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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Aus den Wiener Kunstsalons
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0365

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AUS DEN WIENER KUNSTSALONS

AUS DEN WIENER KUNSTSALONS Seinen zählt, unter dem Nachwuchs jedoch in Oskar

Larsen ein bemerkenswertes Talent kennen gelehrt
TV/T it Gustav Klimt hat die Galerie Miethke eine hat. Ganz auf Luminismus gestellt ist die Begabung

Reihe von Sonderausstellungen jener Wiener von Fritzi Ulreich, die sich besonders durch die
Künstler eröffnet, die man, als der Klimt-Gruppe originell aufgegriffenen Motive aus der Villa d'Este
angehörig, seinerzeit in der „Kunstschau" vereinigt auszeichnete. Mit Blumenstücken bewährte sich
gesehen hat. Für Wien waren die in Venedig schon Camilla Göbl, mit pastos und lebendig hingesetzten
gezeigten Bilder Klimts neu, doch sind sie hier mit Ansichten aus Dalmatien und Istrien Leo Litroff.
einem Gefolge von zahlreichen Zeichnungen erschie- Nach den vielen Kollektiv-Ausstellungen eine viel-
nen, diesen subtilsten Aeußerungen eines nicht durch- tönige, „Die Wienerstadt", genannt; es ist Bekanntes
aus, wie man oft meint, aufs Dekorative gerichteten wieder zutage gefördert worden, wie die „Stimmungen
Temperaments. Dafürlegtenzwei Porträtstudien Zeug- um den Stefansdom" von Otto Friedrich, und
nis ab, die sich frischweg als unmittelbare Erkennt- frühe Bilder von Tina Blau überraschen uns;
nisse des Geschauten geben; der Läuterungsprozeß Radierer wie Ludwig Michalek und G. von
zum Stilisierten hin wurde aus anderenWerken stufen- Ke.mpf bringen ihre im Strome der großen Aus-
weise klar, zumal aus den unvergleichlich schönen Stellungen leicht untergehenden Blätter. — Im Salon
Landschaften. Obwohl in Berlin tätig, wollteE.MiL Pisko enfaltete Ada Töpffer-Stilke ihre viel-
Orlik in diesem Kreise nicht fehlen. Er scheint gewandte Begabung, und E. O. Braunthal schil-
jetzt zu einer breiter zusammenfassenden Malweise derte in einer ausführlichen Serie das Seebad Grado
überzugehen, so technisch genau auch ein weib- und dessen Lagunenwelt. — Vom Kunstsalon Heller
Iicher Akt durchgebildet sich darstellt. Neben dem wird eine Ausstellung der Berliner Pan-Presse
so vielfältig raffinierten Orlik wirkt Wilhelm Legler (Blätter in Radierung, Lithographie und Holzschnitt
in seiner ganzen ungesuchten Einfachheit, die er u. a. von Barlach, Cissarz, Corinth, U. Hübner,
sich auch den komplizierten Licht- und Farben- v. Kardorff, Lederer, Liebermann, Meid, Orlik,
Problemen gegenüber wahrt, wie sie ihm die In- Pechstein, Slevogt, Struck, Weiss, Wolfthorn) ange-
terieurs aus dem Schloß Kirchberg an der Jagst kündigt, so daß auch die demnächst zu bespre-
boten. Carl Moll hat seiner Meisterschaft nichts chende Graphik zu ihrem Recht kommt. k.
hinzuzufügen; er bewährt sie an Mo-
tiven aus Schönbrunn und von der
Hohen Warte sowie der angrenzenden
Umgebung Wiens. Festlich strahlt ein
von Moll gemalter „gedeckter Tisch"
mit seinem Glanz von Metall und Glas
nicht minder als ein Prachtraum des
Schönbrunner Schlosses, dessen Park-
veduten er außer in Oelbildern noch
in breit flächenhaften Holzschnitten fest-
hält. Für Max Kurzweil sind die Por-
träts in ihrer eleganten, aber keines-
wegs, auch nicht maltechnisch, gezier-
ten Haltung charakteristisch; so ge-
radehin, doch immer mit einer ge-
wissen Zurückhaltung, muten eben-
falls die Ansichten von der Insel Arbe
an, mit ihren warmen Adria-Stimmun-
gen. Wichtig für das Wiener Kunstle-
ben ist es, daß die Galerie Miethke all-
jährlich einmal den Ausblick auf histo-
rische Größen der Kunst ermöglicht.
Heuer war es ein Dreigestirn, mit Co-
rot, von dem Figurales ebensogut wie
Landschaftliches zu sehen war, Dela-
croix, mächtig auch in den an Um-
fang kleineren Ausbrüchen seiner Far-
bensinnlichkeit, und Courbet, dessen
Erdennähe hier besonders sich geltend
machte. Augenblicklich behauptet Ce-
zanne den Platz, mit hervorragenden
Werken, darunter dem Porträt seiner
Frau, die einen tiefen Einblick in sein
unerbittliches Wesen gestatten. — Un-
ermüdlich und in rascher Abfolge läßt
die Galerie Arnot ihre Veranstaltungen
einander folgen. Eine Humoristen-Aus-
stellung hat neue internationale Beiträge
zu dem auch völkerpsychologisch unter-
haltenden Thema gebracht. Viel zahmer
ging es in der Ausstellung des „Oester-
reichischen Künstlerbunds" zu, der ältere
wohlakkreditierte Mitglieder zu den ettore tito amazone

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