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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Von Ausstellungen und Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0236

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VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

Leere und Trockenheit noch vermehrte. Unter den position bewiesen. Gleichzeitig sah man bei Cassirer
Bildnissen Walter Thors erfreute besonders ein von Pierre Bonnard weichlich gezeichnete, aber
Knabenporträt durch Frische und Schlichtheit; auch koloristisch sehr geistreiche Bildnisstudien und aller-
einige Studien waren hübsch und intim in der Wir- lei südfranzösische Städte- und Hafenansichten, von
kung. In Emanuel Hegenbarths Tierbildern Ulrich Hübner die gewohnten, freundlichen Mo-
ließ sich eine neuerliche Vorwärtsentwicklung nicht tive aus den Seestädten (darunter sehr gute Guaschen
feststellen. Als gutes und interessantes plastisches aus Hamburg), schließlich von Leo Klein-Diepold
Werk soll ein Bronzekopf Liebermanns von Hans eine Anzahl von Landschaften, Park- und Garten-
St. Lerche genannt werden. Gurlitt brachte eine bildern, deren Wirkung unter der ungünstigen, zähen
Sc/tön/eber-Ausstellung mit einer Reihe von guten Malweise litt.— Der Kunstsalon von Keller & Reiner,
Städtebildern, Landschaften und Seestücken des der sich auflösen sollte, wird nach neueren Mit-
Künstlers, die den gewohnten Eindruck bedeuten- teilungen nun doch fortgeführt werden. Hoffentlich
den Könnens und liebevollsten Eindringens in den gelingt es ihm, wieder Qualität in seine Ausstellungen
Stoff aufs neue bestätigten, ohne freilich den Be- zu bringen. — Eine Ausstellung von Städtebildern
schauer in jener schlagenden Weise mit der dar- hat das Kgl. Kupferstichkabinett in seiner modernen
gestellten Natur in Beziehung zu bringen, die ganz Abteilung veranstaltet. Es ist interessant, zu beob-
großen Werken eigen ist. Eine Anzahl Strandbilder achten, wie das Thema der Stadtschönheit im Laufe
und verschiedene Szenen aus dem Sportleben von des 19. Jahrhunderts bis auf die Gegenwart von den
Ernst Oppler zeichneten sich durch frische, leben- verschiedenen Nationen verschieden behandelt wor-
dige Auffassung und lichte reizvolle Farbengebung den ist: ganz fraglos stehen die Deutschen weit hinter
aus. Oswald Roux, der Wiener Maler und Gra- den übrigen zurück, Künstlern, wie Meryon, Whist-
phiker, führte allerlei Motive aus den winterlichen ler oder Pennell, deren Meisterwerke den Schwer-
Bergen und ein Fräulein M. Stern Interieurs, Land- punkt der Ausstellung bilden, kann Deutschland
schaffen, Porträts usw. vor, die eine größere Be- keine ebenbürtige Persönlichkeit gegenüberstellen,
schränkung und klügeres Haushalten mit den vor- J- Sievers

handenen Mitteln recht sehr wünschen lassen. — 1~\RESDEN. In der Dresdener Galerie hat der
In dieser Beziehung hat eine andere Künstlerin, neue Direktor Dr. Posse seine Tätigkeit damit

Hedwig Moos, die bei Cassirer ausstellte, besser begonnen, daß er den R e m b r a n d t - S a a 1 umge-
gewirtschaftet und bei allem noch vorhandenen Tasten staltet hat. Er wurde Mitte Dezember wieder er-
in kleinen Landschaftsausschnitten gute Erziehung öffnet, nachdem er ein halbes Jahr geschlossen ge-
des Auges und Verständnis für einfache klare Dis- wesen war. Das Werk ist vorzüglich gelungen.

Die hohen Säle des Semperschen Baues sind
an sich sehr ungünstig für die Wirkung der
Gemälde, dazu in einer Weise überfüllt,
daß sich die Gemälde gegenseitig stark
schädigen und daß die hohe Qualität der
Galerie darunter stark gelitten hat. Posse
hat nun durch seinen Rembrandt-Saal ge-
zeigt, wie wirksam man durch geeignete
Maßregeln diesen Uebelständen entgegen-
treten kann. Er hat das Oberlicht 31 2 Meter
tiefer gelegt und durch Verwendung von
Prismenglas ein schönes, helles, zerstreu-
tes Licht geschaffen: er hat weiter für die
Wandbespannung einen kräftigen dunkel-
grünen Stoff gewählt, auf dem die holländi-
schen Bilder vorzüglich zur Geltung kom-
men; die prunkenden Architekturformen
hat er beseitigt, im übrigen aber den Stil
des Semperschen Baues gewahrt, so daß der
neue Saal keineswegs aus dem Gesamtbild
der Räume herausfällt. Von den früheren
71 Bildern blieben für den Rembrandt-Saal
nur 47 Gemälde von Rembrandt, seinen
Schülern und Zeitgenossen, die Posse in
sehr wirksamer Weise aufgehängt hat, so
daß die hervorragenden Bilder auch an den
hervorragenden Stellen hängen und sofort
als solche in die Augen fallen. Wundervoll
kommt jetzt vor allem Rembrandts Meister-
werk, Opfer des Manoah, zur Geltung, auch
die färben leuchtende Kuppelszene des Del ft-
schen Vermeer erscheint wie in neuem
Glanz, nicht minder die beiden großen Sze-
nen aus Josef und Benjamins Leben von
dem Schüler Rembrandts Jan Victors. Fer-
dinand Bols Ruhe auf der Flucht ist mit
Bols und Eeckhouts Darstellungen von Ja-
kobs Traum zu einer wirksamen Gruppe
edyth STärkie-rackham dame in schwarz zusammengestellt usw. Die Stilleben von

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