, . . . , -7„-„i___ die entzückende Freilichtstudie der Katherine von
test, und sie lacnein; aas ist ein gutes z.e.cnen Stenge]; vortrefflich auch die
ausgeführten Porträts,
Dann stellen sie die herkömmliche Frage, ob die sich mit denen Graffs sehr wohl meSsen können,
du viel dafür zahltest. „O nein, sehr wenig." — Die bekannte Art des Künstlers vertritt ein sehr
„Das ist gut, denn die Bilder sind neue Fabri- reizendes Bildchen »Auf der Alm<.
'NT Kaiman LT nknll .-»-.-, 1 1
kate!
Neben den beiden Kobell stellt ein jüngerer
Münchener Bildhauer aus, Konrad Geldmacher,
Bist du ein Mann von Geist, so antwortest der sich durch gute kunstgewerbliche Metallarbeiten
du, daß du das sehr gut weißt und nur die einen Namen gemacht hat. Er zeigt eine Reihe von
Kennerschaft deiner Freunde auf die Probe Büsten in höchst merkwürdiger Auffassung. Er geht
stellen wolltest. Wenn du aber - sagen wir, rdn auf de" malerischen Eindruck aus, und zwar
b j mit einer extremstenKonsequenz, die bis zur völligen
heftig, unbedacht bist, so wirst du deinen Irr- preiSgabe der Form führt. So sind seine Plastiken
tum eingestehen und davon sprechen, Samuel Bilder in Stein, die von einer ganz bestimmten Stelle
und seinen Spießgesellen, den unglücklichen gesehen sein wollen und in allen anderen Ansichten
Greis, zu belangen. Denn es ist ja klar, daß hohlspiegelartige Verzerrungen zeigen. Es sind ge-
' ,. tl., , ' . ' wiß Experimente, denen man in unserer plastisch
der letztere die Bilder von ersterem in Depot so wenig orientierten, ja fast ratlosen Zeit ein In-
genommen hatte. Unnützer Zorn, unausführ- teresse aber nicht versagen wird.
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