Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

DOI Artikel:
Hellwag, Fritz: Ein Pseudo-Kunstverein: (die Kunstvereinigung Berlin, München, Dresden, Düsseldorf)
DOI Artikel:
Von Ausstellungen und Sammlungen - Neue Kunstliteratur - Personal-Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0564

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

Kunstverständnis bei ihnen leider immer noch
bestellt ist. Das Traurigste von allem stellt
aber doch das „Ehrenkomitee" der Kunstver-
einigung dar. Wer hätte es für möglich ge-
halten, daß sich so viel hohe Juristen, Land-
gerichtsräte, Amtsgerichtsdirektoren, Amts-
richter, Polizeiräte, Offiziere, Bürgermeister
und Kommerzienräte dazu hergaben, ihren
Namen als Aushängeschild für ein Unterneh-
men, über deren wahren Charakter sie sich
doch zweifellos nicht erkundigt hatten, be-
nützen zu lassen. Man kann es da den vielen
passiven Mitgliedern nicht so sehr übelnehmen,
daß sie, wenn ihnen schon einmal das Kunst-
verständnis mangelte, sich auch an der Kunst-
vereinigung beteiligten, da das Ganze ja von
Vertretern der höheren Gesellschaftsschichten
bereitwillig gedeckt wurde.

Erfreulicherweise hat aber selbst das illüstre
Ehrenkomitee und die blendende Mitglieder-
liste Herrn Schleusing im Prozesse gegen die
„Werkstatt der Kunst" nichts genützt, denn
das Gericht beurteilte jene bedauerlichen, und
nicht dem Verdienst des Klägers entspringen-
den Zufälligkeiten sehr richtig mit folgender
Sentenz:

„Die Zufriedenheit einzelner Mitglieder mit
den Leistungen der Deutschen Kunstvereini-
gung steht aber der Richtigkeit der von dem
Angeklagten geübten Kritik nicht entgegen.
Die Betreffenden mögen auch zum Teil bes-
sere Bilder erhalten haben, mögen ferner in
künstlerischer Beziehung bescheidene An-
sprüche stellen oder trotz ihrer sonstigen Bil-
dung nicht viel Kunstverständnis besitzen."

Fritz Hellwag

VON AUSSTELLUNGEN

UND SAMMLUNGEN

■pvÜSSELDORF. Die diesjährige Sommer-Aus-
stellungdes Kunstvereins für Rheinland undWest-
falen beweist aufs neue die bereits seit einigen Jahren
im Verein hervortretende Tendenz einer ernsthaften
Niveau-Erhöhung. Wenn schon der Charakter einer
Verkaufsausstellung naturgemäß bestehen bleibt, so
wurde doch jene minderwertige Marktware, welche
Veranstaltungen dieser Art recht bedenklich machen
kann, durch eine immer strenger gehandhabte Sich-
tung fast völlig ausgeschieden. Die Zahl der Werke,
welche die Jury passierten, ist auf wenig mehr als
200 gesunken; es ließen sich damit ein paar Säle
füllen, die einen durchaus anständigen Eindruck
machen und, wenn schon Höhenleistungen fehlen,
in ihrer Gesamtheit ein richtiges Bild von dem
Durchschnittsschaffen unserer ernst zu nehmenden
Künstler geben. Unter den Figurenmalern fallen
Josse Goossens und Otto Boyer durch ihre
frische und gesunde Farbigkeit auf; Max Stern
gibt einige seiner scharf beobachteten, in impressio-

nistischer Weise sicher festgehaltenen Straßenszenen,
Alexander Bertrand zwei sehr feine Interieurs
mit figürlicher Staffage. Langsam, aber zuverlässig
reift Richard Bloos zu einem bedeutenden Gegen-
wartsmaler; seine »Musik im Luxemburggarten« ist
eine ungemein tüchtige Leistung, in der das schwierige
Problem der Massendarstellung unter den vom Sonnen-
licht durchsickerten Bäumen in wohlverstandener
und gefühlter Weise der Lösung entgegengeführt
wird. Unter den Landschaftern gesellen sich zu so
bewährten Namen wie Eugen Kampf und Helmuth
Liesegang, die durch ständige Berührung mit der
Natur sich auf ihrer alten Höhe zu halten verstehen,
eine Reihe jüngerer Begabungen, unter denen Max
Clarenbach, Walter Ophey, Ernst Hardt,
Wilh. Hambuchen, Ernst Paul u. a. durch ihre
stark differenzierte und durchaus selbständige An-
schauung der Wirklichkeit berufen sind, eine Rolle
in der Entwicklung der deutschen Landschaftskunst
zu spielen. Unter den nicht zahlreichen Plastiken
fällt eine mit strengem Empfinden gearbeitete weib-
liche Bronzebüste von Rudolf Bosselt als die
bedeutendste Leistung auf. Zum Zwecke der Ver-
losung unter die Mitglieder des Vereins sind aus
der Ausstellung für mehr als 80000 M. Kunstwerke
gekauft worden. g. Howe

CONRAD KIESEL FRAU GEHEIM RAT

EMMI LEWALD <g>

Große Berliner Kunstausstellung 1910

522
 
Annotationen