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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Sievers, Johannes: Berliner Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0128

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berliner ausstellungen 'A

BERLINER AUSSTELLUNGEN nen Kammern verborgen sind. Zweitens fragt man, h

ob bei der Unzahl der heute bestehenden Gruppen y,

r~\ie von Cassirerveranstaltete HODLER-Ausstellung, und Grüppchen, bei der Ueberfülle der Ausstellungs- {4
die 79 Werke des Künstlers umfaßt, führt weite- möglichkeiten, wirklich die Gefahr so groß ist, daß

ren Kreisen in Berlin zum ersten Mal die außer- ein Talent unterdrückt oder verborgen bleibt, wenn M
war allein durch das Entgegenkommen zahlreicher vollen Taten zeitigte, wie eine des alten Systems. >v

ordentlich interessante Entwicklung Hodlers vor es einer bösen Jury nicht gefällt. Ein Beweis dafür r)
Augen, so gut fast, wie es sonst nur bei einem würde sicher darin zu sehen sein, wenn eine Aus- m

Besuch der Schweizer Sammlungen möglich ist. Das Stellung, wie die gegenwärtige, mehr an hoffnungs-

war allein durch das Entgegenkommen zahlreicher vollen Taten zeitigte, wie eine des alten Systems.

Schweizer und Deutscher Sammler zu erreichen: Aber das kann man beim besten Willen nicht sagen,

wohl ein Dutzend Arbeiten aus den siebziger Jahren Unter den beachtenswerten Teilnehmern sind

zeigen die Anfänge Hodlerscher Kunst, die noch Künstler, die man bereits anderweitig, z. B. in den \«
Auffassung und Durchdringung des Stoffes, bis zu zu werden verdienen, hätten sich gewiß auch andere w

wenig von der mit dem Beginn der achtziger Jahre Darbietungen der Neuen Secession kennen lernte, yj
eintretenden Wendung verraten, einer Entwicklung, (ich denke etwa an Nolde, Segal oder Tappert) — und m

die von tüchtiger oft an Leibis Frühzeit erinnernder manchen außer diesen, deren Leistungen gewürdigt

Auffassung und Durchdringung des Stoffes, bis zu zu werden verdienen, hätten sich gewiß auch andere

der kühlen und harten Stilisierung führt, die aus- Ausstellungen nicht verschlossen. Aber welche

schlaggebend für den fertigen Meister wurde. Die Berechtigung darf man der großen Masse des

erste Epoche wird ganz besonders gut durch Minderwertigen, des völlig Wertlosen einräumen, (4
das „Selbstporträt vor der Staffelei" (Sammlung die sich hier breit macht ? Gewiß keine. Im Gegen-
Dr. Linder-Basel) aus dem Jahre 1873 charakteri- teil scheint mir der Schade für die Autoren solcher
siert, die zweite vielleicht am deutlichsten durch die Ware recht groß zu sein,denn man ermutigtsie,statt sie
Studie zu „Müller, Sohn und Esel" aus der gleichen durch heilsame Kritik zu einem praktischen Lebens-
Sammlung. Das ebenso benannte Bild, das freilich beruf zu veranlassen. Ebenso bedenklich liegt
von der Studie wesentlich ab-
weicht, besitzt das Genfer Mu-
seum. Aus jedem Jahr der
Tätigkeit bis zur Gegenwart
finden sich ausgewählte Proben,
prachtvolle Landschaften, knor-
rige Baumstudien, Teilstücke
der Landsknechtfiguren ausdem
„Rückzug von Marignano", groß-
zügige Bilder vom Genfer See,
erstaunlich in ihrer kühlen
Leuchtkraft, Figuren aus dem
Jenenser Aufbruch der Frei-
willigen und schließlich eine
Anzahl monumentaler Berg-
bilder aus dem Jungfraugebiet,
die meistens aus der Samm-
lung des Dr. Hahnloser in Win-
terthur stammen. Kurz, eine
Ausstellung von hervorragen-
der Bedeutung, von seltener
Vollständigkeit und hoher Qua-
lität des Dargebotenen.

Eine „I. Juryfreie Kunst-
schau" ist in dem großen Ate-
lierhaus, Potsdamerstraße 39,
eröffnet worden. Gegen den
(nicht neuen) Gedanken, das
subjektive Urteil einer Auf-
nahmekommission auszuschal-
ten, kann man gewiß nichts ein-
wenden, bilden doch die un-
verdienten Zurückweisungen
talentvoller Persönlichkeiten
kein rühmliches Kapitel in der
Geschichte des Ausstellungs-
wesens. Aber den Vorzügen
des neuen Verfahrens scheinen

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schwerwiegende Mängel gegen- '^3tai^b=^'^'- 'jP^.^B . .<!#• \1

überzustehen. Erstens ist auch

hier eine gewisse kritische Son- M

derung nicht unterblieben, das ■^■Ü:p-r~ * - ____^^^^^^^^^B ()

beweisen die Bilder, die, sicher £v

nicht unabsichtlich, ein wenig (l

zu hoch oder zu dunkel gehängt, k\

manchmal auch in verschwiege- ferdinand hodler erschöpft (1887)

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