| NEUE KUNSTLITERATUR — PERSONAL-NACHRICHTEN |
alles, Sprechen von Seele zu Seele mit den schla- )
gendsten und direktesten Mitteln, eine Konsequenz, «
deren ärgster Feind, der Naturalismus, zugleich 1
ihr Urahne ist und die sich mit Notwendigkeit }!
an die jüngsten idealistischen Entwicklungen des \
Impressionismus angeschlossen hat. An Objek- 0
tivem bleiben letzten Grundes nur die absoluten C
Gefühlswerte der Farben, die Gefühlswerte der {,
vom Künstler frei gewählten oder umgedeuteten fi
Formen und die Kombination zwischen beiden /
übrig. Gegen Kandinskys Theorie ist kaum etwas r,
einzuwenden; sie ist in ihren wesentlichen Punkten, f
wie er selbst sagt, nicht neu, sie ist im übrigen ;
gut durchdacht und verrät in allen ihren Teilen 1
ihre Herkunft aus der wärmsten persönlichen V
Empfindung. Gegen die konkreten Erzeugnisse, C
welche diese Theorie zu stützen unternimmt, ist (j
zu sagen, daß sie vollkommen monologischer Art f
und gewissermaßen chiffriert sind. Man tut Kan- l
dinsky schweres Unrecht, wenn man ihn als be- f
wußten „Bluffer" verdächtigt oder als Narren ver- I
lacht. Seine Kunst aber kommt für mich, da sie eine \
ohne Schlüssel unverständliche, mit Schlüssel zu \
arme Sprache spricht, nicht in Betracht, w. Michel y
FERDINAND MIRWALD igSTUDIENKÖPFCHEN PERSONAL-NACHRICHTEN C
Glaspalast-Ausstellung München 1912 1
DRESLAU. Der Maler F. Pautsch ist zum ordent- J
tive (Plakatkunst, Gallen,Toorop, Munthe, Leistikow, JliIcAhen Lehre[ an d" K,gL Akademie «f Kunst (
Stuck, Laermans, Böhle, Egger-Lienz), die plastische und Kunstgewerbe in Breslau ernannt worden.
(Forain, Käthe Kollwitz, Brangwyn, Klimtusw.), die /^ESTORBEN: Im Alter von 35 Jahren der Mün- Ii
farbige (Maurice Denis, Cezanne, Gauguin, Van Gogh, *J chener Maler Otto Brünauer, ein geborener G
Hodler usw.). Man sieht schon aus dieser kurzen Wiener, der in mehreren Secessionsausstellungen y
Inhaltsangabe, daß W. v. Seidlitz den Begriff des Werke von starker malerischer Wirkung zeigte. (
Monumentalen weiter faßt, als dies ge- f
wohnlich geschieht; er macht auch in
der Einleitung den Leser darauf auf-
merksam, daß seine Urteile nur im
Zusammenhang des Ganzen ihre Be-
gründung finden, während sie für sich
genommen weitreichender Einschrän-
kungen und Ergänzungenbedurfthätten.
60 gut gewählte Abbildungen erläutern
und ergänzen die Ausführungendes Ver-
fassers in trefflicher Weise. -n
Kandinsky,W. UeberdasGei-
stige in der Kunst, insbesondere
in der Malerei. Mit 8 Tafeln und
10 Originalholzschnitten. 3 M. München,
1912. R. Piper & Cie.
Eine Grundlegung des extremen
Idealismus, eine neue Fleischwerdung
des ewig revolutionären Prinzips des
„Seelischen", das sich dieses Mal ge-
gen die Beschränkung der künstleri-
schen Ausdrucksmittel erhebt. Und
nicht nur dagegen, sondern überhaupt
gegen die Dienstbarmachung der Aus-
drucksmittel zur Verdeutlichung sinn-
licher Wirklichkeit, soweit diese Ver-
deutlichung Selbstzweck ist. Kandinsky
hat den uralten Widerstreit zwischen
Natur und Kunst, zwischen Realem und
Idealem neu entdeckt, und gleich der
Philosophie der letzten Jahrzehnte ge-
langt er zu einem Idealismus, der das
Objektive bis auf einen minimalen Er- kober: seuffert FROHLING \
denrest zurückdrängt. Ausdruck ist Glaspalast-Ausstellung München 1912 j
■ s?ra s^rrs stto s^ra gxb GTrra srrra strra
RedaktionsschluD: 6. August 1912 Ausgabe: 22. August 1912
Herausgeber: F. Schwartz. Für die Redaktion verantwortlich: P. Kirchgraber. Druck und Verlag von F. Bruckmann A. G.
