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Wie Zeitgenossen über Delacroix urteilten
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0383
WIE ZEITGENOSSEN ÜBER DELACROIX
URTEILTEN*)
Wenn Delacroix malt, das ist, wie wenn ein Löwe
seine Beute ergreift. Preault
*
Die Kunst bei Delacroix ist mächtig wie eine
Stimme aus Dantes Hölle. Rousseau
*
Bei Delacroix finden wir den Riesen neben dem
Affen: seine Leidenschaft interessiert uns nicht mehr
als seine Unzulänglichkeit. Kraft besitzt er freilich
nicht, aber er hat so einen krankhaften Zorn, den
man gerne durch wohlwollenden Beifall besänftigt.
& Couture
Das ist ein anderer Kerl als Couture, Delacroix.
Seine Arbeitsweise gefällt mir nicht. Aber der Mann
weiss was er will und macht sich verständlich. Und
das ist schon etwas. itianet
*
Delacroix will ins Institut. Warum nicht? Ich
werde für ihn stimmen, aber unter der ausdrücklichen
Bedingung, daß er niemals Schüler in der nationalen
*) Zum Teil dem bei E. A. Seemann in Leipzig erschienenen origi-
nellen Buche „Künstlerworte, gesammelt von Karl Eugen Schmidt"
entnommen.
Kunstschule hat, denn man kann doch wahrhaftig
nicht diese Cholera Morbus in den Unterricht bringen l
# Horace Vernet
Das Gemetzel von Chios ist das Gemetzel der
Malerei. G™s
•
Wenn ich an Delacroix denke, dann möchte ich
alt wie ein Patriarch werden oder später wieder auf
die Welt kommen können, um Zeuge zu sein des
Entzückens und der Lobeserhebungen, welche er in
künftigen Zeiten erwecken wird. Baudelaire
•
Der nächste Beste wird vielleicht vor einem Ge-
mälde von Delacroix ausrufen: „Der kann ja nicht
zeichnen!" Sagt vielmehr, daß er nicht zeichnet wie
die anderen! Er ist ein großer, großer Könner in
seiner Kunst und, was noch mehr wert ist, er ist
mit jenem divinatorischen Genie begabt, welches
fast immer das Richtige auf den ersten Anhieb findet.
* Silvestre
Da sind gewisse moderne Maler, die einem wie
Epileptiker vorkommen: der Maler des Gemetzels von
Chios (Delacroix) zum Beispiel. Ingres
*
Delacroix ist ein Adler, und ich bin nur eine
Lerche; ich singe meine kleinen Lieder in den grauen
Wolken. Corot
EUGENE DELACROIX LÖWE EINEN HASEN FRESSEND
Louvre, Paris
351
URTEILTEN*)
Wenn Delacroix malt, das ist, wie wenn ein Löwe
seine Beute ergreift. Preault
*
Die Kunst bei Delacroix ist mächtig wie eine
Stimme aus Dantes Hölle. Rousseau
*
Bei Delacroix finden wir den Riesen neben dem
Affen: seine Leidenschaft interessiert uns nicht mehr
als seine Unzulänglichkeit. Kraft besitzt er freilich
nicht, aber er hat so einen krankhaften Zorn, den
man gerne durch wohlwollenden Beifall besänftigt.
& Couture
Das ist ein anderer Kerl als Couture, Delacroix.
Seine Arbeitsweise gefällt mir nicht. Aber der Mann
weiss was er will und macht sich verständlich. Und
das ist schon etwas. itianet
*
Delacroix will ins Institut. Warum nicht? Ich
werde für ihn stimmen, aber unter der ausdrücklichen
Bedingung, daß er niemals Schüler in der nationalen
*) Zum Teil dem bei E. A. Seemann in Leipzig erschienenen origi-
nellen Buche „Künstlerworte, gesammelt von Karl Eugen Schmidt"
entnommen.
Kunstschule hat, denn man kann doch wahrhaftig
nicht diese Cholera Morbus in den Unterricht bringen l
# Horace Vernet
Das Gemetzel von Chios ist das Gemetzel der
Malerei. G™s
•
Wenn ich an Delacroix denke, dann möchte ich
alt wie ein Patriarch werden oder später wieder auf
die Welt kommen können, um Zeuge zu sein des
Entzückens und der Lobeserhebungen, welche er in
künftigen Zeiten erwecken wird. Baudelaire
•
Der nächste Beste wird vielleicht vor einem Ge-
mälde von Delacroix ausrufen: „Der kann ja nicht
zeichnen!" Sagt vielmehr, daß er nicht zeichnet wie
die anderen! Er ist ein großer, großer Könner in
seiner Kunst und, was noch mehr wert ist, er ist
mit jenem divinatorischen Genie begabt, welches
fast immer das Richtige auf den ersten Anhieb findet.
* Silvestre
Da sind gewisse moderne Maler, die einem wie
Epileptiker vorkommen: der Maler des Gemetzels von
Chios (Delacroix) zum Beispiel. Ingres
*
Delacroix ist ein Adler, und ich bin nur eine
Lerche; ich singe meine kleinen Lieder in den grauen
Wolken. Corot
EUGENE DELACROIX LÖWE EINEN HASEN FRESSEND
Louvre, Paris
351