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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 28.1912-1913

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Haendcke, Berthold: Kulturgeschichtliche Grundlagen der deutschen Malerei, [4]: von etwa 1780 bis etwa 1840 (oder von Carstens bis Menzel)
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https://doi.org/10.11588/diglit.13091#0307
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jL

PAUL EHRENBERG SONNIGER TAG HENRIK MOOR SELBSTBILDNIS

Ausstellung der Luifpoldgmppe

KULTURGESCHICHTLICHE GRUNDLAGEN
DER DEUTSCHEN MALEREI

VON ETWA 1780 BIS ETWA 1840 (ODER VON CARSTENS BIS MENZEL)
Von Berthold Haendcke
IV*)

I

ch erwähnte bereits, daß die Literatur sich gewonnen. Ob der Dichter des „Wilhelm Teil"
schon frühe im 18. Jahrhundert die Vorwürfe aus ihm das stolze Wort genommen, das er
aus der deutschen Sage entlehnt hat. Goethes nach dem Friedensschlüsse von Amiens ge-
Götz von Berlichingen machte nun für die schrieben, „Die Sprache ist der Spiegel einer
Ritterromane die Bahn frei, und das historische Nation, wenn wir in diesen Spiegel schauen,
Drama bemächtigte sich ständig mehr der gro- so kommt uns ein großes, treffliches Bild von
ßen Taten unserer Vorfahren. Im Jahre 1767 uns selbst daraus entgegen. Unsere Sprache
hatte bereits Peter Sturz Karl den Großen, wird die Welt beherrschen." —
Otto III., Heinrich IV., Konradin als Stoffe Auf das Wiedererstehen des deutschen
empfohlen, während Herder nur für sich selbst Märchens sei auch nur hingedeutet. Tiecks
niederschrieb, man solle neben der deutschen Wort: „Mondbeglänzte Zaubernacht, die den
Kaiserhistorie auch die einzelnen Landesge- Sinn gefangen hält, Wundervolle Märchenwelt,
schichten für das Drama benutzen. Die Ge- Steig auf in der alten Pracht", findet erst spät
schichte sei der „große Zufluchtsort des tra- die begnadeten Maler. Unausgesetzt wuchs
gischen Genre". Bald trugen derartige An- aber in der Seele der alten Germania dies
schauungen reiche Früchte, so daß bereits 1783 vaterländisch-deutsche Gefühl. Für das Volks-
Westenrieder aus München schreiben konnte, lied waren Görres, Achim v. Arnim durch
die Stücke vaterländisch-historischen Inhalts das reiche Geschenk der Liedersammlung „Des
scheinen bei uns beinahe Mode zu werden. Knaben Wunderhorn" (1806/8) tätig, und 1812
Das Mittelalter war der modernen Zeit wieder- gab Wilhelm Grimm dem deutschen Volke
*> Fortsetzung von s. 202 seine alten Märchen zurück. Die Aufnahme

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