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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Vom Deutschen Künstlerbund: ein Gespräch
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Von Ausstellungen - Neue Kunstliteratur - Personal-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0565

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VON AUSSTELLUNGEN

wir heute zu einem neuen, zeitgemäßen großen Stil zu geben", sprach der Künstler

Lebensstil? feierlich und machte eine Bewegung, als wolle

Unser gegenwärtiges Gesellschafts-Chaos ist er die Münchener Frauenkirche aus den Fun-

1 einer einheitlichen Stilbildung nicht günstig, damenten heben.

1 Es fehlt eine Oberschicht, eine Geschmacks- „Nun Meister, wohlan!" fiel der Kritiker ein.

Aristokratie, ein Adel, der seine Auffassung „Ihr vom Deutschen Künstlerbunde habt die

. von Stil und Schönheit zur Geltung brächte. Verpflichtung dazu, uns den deutschen Stil

Wie in allem, fehlt es uns an einem an- zu schaffen, den wir alle herbeisehnen. Ans

I erkannten Wertmaß. Zu jeder Zeit, in allen Werk! Wir warten ja schon darauf. Wir

| Kulturepochen, gab es wohl Widersprüche und werden euch dankbar sein. Wir brauchen

| Gegensätze. Aber kaum oder vielleicht nie Taten." Nucleus
I noch hat es eine Zeit gegeben, die wie die

| unsrige, buchstäblich in Nichts einer Meinung VON AUSSTELLUNGEN

ist. So haben wir heute wohl bedeutende _ _„,,„„,,« t v . u «. • i, •„ ^„

. , . ,j .. ,„_. , , JV/IÜNCHEN. Im Kunstverein haben sich in der

Kunstler, aber keine große Kunst. Wir haben 1V1 zweiten Hälfte des Juni merkwürdige Dinge be-
> sie nicht mehr und noch nicht wieder. In der geben. Dort, wo sonst der Regel nach nur das

Baukunst, die mit dem Leben am engsten ver- Zahmste vom Zahmen vorgesetzt zu werden pflegt,

knüpft ist, scheint eine Stilbildung im Werden. ha,tte man gelegentlich einer Ausstellung monamen-
( „, . . , . ö _ . taler und dekorativer Malerei auch einmal Kunstler

) Ob sie etwas taugt, wird erst eine spatere Zeit beigez0gen, die den extremsten der Fortschritt-
) feststellen, denn es ist eine Eigentümlichkeit männer zuzählen. Darob nicht geringes Entsetzen
) der Kunst, daß das Wesen
/ eines Stils nicht im Augen-
£ blick seiner Entstehung, son-
( dern erst hinterher offen-
* bar wird."

\ „Wohl wahr", bekräftigte
J der Künstler. „Stil ist ge-
5 wordene Form. Man kann
j keinen Stil „machen" oder
J „wollen". Wer aber kein
'l Stilgefühl in sich hat, der
; hemmt die Entwicklung. Un-
< ser heutiger Geldadel hat
n keinen Stil, er lebt stillos.
J Das alte gute Motto des Feu-
h daladels, Noblesse oblige,
5 beginnt erst langsam, ganz
langsam seine moderne Um-
prägung zu erfahren in ein
Richesse oblige. Bevor die-
ses Pflichtgefühl, dieser ka-
tegorische Imperativ, daß
Reichtum verpflichtet, ins
Bewußtsein der Besitzenden
übergegangen sein wird, ver-
gehen noch Jahrzehnte. So-
lange unser soziales Mitge-
fühl nur einseitig sich be-
tätigt zum Schutze alles
Kranken und Gebrechlichen
und zur Pflege des ewig
Mittelmäßigen, kann weder
Kultur noch Stil im höchsten
Sinne geschaffen werden."

„Nur eine große Kunst arthur lange märchenbrunnen für röhrsdorf

Vermag dem Leben einen Große Kunstausstellung Dresden 1912

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