KÜNSTLERSIGNATUREN
I
Sposalizio) u. dgl. Häufig finden sich die Namen vom Ast eines Baumes herunterhängt (Cra-
auf gemalten Zetteln oder Täfelchen, die sich nach), in perspektivischer Verkürzung auf /)
auf mannigfache Weise im Bilde unterbringen den Boden gelegt wird und was derlei Mög- Vs
ließen. Auf dem Berliner Panbild des Signo- lichkeiten mehr sind. M
relli trägt eine Nymphe das Täfelchen am Welche große Rolle die Signatur im Kunst- (1
Stabe; auf den Fresken des Mantegna in der handel spielt, ist bekannt; eine einwand- t)
Camera degli Sposi in Mantua ist ein ganzes freie echte Signatur erhöht den Marktwert
Heer von Putten aufgeboten, um die Riesen- eines Bildes ganz beträchtlich. Kein Wunder, (4
tafel mit der lapidaren Stifterinschrift zu halten. daß unredliche Spekulation sich schon früh- ö
Der charakteristische Unterschied in der zeitig mit größtem Eifer auf die Signatur- v\
äußeren Form und Art der Anbringung der fälschung geworfen hat als das bequemste M
deutschen Signaturen und Monogramme gegen- Mittel, Dutzendware zu Meisterwerken hinauf- (i
überden italienischen istder, daß jene (nament- zuschrauben, wohl eingedenk, daß ein unbe- ^
lieh auf den Kupferstichen und Holzschnitten fangenes Kunsturteil nur das Eigentum weni- ^
des fünfzehnten Jahrhunderts zu beobachten) ger ist.
ihre Buchstaben fast durchgehends in ver-
tikaler Richtung, ohne Rücksicht auf eine
etwaige Schräge der Unterfläche
setzen, also sich z. B. nicht
scheuen, auf einen horizontal ge-
dachten Fußboden die Lettern
aufrecht zu stellen, statt sie zu
legen, während der Süden, tekto-
nischer denkend, stets die räum-
lichen Beziehungen auch bei sol-
cher scheinbaren Aeußerlichkeit
respektiert und die Lettern wie
jedes andere im Bilde vorkom- 4': ^
mende Objekt den jeweiligen Raum-
bedingungen unterwirft, also bei
einer Signierung auf horizontaler
Fläche auch die Signatur horizon-
tal und perspektivisch verkürzt
anordnet. Als später der Norden
— oder sie werden auf ein Täfel-
chen gesetzt, das unter gewissen-
hafter Beobachtung der mechani
untergebracht wird, gegen eine
Treppenstufe, eine Brüstung, einen
)
1
durch Vermittlung Dürers unter ^1
Jen Einfluß der italienischen Kunst ^B^^^^^^^B (1
gerät, trifft man hierin eine Aen- ö
derung im Sinne strengerer Archi-
tektonik, und wird die Einbezieh-
ung der Signatur in die Drei-
dimensionalität des Bildes auch
für die deutschen Künstler eine
ästhetische Forderung. Die Buch-
staben werden entweder in einer
der Neigung ihrer Unterfläche ent- ^
sprechenden Lage und Verkürzung
gezeichnet — vertikal also nur
8
auf auch vertikal gedachter Fläche
sehen Logik irgendwie im Bilde M
untergebracht wird, pepen eine 0.
I
Stein oder dgl. angelehnt wird alfred sohn-rethel bildnis des gross- W
.... s\ s . " herzogs von hessen *\
(Aldegrever u. a.), an einem Band Künstlerbandaasstellang, Darmstadt
Die Kunst für Alle XXV
569
72
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Sposalizio) u. dgl. Häufig finden sich die Namen vom Ast eines Baumes herunterhängt (Cra-
auf gemalten Zetteln oder Täfelchen, die sich nach), in perspektivischer Verkürzung auf /)
auf mannigfache Weise im Bilde unterbringen den Boden gelegt wird und was derlei Mög- Vs
ließen. Auf dem Berliner Panbild des Signo- lichkeiten mehr sind. M
relli trägt eine Nymphe das Täfelchen am Welche große Rolle die Signatur im Kunst- (1
Stabe; auf den Fresken des Mantegna in der handel spielt, ist bekannt; eine einwand- t)
Camera degli Sposi in Mantua ist ein ganzes freie echte Signatur erhöht den Marktwert
Heer von Putten aufgeboten, um die Riesen- eines Bildes ganz beträchtlich. Kein Wunder, (4
tafel mit der lapidaren Stifterinschrift zu halten. daß unredliche Spekulation sich schon früh- ö
Der charakteristische Unterschied in der zeitig mit größtem Eifer auf die Signatur- v\
äußeren Form und Art der Anbringung der fälschung geworfen hat als das bequemste M
deutschen Signaturen und Monogramme gegen- Mittel, Dutzendware zu Meisterwerken hinauf- (i
überden italienischen istder, daß jene (nament- zuschrauben, wohl eingedenk, daß ein unbe- ^
lieh auf den Kupferstichen und Holzschnitten fangenes Kunsturteil nur das Eigentum weni- ^
des fünfzehnten Jahrhunderts zu beobachten) ger ist.
ihre Buchstaben fast durchgehends in ver-
tikaler Richtung, ohne Rücksicht auf eine
etwaige Schräge der Unterfläche
setzen, also sich z. B. nicht
scheuen, auf einen horizontal ge-
dachten Fußboden die Lettern
aufrecht zu stellen, statt sie zu
legen, während der Süden, tekto-
nischer denkend, stets die räum-
lichen Beziehungen auch bei sol-
cher scheinbaren Aeußerlichkeit
respektiert und die Lettern wie
jedes andere im Bilde vorkom- 4': ^
mende Objekt den jeweiligen Raum-
bedingungen unterwirft, also bei
einer Signierung auf horizontaler
Fläche auch die Signatur horizon-
tal und perspektivisch verkürzt
anordnet. Als später der Norden
— oder sie werden auf ein Täfel-
chen gesetzt, das unter gewissen-
hafter Beobachtung der mechani
untergebracht wird, gegen eine
Treppenstufe, eine Brüstung, einen
)
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durch Vermittlung Dürers unter ^1
Jen Einfluß der italienischen Kunst ^B^^^^^^^B (1
gerät, trifft man hierin eine Aen- ö
derung im Sinne strengerer Archi-
tektonik, und wird die Einbezieh-
ung der Signatur in die Drei-
dimensionalität des Bildes auch
für die deutschen Künstler eine
ästhetische Forderung. Die Buch-
staben werden entweder in einer
der Neigung ihrer Unterfläche ent- ^
sprechenden Lage und Verkürzung
gezeichnet — vertikal also nur
8
auf auch vertikal gedachter Fläche
sehen Logik irgendwie im Bilde M
untergebracht wird, pepen eine 0.
I
Stein oder dgl. angelehnt wird alfred sohn-rethel bildnis des gross- W
.... s\ s . " herzogs von hessen *\
(Aldegrever u. a.), an einem Band Künstlerbandaasstellang, Darmstadt
Die Kunst für Alle XXV
569
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