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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Hugo von Tschudi und die Sammlung Nemes
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Barth, Hans: Die römische Kunstausstellung, [1]: der italienische Palast
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0540

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DIE RÖMISCHE KUNSTAUSSTELLUNG

neuer Kunst dahin richtigstellen und ergänzen, sance-Palast haben außer den Italienern nicht nur

daß doch auch die moderne Kunst bei solchen so!<;ne Nationen Gastfreundschaft gefunden, die

r, . . . „ ....... selbst kein Haus errichtet, sondern auch einige

Relationen gewinnt, insofern namhch, als ein Künstler> die unabhängig von ihren Staaten und ge-
Auge, das der Vergleiche bedarf, durch dieses wissermaßen „auf eigene Rechnung" ausstellen, wie
Nebeneinander die Einreihung der modernen Zuloaga und Anglada, die beiden „great attractions".
Kunst in den großen Entwicklungsgang der Ei" eigenes Mißgeschick hat gewollt, daß Italien
•<r . - k u i i °=>o selbst in Rom sehr minderwertig vertreten ist.
Kunst überhaupt erkennen lernt. Während man nämlich den Ausländern die denkbar

_ größte Freiheit ließ, so daß z. B. England in dieser

Kunstausstellung seine Gainsboroughs und Reynolds,

DIE RÖMISCHE KUNSTAUSSTELLUNG ja sogar seine Hogarths bringt, hat man den eigenen
UIC. KUMIO^nt rXimoiAUOOltlLLUniU Leufen nur gestattet) die allerletzten, und notabene

Von Dr. Hans barth-Rom noch nirgends ausgestellten Werke einzuschicken.

. „ . ,. . . „ , Das Ende vom Liede war, daß gerade die besten

Der italienische Palast Italiener, wie die Bildhauer B.stolf. und Ca-

IV] icht weniger als ein halb Dutzend verschiedener nonica, sich überhaupt nicht eingestellt und daß
1 ' Nationen und darüber geben sich im italieni- mit geringen Ausnahmen das Gebotene Dutzend-
schen Palazzo in der Valle Giulia Stelldichein. Es wäre ist und keinen nachhaltigen Eindruck hinter-
ist dies der größte aller Ausstellungsräume und im läßt. Und dies alles infolge einer verfehlten und
Gegensatz zu den Häusern der anderen Länder mangelhaften Organisation der italienischen Ab-
(England, Deutschland, Oesterreich, Rußland usw.) teilung. Tolle Sachen findet man schon in den „Ehren-
aus dauerhaftem Material hergestellt.um nach Schluß hallen", wo die Skulptur sich breit macht, und nicht
der Kunstausstellung alsNationalgalerie für moderne allein die italienische. Neben einem „Propheten
Kunst zu dienen. In diesem den Italienern als Gipfel Hesekiel", der einem schwäbischen Schultyrannen
aller Schönheit erscheinenden, dem deutschen Ge- ohne Badehose zum Verwechseln ähnlich sieht, er-
schmacke weniger entsprechenden Pseudo-Renais- baut den akademisch Gebildeten eine Gruppe von

drei überlebensgroßen nackten Herren,
die wie drei Stengel einer Blume, mit
den Kehrseiten nach innen, aus dem-
selben Sockel hervorwachsen und dem
Beschauer auf den Kopf zu fallen
drohen. Nr. 1 trägt das Haar gescheitelt
wie ein deutscher Professor, demon-
striert mit der Hand und führt den
Titel >Plato", Nr. 2 (Aeschylos) zieht
die eine Schulter hoch und spreizt wie
ein Viehhändler die Finger: Gott der
Gerechte, was wollen Se geben? Nr. 3
endlich beißt sich in seinen eigenen
Kropf und ist „Sokrates" benamst.
Das herrliche Kunstwerk ist im Kata-
log unter dem Titel „Der hellenische
Gedanke" aufgeführt. Aber ein Ge-
danke, vor dem wir weichen und flie-
hen, wie „Ott Heinrich, der Pfalzgraf
bei Rheine" vor dem Enderle von
Ketsch. Eine ähnlich unglaubliche
Skulptur, deren Aufnahme die Jury
allein schon richten muß, ist eine so-
genannte „Sardische Seele" im hinteren
Ehrensaal, deren Genuß wir dem Be-
sucher durch keine vorherige Kritik
beeinträchtigen wollen. — Fehlen Cano-
nica und Bistolfi, so findet man Biondi,
den genialen Schöpfer der „Saturna-
lien", mit einer eigenartigen Gruppe
„Gefangene Frauen", Bazzaro mit
seiner zu Füßen einer Aphroditenstatue
liegenden trunkenen Maenade, den in
Paris lebenden großen Medardo
Rosso, dessen in den Formen kaum
angedeutete Büsten an Geistermate-
rialisationen erinnern, und den Deut-
schen Eduard Zimmermann mit einer
überaus anmutigen kleinen Eva, die
man fragen möchte: „Verzeihen Sie,
Fräulein Stammutter des Menschen-
ivan thiele bretonische typen geschlechtes, sind Sie eigentlich schon

Sommer-Ausstellung der Münchner Secession konfirmiert?" In den Gemäldesälen

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