Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

DOI Artikel:
Howe, Georg: Die Sonderbund-Ausstellung in Düsseldorf
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0616

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE SONDERBUND-AUSSTELLUNG IN DÜSSELDORF ►)

DIE SONDERBUND-AUSSTELLUNG IN der ornamental wirkenden Farbe die Richtlinie der ()

unserem Gegenwartsempfinden am meisten ent- >\

DÜSSELDORF sprechenden künstlerischen Bewegung sieht. Von "

Roussel, Vuillard und Bonnard, die noch un-

lyjachdem der Düsseldorfer Sonderbund in den mittelbar an den Impressionismus anknüpfen, werden \A

beiden Vorjahren mit kleinen, erlesenen Dar- wir zu dem Pointiiiismus eines Cross und Signac /)

bietungen beachtenswerte Erfolge erzielt, hat er sich geführt, bis wir dann unter dem Einfluß Cezannes fl(

diesmal den Rahmen seiner Tätigkeit weiter gesteckt eine scharfe Reaktion gegen die Farbenzerlegung (\

und im städtischen Kunstpalast eine Ausstellung eintreten und den elementaren Kolorismus zum

veranstaltet, welche durch die Neuheit ihres Inhalts Siege gelangen sehen. Von Deutschen sind es

wie durch die Vornehmheit ihrer Aufmachung für namentlich Karl Hofer, Freyhold, Karl Wieck,

Düsseldorf epochemachend ist. Nicht der Durch- Brühlmann, O.v. Wätjen, die im Sinne Cezannes

schnitt unserer Produktion soll gezeigt, sondern die als Synthetiker fühlen und nach der zersplitternden

stilistische Entwicklung der modernen Kunst soll Vielheit der Erscheinung zum Einfachen und Großen

veranschaulicht werden. Da die wichtigsten Stil- zurückkehren. Auch jene radikalen Landschafter '()

bildungen und Stilwandlungen noch immer von des Pariser Salon d'Automne, Othon Friesz, W

Frankreich ausgehen, so steht die umfangreiche Derain, Vlannack, Braque, fehlen nicht mit ihren <'

Vorführung von Schaffensproben der heutigen Jung- zu ornamental koloristischenSilhouettenverdichteten

pariser Kunst französischer wie deutscher in Paris Auszügen aus der Natur, während das Element einer u

I

lebender Maler im Mittelpunkte des Interesses. Nicht ganz neuen, flächenhaften Linie durch den vielbe- y)
die großen Klassiker des Impressionismus sind es rufenen Henri Matisse vertreten ist. Von der xf
freilich, die diesmal erscheinen. Sie wurden abgelöst ,,Münchener Neuen Vereinigung", die sich kürzlich /)
durch jene durchaus aufs Dekorative gehende Rieh- hier mit einer Kollektivausstellung produzierte, sind w
tnncr welrhe in weitgehender stilistischer Verein- der Pole lAWLENSKI mit einieen Stilleben und Por- V

\
I

I

tung, welche in weitgehender stilistischer Verein- der Pole Jawlenski mit einigen Stilleben und Por-
fachung und in dem immer stärkeren Vorwiegen träts, der Russe Kandinski mit mehreren seiner

undefinierbaren Farbenorgien
erschienen. Nicht weniger wie
in der Malerei spielt in der
Plastik der Radikalismus die
Hauptrolle. Minne, Barlach,
H. Haller und Osswald ver-
suchen bald durch Betonung der {
reinen Form, bald durch das
Mittel, breit vereinfachender
Flächen ihren sonderbaren Im-
pressionen Leben zu verleihen.

Werden wir bis hierher den
Wert der Ausstellung mehr
nach ihrer informatorischen wie
nach ihrer absoluten Bedeutung
bemessen, so tritt die letztere
ungleich stärker heraus bezüg-
lich der Düsseldorfer Mitglieder
des Bundes. Die beiden er-
sten Säle und die von M. Be-
nirschke entworfene Rotunde
mit den ernsten gehaltvollen
Skulpturen Rud. Bosselts, sie £
wirken so einwandsfrei vor-
nehm und qulitätvoll, daß auch n
der weniger wohlwollende hier M
Zeuge wird fürden Umschwung, O.
der sich in der Düsseldorfer
Kunst vollzogen hat und noch
dauernd vollzieht. A. Deusser
und M. Clarenbach als die
potentesten Mitglieder der klei-
nen Gruppe zeigen sich immer
mehr als gereifte Künstler, die
ihr Ziel und ihren Weg kennen.
An sie schließen sich der hoch-
begabte Walter Ophey, der
eigenartig versonnene Jul.
Bretz, ferner W. Schmurr,
die beiden Brüder Otto und
Alfred Sohn-Rethel und an-
dere. Als Ehrenmitglied des
Bundes ist M. Liebermann mit

karl hofer selbstporträt mit modell einer neuen Fassung seiner

Känstlerbundaussteilung, Darmstadt Delila und einigen Variationen

570
 
Annotationen