DIE GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG
Interesse neu zu beleben, und die auch jetzt wieder l
in Dresden so glänzend durchgeführt sind. In der f
Großen Kunstausstellung sind diese Sonderver- I
anstaltungen allmählich zur stehenden Institution i
geworden, die weitergeschleppt wird wie die Aus- I
Stellungen selbst, und für die sich kein Mensch j
im Grunde mehr interessiert. Wüßte man es nicht \
von irgendwoher, so würde man es kaum merken, {
daß in den zwei langen Sälen rechts und links des f
Eingangs eine Ausstellung Berliner Künstler steht, {
und daß es eine Ausstellung von Städtebildern (
gibt. Es fehlt überall an eigentlicher Organisierung, )
an einer starken Hand, die die Fäden hält. Man \
stellt ein Programm auf, aber man überläßt die I
Durchführung mehr oder minder dem Zufall. Da- j
9 H mit daß man die Werke einiger in Berlin lebender 1
G/ Künster zusammenhängt, gibt man keine Ausstel- (
lung Berliner Kunst, und erst recht nicht eine f
J Städtebilderausstellung, wenn man in einem Saale (
l) vereinigt, was zufällig an Städtebildern zusammen- (
{ kommt. Denn es ist ganz weniges, was man von )
'{ anderen Seiten herbeiholte, und die zwei besten 5j
I Stücke rühren von Künstlern der Secession her, eine I
* Heidelberger Ansicht von Trübner und Besigheim «
; von Thoma. Von Thoma gibt es übrigens auch y
) eine kleine Separatausstellung von Aquarellen. So C
i sollte man denken, daß die Secession nicht mehr f
' anfeinden würde, wer bei ihr borgen geht. '
!\ Es gibt noch sonst ein paar ansprechende Ar- f
\ beiten in dieser Ausstellung der Städtebilder. Da )
l M ist eine schon bekannte Ansicht der Ludwigstraße f
i in München von Schramm - Zittau, der übrigens I
* ein paar sehr schwache Vogelbilder ausstellt, und j
'i der entschieden Wertvolleres zeigte, als er noch )
i) nicht in den Glaspalast übergesiedelt war. Ferner v
0 ein Dachaubild von Hölzel, eine Ansicht von f
3 Säkkingen von dem Trübnerschüler Arthur (
h Grimm. Aber die wenigen Werke, die überhaupt (
J diskutabel sind, helfen kaum mehr, das Niveau /
n des Ganzen zu heben, das einen bedauerlichen t
1 Tiefstand aufweist. Es gab doch Jahre, in denen )
j. man nach Abzug allerdings einer ziemlich breiten :
J Unterschicht, über die sich die Ausstellungsleitung )
S selbst wohl nicht ganz im unklaren ist, eine Durch- v
J schnittsqualität konstatieren konnte, die nicht allzu (
J r tief unter dem Mittelmaß der kleineren und natur- (
J gemäß gewählteren Ausstellung der Secession stand, f
' wenn auch die Größen allerdings fehlten. Aber nun /
) ist man wieder so weit, daß die Geringsten von dort (
( hier obenan stehen würden, eine Tatsache übrigens, )
* die den oder jenen wohl schon zum Ueberläufer j
/ werden ließ. Man staunt, daß dieser „Prometheus, 1
^ der das Feuer bringt", noch einmal ausgestellt (
) werden mußte, nachdem er schon auf der Brüsse- (
J 1er Weltausstellung die Besucher geschreckt hatte, (
) daß es noch immer Maler gibt, die an solche Riesen- f
) karl stemolak Grabstein formate gehen, um wirklich kleine Bildideen zu ge- (
) Frühjahraasstellung des Wiener Hagenbundes stalten. Aber man lernt hier über vieles staunen, (
I man sieht, daß der Gartenlaubenkitsch, wie die )
( sieben lachenden Mädchen auf einem Bilde oder j
I Bahnhof, und die Künstler haben es leicht. Er wird die die holden Sennerinnen und ägyptischen Sonnen- i
J Besucher locken mit Militärmusik und zivilen Prei- Untergänge, noch immer in voller Blüte steht. Da- j
| sen, und sie freuen sich der hohen Besuchsziffer. neben imitiert der eine Franz Stuck mit Haut l
) Man wundere sich nicht über diese Ausfüh- und Haar, wobei er auch die Rahmen nicht ver- (
J rungen an dieser Stelle. Aber es ist ja nicht von gißt, der andere hält sich an Slevogt, wieder einer (
) Kunst die Rede, sondern von dem Berliner Aus- malt Bilder nach dem Rezept der Impressionisten (
J Stellungspark, in dem alljährlich eine große Bilder- und noch einer Porträts in neuschweizerischer Art. (
\ schau veranstaltet wird. Ich sprach von den Son- Aber Werturteile zu fällen, das Bessere aus dem )
^ derausstellungen, die in früheren Jahren von Zeit ganz Schlechten herauszusieben, wird immer r,
I zu Zeit imstande waren, das bedenklich sinkende schwerer und immer unersprießlicher. I
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Interesse neu zu beleben, und die auch jetzt wieder l
in Dresden so glänzend durchgeführt sind. In der f
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Stellungen selbst, und für die sich kein Mensch j
im Grunde mehr interessiert. Wüßte man es nicht \
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stellt ein Programm auf, aber man überläßt die I
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J Städtebilderausstellung, wenn man in einem Saale (
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{ kommt. Denn es ist ganz weniges, was man von )
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I Stücke rühren von Künstlern der Secession her, eine I
* Heidelberger Ansicht von Trübner und Besigheim «
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h Grimm. Aber die wenigen Werke, die überhaupt (
J diskutabel sind, helfen kaum mehr, das Niveau /
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( hier obenan stehen würden, eine Tatsache übrigens, )
* die den oder jenen wohl schon zum Ueberläufer j
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^ der das Feuer bringt", noch einmal ausgestellt (
) werden mußte, nachdem er schon auf der Brüsse- (
J 1er Weltausstellung die Besucher geschreckt hatte, (
) daß es noch immer Maler gibt, die an solche Riesen- f
) karl stemolak Grabstein formate gehen, um wirklich kleine Bildideen zu ge- (
) Frühjahraasstellung des Wiener Hagenbundes stalten. Aber man lernt hier über vieles staunen, (
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( sieben lachenden Mädchen auf einem Bilde oder j
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J rungen an dieser Stelle. Aber es ist ja nicht von gißt, der andere hält sich an Slevogt, wieder einer (
) Kunst die Rede, sondern von dem Berliner Aus- malt Bilder nach dem Rezept der Impressionisten (
J Stellungspark, in dem alljährlich eine große Bilder- und noch einer Porträts in neuschweizerischer Art. (
\ schau veranstaltet wird. Ich sprach von den Son- Aber Werturteile zu fällen, das Bessere aus dem )
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