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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Haendcke, Berthold: Die historischen Grundlagen der Hell- und Freilichtmalerei, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0226

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DIE HISTORISCHEN GRUNDLAGEN DER HELL- UND

FREILICHTMALEREI

Von Professor Dr. Berthold Haendcke
III (Schluß)

I

n dem Lande, in dem sich zu Beginn der Ge- monie" in der Musik aus der Kirche heraus,
schichte der modernen Malerei ohne Wider- und erhielt auch im geselligen Leben Aner-
rede die bedeutsamste koloristische Entwick- kennung und Bürgerrechte. Sie wurde Ge-
lung vollzogen hat, in den Niederlanden, nahm genstand des feinen Tones der Gesellschaft,
fast gleichzeitig (ca. 1380) die Geschichte der Die Melodie achtete man gering. Für die vor-
modernen Musik ihren Anfang. Wilhelm Dufay nehme Welt wurden Madrigale, kurze Ge-
aus Chimay bildete zuerst die kontrapunkti- dichte weltlichen Inhalts in Musik gesetzt,
stische Kunst aus. Die Niederländer behielten eine wichtige Kompositionsgattung, die ihren
auf diesem Felde durch rund 200 Jahre die Ausgang von Venedig nahm, wo auch die
Führung. Orlandus de Lassus (geb. ca. 1520) Wirklichkeit des Lebens zuerst eine farben-
schloß die Reihe. Die Musik, durch dieses frohe Darstellung erhalten hatte. Die Einfüh-
Volk — gleich der eine Licht- und Tonmalerei rung des Madrigals war der wichtigste Schritt
erst gestattende „Oelmalerei" — in ganz zur Verfeinerung des Geschmackes der Ton-
Europa verbreitet, begann jetzt allerorten, na- setzer wie des Publikums und der Beginn des
mentlich in Italien (und Deutschland) eine „schönen Stiles". Die Oper stand vor der
einheimische Kunst zu werden. Palestrina Tür; bereit, das Schauspiel in Musik umzu-
wurde der Führer Italiens und der katholischen setzen. Die Vermählungsfeier Heinrich IV.
Kirchenmusik, wie auf dem Tridentiner Konzil von Frankreich mit Maria von Medici um 1600
(1562) anerkannt wurde. schenkte das Gedicht, das die vorbereiteten

Im 15. und 16. Jahrhundert trat die „Har- musikalischen Kräfte zum Schaffen aufrief.

Es kam jetzt für die Musik die
Zeit, dem überwiegend Geistigen
der Kirchenmusik eine schöne Sinn-
lichkeit gegenüberzustellen. Darin
bestand die Aufgabe der neu ent-
stehenden Oper.

Diese schnelle Skizze der Musik-
geschichte war notwendig, um die
im 17. Jahrhundert zu voller Ent-
wicklunggelangte Lichtmalerei ihren
weitergreifenden Beziehungen nach
erfassen zu können. Zweifelsohne
ruhen Tonmalerei und Tonkunst
auf wesensverwandter Grundlage.
Das Licht modelliert die Formen,
gibt vor allem dem Maler die Mög-
lichkeit, die geistigen und die see-
lischen Werte bildlich festzuhalten,
zu interpretieren. Je feiner die
Durchbildung der Psyche des Men-
schen ist, um so zwingender tritt
an den Maler die Pflicht heran, die
Lichtmalerei zu betonen, zu stu-
dieren. Die Musik ist vorwiegend
die Kunst des Gemüts. Sie spricht
als solche die innersten Tiefen der
Seele aus. Die Reformation hatte
den christlichen Geist wieder vom
adele von finck der grüne hut groben Bilderdienst und krankhaften

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