Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

DOI Artikel:
Glaser, Curt: Die Berliner Herbstausstellung
DOI Artikel:
Georg Kolbes Heinedenkmal in Frankfurt am Main
DOI Artikel:
Neue Kunstliteratur - Personal-Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0213

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1(2X9 QU^exS 0X9 eX9ex9(2X9(2X9SX9QX
J sische Kanon ist besser befolgt. Die ruhige des Meisters. Mit Geleitwort von C.F.Schmitt- Q
3 Sachlichkeit ist die beste Eigenschaft der aus Spahn und einem Nachruf von H ans Thoma. In a
< . .... T1 ° , ,r .Mappe 2o M. Stuttgart, Verlas von J. Engel- }
>) etwas zu kühlem Herzen erfundenen Kom- horns Nachf ^
9 Position. Von den übrigen ist Wilhelm Gerstel Die Sammlung und Herausgabe einer größeren V
v diesmal mit einer größeren Zahl von Arbeiten Anzahl von Schmid-Reutte-Werken war mehr 0
3 vertreten (Abb. S. 179). Von Haller ist die als eine Ehrenpflicht gegenüber einem so hervor- C
>} TI . „ . , , . »„..,, ragend begabten und eigenartigen Kunstler, wie u
i Holzfigur eines stehenden Madchens zu er- er einer ^ar. es war |ine No6twendigkeit, wenn P
< wähnen (Abb. S. 188). Und reizend ist die sein fast unzugängliches, nur in weit zerstreutem {
J\ Terracottafigur eines nackten Mädchens von Privatbesitz befindliches Lebenswerk weiterhin nicht
i Ernesto de fiori, die in amüsanter Drehung unbekannt bleiben sollte Auch der außerordentliche £
< , . „ _ , . ,.a Einfluß, den Schmid-Reutte auf die Karlsruher >
0 bewegt ist. Man mochte wünschen, daß die Kunstjünger während seiner nicht einmal zehn- t
0 Nase weniger witzig zugespitzt wäre, denn jährigen Lehrzeit gewonnen hat, wäre nicht so «
3 die Formengebung zeugt im übrigen von deutlich erkennbar geworden. Der Verlag Engel-
einem sehr ernsten plastischen Gefühl (Abb. ho™ hat s>ch e*n Tnam,naf!es YVd^ e™m^ben,
J Q r v daß er in den 32 Tafeln der Schmid-Reutte-Mappe
j a. 19^). die Grundlagen des Schaffens dieser prominen-
1 Auf dieser Linie hätte man weiter suchen ten Künstlerpersönlichkeit weiteren Kreisen zu-
( sollen und manches finden können, das noch gänglich gemacht hat. Hans Thoma weist in
zu zeigen gelohnt hätte, wollte man auch in sdnem einleitenden „Nachruf" mit der ihm eigenen
1 i • . •, • t- Klarheit darauf hin, worin das Geheimnis der
) der plastischen Abteilung „ringenden Talenten starken Wirkung dieses hervorragenden Kunst-
j Gelegenheit zur Oeffentlichkeit in weitgehen- lehrers lag: in der Erkenntnis der der Kunst not-
5 dem Maße geben" und zum Schlüsse sagen wendigen Form, die ,:sich kristallscharf aus dem
2 können: „Das Programm ist erfüllt.« *aum herausschneidet" und „in der Mitteilung
J ° dessen, dem sein eigenes Ringen galt". Schmitt-
a - Spahn, sein Schüler, hat im „Geleitwort" den kur-
zen biographischen Notizen, sowie dem künstleri-

A

GEORG KOLBES HEINEDENKMAL IN sehen Wesen und der Lehrtätigkeit Schmid-Reuttes
FRANKFURT AM MAIN feine und bedenksame Worte geliehen. Man darf
rnHimrurci hm ivihiii beiden aufrichtig dankbar sein für die Einführung.
ml3.DezemberistinFrankfurtamMaindaserste Schmid-Reutte aber hat in den Werken, die trefflich