Sämtlich in München, Nymphenburgerstraße 86
alles, Sprechen von Seele zu Seele mit den schla- )
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deren ärgster Feind, der Naturalismus, zugleich 1
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an die jüngsten idealistischen Entwicklungen des \
Impressionismus angeschlossen hat. An Objek- 0
tivem bleiben letzten Grundes nur die absoluten C
Gefühlswerte der Farben, die Gefühlswerte der {,
vom Künstler frei gewählten oder umgedeuteten fi
Formen und die Kombination zwischen beiden /
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einzuwenden; sie ist in ihren wesentlichen Punkten, f
wie er selbst sagt, nicht neu, sie ist im übrigen ;
gut durchdacht und verrät in allen ihren Teilen 1
ihre Herkunft aus der wärmsten persönlichen V
Empfindung. Gegen die konkreten Erzeugnisse, C
welche diese Theorie zu stützen unternimmt, ist (j
zu sagen, daß sie vollkommen monologischer Art f
und gewissermaßen chiffriert sind. Man tut Kan- l
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lacht. Seine Kunst aber kommt für mich, da sie eine \
ohne Schlüssel unverständliche, mit Schlüssel zu \
arme Sprache spricht, nicht in Betracht, w. Michel y
FERDINAND MIRWALD igSTUDIENKÖPFCHEN PERSONAL-NACHRICHTEN C
Glaspalast-Ausstellung München 1912 1
DRESLAU. Der Maler F. Pautsch ist zum ordent- J
tive (Plakatkunst, Gallen,Toorop, Munthe, Leistikow, JliIcAhen Lehre[ an d" K,gL Akademie «f Kunst (
Stuck, Laermans, Böhle, Egger-Lienz), die plastische und Kunstgewerbe in Breslau ernannt worden.
(Forain, Käthe Kollwitz, Brangwyn, Klimtusw.), die /^ESTORBEN: Im Alter von 35 Jahren der Mün- Ii
farbige (Maurice Denis, Cezanne, Gauguin, Van Gogh, *J chener Maler Otto Brünauer, ein geborener G
Hodler usw.). Man sieht schon aus dieser kurzen Wiener, der in mehreren Secessionsausstellungen y
Inhaltsangabe, daß W. v. Seidlitz den Begriff des Werke von starker malerischer Wirkung zeigte. (
Monumentalen weiter faßt, als dies ge- f
wohnlich geschieht; er macht auch in
der Einleitung den Leser darauf auf-
merksam, daß seine Urteile nur im
Zusammenhang des Ganzen ihre Be-
gründung finden, während sie für sich
genommen weitreichender Einschrän-
kungen und Ergänzungenbedurfthätten.
60 gut gewählte Abbildungen erläutern
und ergänzen die Ausführungendes Ver-
fassers in trefflicher Weise. -n
Kandinsky,W. UeberdasGei-
stige in der Kunst, insbesondere
in der Malerei. Mit 8 Tafeln und
10 Originalholzschnitten. 3 M. München,
1912. R. Piper & Cie.
Eine Grundlegung des extremen
Idealismus, eine neue Fleischwerdung
des ewig revolutionären Prinzips des
„Seelischen", das sich dieses Mal ge-
gen die Beschränkung der künstleri-
schen Ausdrucksmittel erhebt. Und
nicht nur dagegen, sondern überhaupt
gegen die Dienstbarmachung der Aus-
drucksmittel zur Verdeutlichung sinn-
licher Wirklichkeit, soweit diese Ver-
deutlichung Selbstzweck ist. Kandinsky
hat den uralten Widerstreit zwischen
Natur und Kunst, zwischen Realem und
Idealem neu entdeckt, und gleich der
Philosophie der letzten Jahrzehnte ge-
langt er zu einem Idealismus, der das
Objektive bis auf einen minimalen Er- kober: seuffert FROHLING \
denrest zurückdrängt. Ausdruck ist Glaspalast-Ausstellung München 1912 j
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RedaktionsschluD: 6. August 1912 Ausgabe: 22. August 1912
Herausgeber: F. Schwartz. Für die Redaktion verantwortlich: P. Kirchgraber. Druck und Verlag von F. Bruckmann A. G.
Sämtlich in München, Nymphenburgerstraße 86