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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Hellwag, Fritz: Ein Pseudo-Kunstverein: (die Kunstvereinigung Berlin, München, Dresden, Düsseldorf)
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0557

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EIN PSEUDO-KUNSTVEREIN

ALEXANDER NYILASSY SONNTAGNACHMITTAG

Große Berliner Kunstaasstellung 1910

genannt, hat den Graveurberuf ergriffen, wird führt ein glücklicher Zufall ihm den „Prinzen
aber durch ihn nicht befriedigt und wendet von Jerusalem" in den Weg und dieser verleiht
sich der Dekorationsmalerei zu. Auf einem ihm für ein paar Mark den Hofrattitel. Unter
Anstreicher- und Lakierertag in Nürnberg ge- dieser Bezeichnung finden wir Herrn Schleu-
lingt es ihm, einen Preis zu erhalten, den er sing in den Berliner Adreßbüchern der Jahre
im Neuen Theateralmanach, den die „Ge- 1903 und 1905. Neben allen diesen Unter-
nossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger" nehmungen vernachlässigt er aber seine „Kunst"
herausgibt, als „Ersten Preis in Theaterma- nicht. Er malt nach vergrößerten Photogra-
lerei auf der deutschen Malerausstellung in phien die Porträts zahlreicher Fürstlichkeiten
Nürnberg'l 907" annonciert. Die Erfolge mehren und dediziert den Dargestellten diese Kunst-
sich, und er wird „Ehrenmitglied der italie- werke, die mit den üblichen Dankschreiben
nischen Akademie in Florenz". (Welches quittiert werden. Solche Dankschreiben, in Re-
Pech, daß eine solche Akademie gar nicht klameofferten geschickt verwertet, ziehen zahl-
existiert.) Eine „wilde" Ausstellung des Ar- reiche andere nach sich, auch feste Bestel-
beitervereins „Umberto 1." in Neapel wird lungen laufen ein; nur war es unvorsichtig, sich
alljährlich veranstaltet und besaß indem ent- nun gleich „Herzoglicher Hofmaler" zu nennen,
mündigten Professor Uli Schanz in Leipzig, denn es erfolgte sehr bald ein striktes Ver-
der früher in Italien gelebt hat, aber nach bot des Herzoglichen Hofmarschallamtes in
Deutschland abgeschoben wurde, einen Ver- Gotha, diesen Titel zu führen. Eine andere
treter, der laut Auskunft des Kaiserlichen Ge- fürstliche Kanzlei beging den Schreibfehler,
neralkonsuls in Neapel gewerbsmäßig ihre Herrn Schleusing mit „Herr Professor" anzu-
wertlosen Diplome und Titel ausgeboten hat. reden. Der akzeptierte sofort auch diesen
Auch Herr Schleusing erhält zwei solche Diplo- Titel und führte ihn so lange, bis es ihm
me und bietet auch seinerseits derartige Aus- gerichtlich untersagt wurde. Nur ein wirk-
zeichnungen gegen Bezahlung weiter aus. Nun licher Erfolg war Herrn Schleusing beschieden:

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