Heinedenkmal in Deutschland enthüllt worden. reproduziert und vornehm dargeboten sind, sein G
I Georg Kolbe, der unter den Berliner Plastikern in literarisches und künstlerisches Denkmal selbst ge- P
I vorderster Reihe steht, ist sein Schöpfer, die Stadt schaffen. Die konstruktive Größe und Wucht seiner £
. Frankfurt hat in den Friedberger Anlagen den Platz Akte, die unvergleichliche Gewalt seiner Gruppen-
dafür hergegeben, aus privaten Sammlungen sind kompositionen sind machtvolle Dokumente des >
die Mittel zusammengekommen. Was Kolbe ge- größten eigenartigen Formwillens und Formbewußt- p
schaffen hat, ist nicht das konventionelle Standbild; seins in unserer Zeit der zerfließenden malerischen )>
I das Bildnis des Dichters beherrscht nicht die Dar- Kultur. iMan könnte an Michelangelos Übermensch- «
| Stellung, es ist nur in verhältnismäßig kleinen Ab- liehe Formauffassungen denken, wenn Schmid-Reutte V
) messungen in Steinrelief an der Vorderseite des nicht noch sparsamer, sachlicher und knapper in G
| aus Muschelkalkstein hergestellten Sockels ange- der Architektur seiner Akte und Gruppen wäre, f
I bracht; und auch die Gruppe, die den Sockel krönt, Wenn Schmid-Reuttes Werk im Farbigen und in der {
, ist kein striktes Symbol des dichterischen Schaffens formalen Zuendebildung vielfach auch nur Torso (i
[ Heines. Und doch spricht der Geist des Dichters blieb, so ist es doch ein Torso, der in den gewal- )
des Buches der Lieder aus diesem Werk, und die tigen Dimensionen das Größte und Vollkommenste «
1 Umgebung erhöht den hohen lyrischen Reiz dieser ahnen läßt. Sein Werk ist auch im Fragment über )
1 Schöpfung des erfindungsreichen Meisters. Pracht- das nur Künstlerische ins Ethische gewachsen, denn 5
1 voll ist die Figur des dahinschreitenden Jünglings, es hat in notvoller Zeit ein höchstes künstlerisches V
i sie ist mit einem Gefühl für Form und Bewegung Gut bewahrt: die große, reine und echte Form, wie (
| geschaffen, über das Kolbe wie nur wenige verfügt sje nur ein originales und selbständiges Genie er- f
| und das uns seine Werke so bewundernswert macht. kennt. Es ist selbstverständlich, daß ein so dämoni- {
I Auch das halb liegende, halb sitzende Mädchen, das scher und persönlicher Formwille alle anderen l
den Liedern des Dichters zu lauschen scheint, ist künstlerischen Elemente in seinen Dienst stellt: )
vorzüglich modelliert; Kolbe zeigt hier seine Farbencharakter und Farbentechnik. Die Tafeln /
Meisterschaft noch auf einem anderen Gebiet: dem verraten auch davon einiges, und die Originale 1
I Festhalten seelischen Ausdruckes. (Karlsruher, Mannheimer und Stuttgarter Galerie) J
So darf man dieses Denkmal den besten Arbeiten zeigen, wie stark das Farbige und sein Auftrag t
) Kolbes an die Seite stellen und der Stadt Frank- stilistisch sich den Form- und Kompositionspro- (
) furt zu dieser künstlerischen Bereicherung Glück blemen unterordnet. (
) wünschen. Sie wird übrigens nicht mehr lange Die Schmid-Reutte-Mappe ermöglicht nun, dem (
j die einzige sein, die ein Heinedenkmal besitzt, Lebenswerk des vorzeitig der Kunst Entrissenen (
( denn im Frühjahr soll in Hamburg das Hugo nachzugehen. Als ein Unzeitgemäßer stand Schmid- )
C Lederer übertragene Heinedenkmal erstehen. Reutte in der Epoche seiner Kunst. Sein Form- <
( problem ist das Problem der Kunst nicht nur von ]
l NFIIF KIINC.TI ITFRATIIR ehedem, sondern noch mehr von morgen. Kein
I neue rxUliO I LI I CIaH un Künstler, keine Kunstbetrachtung kann achtlos an
J Schmid-Reutte, Ludwig (1863—1909). dem Monument dieser Kunst vorübergehen, ohne (
) 32 Wiedergaben von Zeichnungen und Gemälden sich selbst zu entwerten. dr. Beringer (

190
 
Annotationen