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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Kuzmány, Karl Michael: Die Frühjahrausstellungen der Wiener Secession und des Hagenbundes
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0477

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DIE FRÜHJAHRAUSSTELLUNGEN DER WIENER SECESSION UND DES HAGENBUNDES

Drohende des Meeres in den einander über- Einem unbehinderten Impressionismus gibt
stürzenden Wellen durch dickflüssige Pinsel- sich Heinrich Revy hin, der den Eindruck
führung wie in dunklem Email festlegt, oder eines Zebra und eines Clowns, die rundum in
wenn, seiner Meisterschaft als Maler von Minia- einem Zirkus jagen, erhaschen will, und Lud-
turen eingedenk, Walter Hampel die sorg- wig Vacatko (Pardubitz) geht darin so weit,
fältige Geduldarbeit eines ihm eigentümlichen daß man sich in seinen drei Hengsten und
Verfahrens auch auf die größere Allegorie derenBändigernichtgleichzurechtfindet. Durch
„Vergänglichkeit" (Abb. S. 448) überträgt. Nach die französische Schule, sofern sie wieder nach
einerfesten Gestaltungeinfacher Daseinsformen zeichnerischer Geschlossenheit strebt, sind
strebt A. 0. Alexander in den „Feldarbeitern" Ernestine Lohwag - Frischauf (Budapest)
und, bei ähnlichem Gegenstand, Lino Vesco, und Frieda Konstantin-Lohwag beeinflußt,
dessen „Gewittersonne" schwül die Gruppe Aeußerst resolut hat eine andere Dame, Anna
hart modellierter Gestalten umspielt. Gino Roskotova (Wlaschim), das Sonnenlicht unter
Parin (München) hat, nie um einen gezierten einem Laubdache in fleckigen Pinselhieben fest-
Einfall verlegen, sein halb feierliches, halb gehalten. Der „Ball" von Ferdinand Dorsch
mondänes Porträt im Bilde selbst wiederholt. (Dresden) und ein Damenporträt von Viktor

Stretti (Abb. S. 445) fallen
durch ihre koloristische Zu-
rückhaltung auf, was auch für
Franz Simons (Paris) groß-
städtische Veduten gilt; bei
ihm ist das umso merkwür-
diger, als seine Radierungen
sich gerade durch die vielen,
freilich mit erlesenem Ge-
schmack hingesetzten, Far-
ben auszeichnen. Das um-
gekehrte Verhältnis der Ra-
dierung zum Gemälde zu be-
obachten, gibt diesmal Fer-
dinand Michl (Abb. S. 450)
mehrfach Gelegenheit.
Eine Kollektivausstellung

VOnJULIUSPAULjUNGHANNS

(Düsseldorf) zeigt ihn in allen
Sätteln gerecht. Als Tier-
maler ist er wohl von Zügel
ausgegangen, doch nähert er
sich mitunter dem Kreise
derer, die sich um Schuch
und Leibi scharten. Bilder
wie „Ruhende Geißen und
Hirt", „Rappe im Atelier",
die Porträts und Stilleben
sind immer streng bei der
Sache, als eine durch ihre
Ehrlichkeit, wenn nicht hin-
reißende, so doch gewinnen-
de Interpretation der Natur.

Um eine solche Objek-
tivität ist es im Grunde auch
den bisher noch nicht er-
wähnten Landschaftern zu
* tun. Aber da sie ihrem
ernst eck schönbrunn Gegenstand so ganz ergeben

Frühjahr-Ausstellung der Wiener Secession sind, erfüllen sie ihn mit

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