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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Brosch, L.: Die italienische Kunst auf der X. Internationalen Ausstellung Venedig 1912
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Lázár, Béla: Das Porträt der Frau Gedon von Leibl
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0579

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X. INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG VENEDIG 1912 [

DAS PORTRÄT DER FRAU [
GEDON VON LEIBL

fach zweiundvierzigjähriger Abwesenheit hat
jetzt ein klassisches Werk der deutschen
Kunst wieder den Weg in die Heimat zurück-
gefunden: Leibis Bildnis der Frau Gedon. Es
tauchte in einer Pariser Auktion *) auf, nach-
dem man es durch so viele Jahre mit eifer-
süchtiger Sorgfalt besonders vor Fremden ver-
borgen hatte. Und doch beansprucht dieses Bild
großes Interesse, denn im Leben des Künstlers
hat es eine bedeutende Rolle gespielt.

Das Bild erschien zum erstenmal in der
Münchner internationalen Kunstausstellung von <
1869, wo es viel Beachtung fand, trotzdem die p
namhaftesten Meister ausgestellt hatten. Viel- J:
leicht hat Deutschland keine bedeutsamere
Kunstausstellung gesehen, als diese. Unter (9
anderem war sie auch auf das Schicksal des
jungen Leibi von entscheidendem Einfluß; er
hatte sich auf sie in der Schule Rambergs und
Pilotys vorbereitet.

Die 1867er Pariser internationale Kunstaus-
stellung hatte bei der Münchner Künstlergarde p
erregte Debatten ausgelöst. In der Frage der |s
Tonmalerei hatte dort Courbet mit seiner Kollek- ra
tion einen entschiedenen Sieg errungen. In %
gaetano cellini Leibis Freundeskreise war es Viktor Müller,

5 signorina maria cristina grosso Courbets persönlicher Freund, der dessen Stand-

jj X. Internationale Kunstausstellung Venedig 1912 punkt in Wort Und KunStÜbung am wirkungS-

i vollsten vertrat. Da die Tonmalerei im Gegen-

( freilich nicht alle auf der gleichen Höhe satze zu den koloristischen Bestrebungen Pilo-

!j stehen. Besonders erwähnenswert ist die tys stand, hatte sie auch eine starke Gegner-

J hier abgebildete Marmorbüste von Donna schaff. Leibi aber dachte an Rembrandt —

J Florio (Abb. S. 541). Weniger gut und ziem- während er ihn fleißig kopierte—und lauschte (5

) lieh banal dagegen wirkt das Grabmal eines den Schilderungen der in Paris gewesenen

) Kindes. Technisch freilich ist alles einwand- und dort mit den Bildern Courbets bekannt

) frei. — Distinguiert und zart behandelt ist gewordenen Kollegen, in erster Linie Mun-

J auch die Büste des Fräulein Grosso von Cel- käcsys, und akzeptierte selber das Prinzip der

c LiNi(Abb.S.540). Bistolfi stelltdasGipsmodell Tonmalerei. Auf diese Art wirkte Courbet

( seiner Gruppe „Das Opfer", welches das Denk- auf ihn ab invisis. Ein Beweis dafür ist sein

j mal Viktor Emanuels in Rom schmückt und nicht Bild Der Kritiker, das er im Herbst 1868,

\ ohne wirksame Monumentalität ist, aus (Abb. schon in Pilotys Schule, malte; an diesem

) S. 548). Gut komponiert und fein in der Sil- Bilde gibt er vortreffliche Details, wenn es

) houettegestaltetsindauchdie „Trösterinnen" von auch ihm hier noch nicht gelingt, die Toneinheit

) Rubino (Abb. S. 536), streng in der Ausführung konsequent durchzuführen. Man sieht, daß

) Cifariellos Büste von Caruso. Im übrigen er zu jener Zeit davon bloß vom Hören her

( scheint nach dem auf der diesjährigen Ausstel- einen Begriff hatte, sie war ihm nur ein Prin-

> lung Gebotenen die Bildhauerei in unserem zip, noch kein Erlebnis; so konnte er ihr natür-

( Lande ziemlich brachzuliegen und sich in etwas lieh auch keine persönliche Schattierung geben,

j allzu konventionellen Gleisen fortzubewegen. Nach mehreren Versuchen im Porträt malte £

J Ob an diesem Eindruck nur der Umstand, daß er im Frühling 1869 im Atelier des Malers £

} sie auf der diesjährigen Ausstellung stief- Lossow die Frau seines Freundes Gedon. P

5 mütterlicher als sonst behandelt ist, allein *) Auktion der Sammlung Carcano, wo der Münche- «

'1 schuld ist? nerKunsthändlerHeinemannesum 140000Fr.erwarb. v

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