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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Storck, Willy F.: Die Ausstellung der Freien Vereinigung Darmstädter Künstler
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Sievers, Johannes: Die grosse Berliner Kunstausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0517

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DIE GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG

noch als beachtenswert auf: nussbaums (Frankfurt)
frisch und derb gemalte Landschaften, J. Goossens
„Teestunde", Haueisens neueste (von van Gogh be-
einflußte) Landschaften. In der graphischen Ab-
teilung erregen Preetorius' Illustrationen und
Peter Halms meisterliche Radierungen das Haupt-
interesse. Frappierend durch die sehr eigenartige
Behandlungsweise sind die Zeichnungen und Ra-
dierungen eines jungen, jetzt in Dresden lebenden
Mainzers, J. Weinheimer. Ein eigenes Kabinett in
dem von Olbrich entworfenen Zimmer hat der Mün-
chener Zeichner Heinrich Kley erhalten. Eine
Auswahl schottischer und englischer Aquarelle ver-
mag in keiner Weise zu interessieren. Die plastische
Abteilung enthält gute Werke von B. Hoetger,
Jobst und Elkan, sowie einen Kolossalkopf Michel-
angelos von H. Volz. Die gesamte Ausstellung
zählt wiederum 665 Nummern. Anselm Feuerbach
charakterisiert einmal den Zustand treffend mit den
Worten: „Unsere Ausstellungen sind krankhafte Be-
ruhigungsanstalten, in welchen die Quantität für die
fehlende Qualität entschädigen soll."

Willy f. Storck

DIE GROSSE BERLINER

KUNSTAUSSTELLUNG

Vfon Jahr zu Jahr gestaltet sich die Aufgabe schwie-
* riger, eine derartig umfangreiche Ausstellung
auf einen leidlichen Qualitätsdurchschnitt zu brin-
gen, immer größer werden die Anstrengungen der

fritz behn neger Veranstalter, wenigstens mit einigen Sonderunter-

XXII. Ausstellung der Berliner Secession nehmungen Interesse zu erwecken. So gibt es die-

sesmal eine kleine Ausstellung Berlinischer Kunst
aus den Jahren 1830—1850, mehrere Räume mit

jüngerer Karlsruher, H. Brasch, erfreut durch ein modernen Porzellanen und eine recht umfangreiche

gut charakterisiertes und frisch gemaltes Damenpor- Architekturabteilung.

trät. Die ältere Karlsruher Generation ist mit Werken Der Kern der Ausstellung, die moderne Ge-
ihrer bekannten Art vertreten. Hans Thoma, der Alt- mälde- und Skulpturenschau, ist aber auch von einer
meister, zeigt einige seiner mythologischen Szenen, Dürftigkeit, die solche Nebenveranstaltungen zur
sowie rein und poetisch empfundene Märchenland- Notwendigkeit macht. Unter den rund 2500 Num-
schaften. Conz und Volkmanns in hellen Farben mern der Hauptausstellung findet sich nur ver-
gehaltene Landschaften, Dills silbrig gestimmter schwindend wenig, das wirklich den Anspruch darauf
Pappelwald und Hellwags etwas kahle englische hat, als vollgültiges Kunstwerk angesehen zu wer-
Landschaften bieten kaum etwas Neues. Aus Mann- den, betrüblich ist es auf jeden Fall, daß es nicht
heim fällt wiederum Th. Schindler auf, dessen einmal Deutsche, sondern wieder die bösen Aus-
,,Bauer" in Baden-Baden ja eine der erfreulichsten länder sind, deren Säle wenigstens einen geschlos-
Erscheinungen der dortigen Ausstellung ist. In senen, charaktervollen Eindruck machen. Ich meine
Darmstadt zeigt er eine in hellen und frischen die jungen Schweizer, die trotz des erdrückenden
Farben gehaltene Landschaft, sowie ein Figurenbild Einflusses, den Hodler auf ihr gesamtes Schaffen
„Diesseits". Die Bewegungsprobleme zweier am ausübt, doch frisch und tapfer neuen Problemen
Boden sitzender Akte sind in höchst persönlicher nachgehen. Ernest Bieler, Traugott Senn,
Weise gelöst und zeigen eine hohe, an Hodler ge- Raphy Dalleves, Edmond Bille u. a. m., die
mahnende Auffassung. Aus Stuttgart sind Haug, heute noch allzufest auf das Vorbild des Meisters
Fehr, Faure mit Werken gekommen. Der Vertreter eingeschworen sind, werden hoffentlich genug Ei-
der jüngeren Generation, H. Brühlmann, setzt sich genes besitzen, um sich zu tüchtigen, individuellen
in einem Stilleben und Akt mit Cezannes Kunst Leistungen durchzuschlagen. Ein reifes Werk, höchst
auseinander. Die Münchener Scholle wird durch modern in seinem an Cezanne gebildeten Kolorit
wenige Bilder ihrer Hauptvertreter: Erler, MOnzer, ist Fritz Burgers frisches Porträt des Dr. Klut-
Püttner, Georgi u. a. gekennzeichnet. Auch einige mann oder das Stilleben desselben Künstlers.
Schweizer Meister sind vertreten: Widmann (Staren- Carlo Böcklin, der die toskanische Landschaft
flug), WOrtenberger (Knechtekammer), Colombi besonders gern im Nebeldunst malt, Fritz Wid-
(Aarelandschaft), Ottilie Röderstein (Dekoratives mann, Charles Palmie, Sigismund Righini,
Wandbild) — alle von Hodlers frischer Farbigkeit Paul Perrelet, sie alle sind mit tüchtigen und oft
und großer Formenanschauung wohltuend beein- originell gesehenen Arbeiten vertreten. Sogar die
flußt. Landschaften von Meyer-Basel, Thomann neueste französische Kunst, die der „Expressio-
und H. B. Wieland, sowie Stilleben von Marxer nisten", macht sich in den Bildern eines Alexandre
repräsentieren die in München lebenden Schweizer. Blanchet oder Georges de Traz bemerkbar.
Einiges fällt aus der bunten Menge des Dargebotenen Nachbarn der Schweizer sind auch auf dieser Aus-

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