W. v. KOBELL SELBSTBILDNIS
K. Xationa'galerie, Berlin
WILHELM VON KOBELL
Von Georg Jacob Wolf
Ein auch für Deutschland geltendes Merk-
mal im Kunstleben des 17. und 18. Jahr-
hunderts, auf das zuerst Cornelius Gurlitt hin-
wies, ist das Auftreten weitverzweigter „Künst-
lersippen", von denen die Roos, Zick, Tisch-
bein die bekanntesten sind. Ihr Existieren und
Florieren läßt den Schluß zu, daß die künst-
lerische Produktion in ihrer Zeit als ein Hand-
werk betrachtet wurde, als ein „Geschäft"
das sich vom Vater auf die Söhne vererbte
und das hier und dort im Lande „Filialen"
unterhielt. Eine solche Künstlersippe bildeten
auch die Kobell oder Köbel, wie sie ihren
Namen gelegentlich schrieben. Ihre Familie
stammt aus Oberhessen, ist seit 1716 in Frank-
furt am Main nachweisbar, übersiedelte dann
nach Heidelberg und endlich nach Mannheim,
während sich ein Zweig abtrennte, den Rhein
hinabzog und in Rotterdam seßhaft wurde,
wo die Kobell als städtische Vollbürger seit
dem Jahre 1755 in den Bürgerschaftsregistern
erscheinen. Von der holländischen Familie
Kobell wandten sich in zwei Generationen
nicht weniger als fünf Mitglieder als Maler,
Radierer und Kupferstecher der bildenden
Kunst zu, und einer von ihnen, der jüngere
Jan Kobell (1779 bis 1814), lebt als geschätzter
Tiermaler der späteren holländischen Malerei
weiter in der verehrungsvollen Erinnerung
seiner Landsleute und jener Kunstfreunde, die
sich nicht durch einen großen Namen blenden
lassen.
Die kurpfälzischen Kobell haben, gleichfalls
in zwei Generationen, der deutschen Kunst
drei Meister ihres Fachs geschenkt, deren
Name zwar niemals verwischt worden ist, der
aber doch erst wieder in vollem Glänze er-
strahlt, seit im Jahre 1906 auf der Berliner
Jahrhundert-Ausstellung in dem jüngsten der
Kobell, in Wilhelm von Kobell, einer der
ganz großen deutschen Maler aus der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts erkannt wurde.
Was die holländischen Vettern, was dergeniale
Vater Ferdinand Kobell und der hochbegabte,
aber viel zu rasch und zu leicht produzierende
Onkel Franz Kobell vorbereitet, erstrebt und
109
K. Xationa'galerie, Berlin
WILHELM VON KOBELL
Von Georg Jacob Wolf
Ein auch für Deutschland geltendes Merk-
mal im Kunstleben des 17. und 18. Jahr-
hunderts, auf das zuerst Cornelius Gurlitt hin-
wies, ist das Auftreten weitverzweigter „Künst-
lersippen", von denen die Roos, Zick, Tisch-
bein die bekanntesten sind. Ihr Existieren und
Florieren läßt den Schluß zu, daß die künst-
lerische Produktion in ihrer Zeit als ein Hand-
werk betrachtet wurde, als ein „Geschäft"
das sich vom Vater auf die Söhne vererbte
und das hier und dort im Lande „Filialen"
unterhielt. Eine solche Künstlersippe bildeten
auch die Kobell oder Köbel, wie sie ihren
Namen gelegentlich schrieben. Ihre Familie
stammt aus Oberhessen, ist seit 1716 in Frank-
furt am Main nachweisbar, übersiedelte dann
nach Heidelberg und endlich nach Mannheim,
während sich ein Zweig abtrennte, den Rhein
hinabzog und in Rotterdam seßhaft wurde,
wo die Kobell als städtische Vollbürger seit
dem Jahre 1755 in den Bürgerschaftsregistern
erscheinen. Von der holländischen Familie
Kobell wandten sich in zwei Generationen
nicht weniger als fünf Mitglieder als Maler,
Radierer und Kupferstecher der bildenden
Kunst zu, und einer von ihnen, der jüngere
Jan Kobell (1779 bis 1814), lebt als geschätzter
Tiermaler der späteren holländischen Malerei
weiter in der verehrungsvollen Erinnerung
seiner Landsleute und jener Kunstfreunde, die
sich nicht durch einen großen Namen blenden
lassen.
Die kurpfälzischen Kobell haben, gleichfalls
in zwei Generationen, der deutschen Kunst
drei Meister ihres Fachs geschenkt, deren
Name zwar niemals verwischt worden ist, der
aber doch erst wieder in vollem Glänze er-
strahlt, seit im Jahre 1906 auf der Berliner
Jahrhundert-Ausstellung in dem jüngsten der
Kobell, in Wilhelm von Kobell, einer der
ganz großen deutschen Maler aus der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts erkannt wurde.
Was die holländischen Vettern, was dergeniale
Vater Ferdinand Kobell und der hochbegabte,
aber viel zu rasch und zu leicht produzierende
Onkel Franz Kobell vorbereitet, erstrebt und
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