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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 28.1912-1913

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Hellwag, Fritz: Der Wettbewerb um das Bismarck-Nationaldenkmal in Bingerbrück
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https://doi.org/10.11588/diglit.13091#0064

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DER WETTBEWERB UM DAS BISMARCK-NATIONALDENKMAL IN BINGERBRÜCK '

haben durch Nichtrücksenden ihr Einverständnis Entscheidung vorgelegt werden dürfen. Hier liegen
bekundet. Dagegen ist nichts zu machen. allerdings, natürlich unbeabsichtigt, Fußangeln, die
Der dritte Konflikt, der direkt zum Krach führte, im ungeschickten Wechsel des Sprachgebrauches
hatte folgende Ursache. In einer Sitzung des Ent- zwischen den Bedingungen und der Instruktion ent-
scheidungsausschusses war der Antrag gestellt standen sind. Es würde zu weit führen, dies hier
worden und soll angeblich angenommen worden ausführlicher zu behandeln. Ich bin zu der festen
sein, daß die Sitzungen der drei vorerwähnten Ueberzeugung gekommen, daß die einerseits mit
Instanzen bei der letzten Entscheidung zeitlich Zug „Angekauft" bezeichneten Entwürfe dieselben sind,
um Zug aufeinander folgen sollten. Im Protokoll die anderseits mit „Unterstützt" bezeichnet wurden,
ist weder über den Antrag noch über dessen An- Drei Juristen haben dem zugestimmt, einer ist
nähme etwas zu finden. Es entstand späterhin anderer Meinung. Ich habe die Auffassung, daß
die größte Verwirrung, ob die Festsetzung dieser der Kreissche Entwurf mit vollem Recht dem Kunst-
Sitzungstermine dem Kunstausschusse oder dem ausschuß mit vorgelegt worden ist.
geschäftsführenden Ausschuß zustehen solle. Ge- Worauf eine Klage (von wem ? und gegen wen) ?
nug, zwischen den Sitzungen der ersten und der sich etwa beziehen oder stützen sollte, ist mir ganz
zweiten Instanz entstand ein Intervall von 14 Tagen, unerfindlich, denn ich habe nach genauestem Studium
das mit der Ausstellung der Entwürfe des zweiten der Akten zu sagen, daß nicht einmal unfaire Hand-
Wettbewerbes ausgefüllt wurde, somit der Volks- lungen vorgekommen sind. Es ist also kein Hinder-
seele ausgiebig Zeit gab, sich zu äußern und da- nis vorhanden, den ganzen Streit zu beenden und
durch die Entscheidung mindestens der dritten Frieden zu schließen.

Instanz wesentlich zu beeinflussen. Die in der Es wäre wirklich schade und würde auf Jahre

ersten Instanz tagenden Preisrichter erklärten, nicht hinaus, zum Schaden für die unschuldigen Künstler,

innerhalb von 14 Tagen zweimal nach Köln kommen alle von ähnlichen Unternehmungen abschrecken,

zu können, und übertrugen es ihrem Vorsitzenden, wenn das Bismarckdenkmal auf der Elisenhöhe in

Dr. Lichtwark, sie in den beiden letzten Instanzen Bingerbrück etwa nicht zustande käme! Ueberdies

zu vertreten. Dieser, einer Obstruktion gleich- ist doch in dem Werk von Kreis und Lederer ein

kommende Beschluß war taktisch fehlerhaft, denn hervorragender Entwurf gegeben, der sich für alle

es stand weder fest, daß der Vorsitzende das Preis- Zeiten mit großen Ehren wird sehen lassen können,

gericht mit Stimmenzahl würde vertreten können, Die Lehre, die wir aus diesem ganzen Streit

noch daß das Fehlen der Preisrichter die anderen ziehen müssen, ist folgende:

Instanzen würde beschlußunfähig machen können. Man überlasse bei öffentlichen Wettbewerben all-

Die erstere Eventualität, obwohl von Dr. Clemen gemeinen Charakters ruhig die Entscheidung allein

im Kunstausschuß beantragt, wurde von diesem dem gut gewählten Preisgericht. Denn das, was

abgelehnt, der sich auch für beschlußfähig erklärte. erste Künstler als gut und als den Ausdruck ihrer

Damit hatte Lichtwark nur eine Stimme für den Zeit bezeichnet haben, das wird unter allen Um-

Hahnschen Entwurf abzugeben, statt sonst 10, die ständen populär werden, mit anderen Worten, seinen

möglicherweise das ganze Resultat noch zu Gunsten Wert behalten. Und die Preisrichter mögen sich

Hahns geändert haben würden. jedesmal davon überzeugen, daß ihr Recht auch in

Der letzte Streitpunkt betrifft die Frage, ob der den Bedingungen festgelegt sei. Andernfalls mögen

Kreissche Entwurf, der nur angekauft und nicht in sie lieber die Annahme des Amtes verweigern und

die engste Wahl gekommen, überhaupt hätte zur die Künstlerschaft vor einer Beteiligung warnen.

ALBIN EGGER-LIENZ SAAL AUF DER GROSSEN KUNSTAUSSTELLUNG DRESDEN 1912 }

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