FRANZ BARWIG
WANDERER (HOLZ)
FRANZ BARWIG
Von Hans Tietze
Das Charakteristische Barwigs wird einem immer eines vorherrschen und die Gestal-
vielleicht am schnellsten deutlich, wenn tung bedingen. Welches von ihnen diese leitende
man ihn mit dem berühmten Tierbildner August Stellung im bewußt-unbewußten Schaffen des
Gaul, von dem vor kurzem in dieser Zeitschrift Künstlers gewinnt und welche Auffassung in-
die Rede war*), vergleicht; mit Recht wurde folgedessen—um bei unserem engen Gebiet zu
dabei hervorgehoben, wie bei dessen Schöpfun- bleiben — das Tierbild bestimmt, hängt mehr
gen Naturalismus und Stil zu verschmelzen noch als vom persönlichen Temperament des
scheinen, wie seine Tiere ganz Natur sind und Künstlers von den allgemeinen Strömen der
ihr doch wieder fern stehen. Allerdings könnte stilistischen Entwicklung ab; dem absoluten
dies in irgend einer Weise von aller Kunst Werte nach sind die Ergebnisse nicht anein-
ausgesagt werden, die immer ein Naturvorbild ander meßbar, sondern jede Zeit hat — wie
in unmittelbarer und eindringlicher ihre Götter und Menschen — so
Lebendigkeit wiedergeben will und ^h^^^^^^^^^^w auch die Tiere, die sie braucht
es doch so verändert, daß es den und verdient. Ob einer sein Stre-
schöpferischen Zwecken des be- fl^^ ben nach Größe und Gewalt, sein
treffenden Meisters dient; den- Pathos und sein Feuer in über-
noch ist es berechtigt, das Pro- mächtige Tiergestalten ausströmen
blem der Naturerfassung gerade ii . W läßt wie Barye oder ob er wie
bei Gaul in den Vordergrund zu Gaul die „faculte maitresse" der
stellen. Denn von den verschie- ^^^k betreffenden Spezies, das Eigen-
denfachen Elementen, mit denen r%\ tümlichste ihrer physischen Exi-
die freie Schöpferkraft des Künst- £ Stenz umzubilden versteht oder ob
lers sich auseinanderzusetzen hat er schließlich zunächst darauf aus-
— Naturvorbild, Material,architek- geht, aus einem Stück Holz oder
tonische Verbindung usw. — wird Stein oder Metall ein Kunstwerk zu
•> vgl. Februarheft i9i3' ' ^■^■^RHHli machen; immer kann er das Beste
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WANDERER (HOLZ)
FRANZ BARWIG
Von Hans Tietze
Das Charakteristische Barwigs wird einem immer eines vorherrschen und die Gestal-
vielleicht am schnellsten deutlich, wenn tung bedingen. Welches von ihnen diese leitende
man ihn mit dem berühmten Tierbildner August Stellung im bewußt-unbewußten Schaffen des
Gaul, von dem vor kurzem in dieser Zeitschrift Künstlers gewinnt und welche Auffassung in-
die Rede war*), vergleicht; mit Recht wurde folgedessen—um bei unserem engen Gebiet zu
dabei hervorgehoben, wie bei dessen Schöpfun- bleiben — das Tierbild bestimmt, hängt mehr
gen Naturalismus und Stil zu verschmelzen noch als vom persönlichen Temperament des
scheinen, wie seine Tiere ganz Natur sind und Künstlers von den allgemeinen Strömen der
ihr doch wieder fern stehen. Allerdings könnte stilistischen Entwicklung ab; dem absoluten
dies in irgend einer Weise von aller Kunst Werte nach sind die Ergebnisse nicht anein-
ausgesagt werden, die immer ein Naturvorbild ander meßbar, sondern jede Zeit hat — wie
in unmittelbarer und eindringlicher ihre Götter und Menschen — so
Lebendigkeit wiedergeben will und ^h^^^^^^^^^^w auch die Tiere, die sie braucht
es doch so verändert, daß es den und verdient. Ob einer sein Stre-
schöpferischen Zwecken des be- fl^^ ben nach Größe und Gewalt, sein
treffenden Meisters dient; den- Pathos und sein Feuer in über-
noch ist es berechtigt, das Pro- mächtige Tiergestalten ausströmen
blem der Naturerfassung gerade ii . W läßt wie Barye oder ob er wie
bei Gaul in den Vordergrund zu Gaul die „faculte maitresse" der
stellen. Denn von den verschie- ^^^k betreffenden Spezies, das Eigen-
denfachen Elementen, mit denen r%\ tümlichste ihrer physischen Exi-
die freie Schöpferkraft des Künst- £ Stenz umzubilden versteht oder ob
lers sich auseinanderzusetzen hat er schließlich zunächst darauf aus-
— Naturvorbild, Material,architek- geht, aus einem Stück Holz oder
tonische Verbindung usw. — wird Stein oder Metall ein Kunstwerk zu
•> vgl. Februarheft i9i3' ' ^■^■^RHHli machen; immer kann er das Beste
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