GUSTAV JAGERSPACHER
IN' DER SCHENKE
GUSTAV JAGERSPACHER
Von Wilhelm Hausenstein
Das neue Schema wird unterstrichen. Das
Ieugnetman nicht, wenn man den grundsätz-
lichen Wert der neuen Stilbewegung, den im
einzelnen sichtbaren Sonderwert neuer Künst-
lerindividualitäten und neuer Bilder anerkennt
und mit einer angreifenden Entschlossenheit
verteidigt. Wir wissen, daß viele der Neuen
ihre Art nur vom Gehalt der neuen Gesamt-
bewegung erborgen. Wir erkennen, wie bei
vielen, allzuvielen der neue Formgedanke
nicht mit vegetativer Notwendigkeit zu über-
zeugender Erscheinung reift. Spekulative Vor-
stellung statt naiver Anschauung erzwingt zu-
weilen den neuen Formgedanken; sie erzwingt
die einzelne Wendung im Bild, wo nur die
natürliche Besonnenheit unbeirrbaren Wachs-
tums den sicheren Ausdruck entwickeln könnte.
Dies also ist zugegeben. Aber nun muß
man sich hüten, dies Zugeständnis zu über-
schätzen. Es besagt im Grund nicht mehr
als eine Selbstverständlichkeit. Denn jederzeit
war mit einer neuen Stilbewegung die hilflose,
aber um so gespreiztere Gewalttätigkeit der
Halbtalente verbunden; im Rokoko, im Empire,
im Naturalismus, in der impressionistischen
Malerei waren die affektierten und manierierten
Aeußerungen nicht seltener als heute, und
dennoch haben sie die zeitgenössische, ja dau-
ernde Gültigkeit des schönen Schemas nicht
aufgehoben.
Die ausgesprochen konservative Beharrung,
mit derjAGERSPACHER inmitten der neuen Kunst
Ueberlieferungen des abgelaufenen Jahrhun-
derts behauptet, das Talent, mit dem er seiner
Arbeit den Reiz einer gewissen malerischen
Legitimität verleiht, die Sicherheit, mit der er
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IN' DER SCHENKE
GUSTAV JAGERSPACHER
Von Wilhelm Hausenstein
Das neue Schema wird unterstrichen. Das
Ieugnetman nicht, wenn man den grundsätz-
lichen Wert der neuen Stilbewegung, den im
einzelnen sichtbaren Sonderwert neuer Künst-
lerindividualitäten und neuer Bilder anerkennt
und mit einer angreifenden Entschlossenheit
verteidigt. Wir wissen, daß viele der Neuen
ihre Art nur vom Gehalt der neuen Gesamt-
bewegung erborgen. Wir erkennen, wie bei
vielen, allzuvielen der neue Formgedanke
nicht mit vegetativer Notwendigkeit zu über-
zeugender Erscheinung reift. Spekulative Vor-
stellung statt naiver Anschauung erzwingt zu-
weilen den neuen Formgedanken; sie erzwingt
die einzelne Wendung im Bild, wo nur die
natürliche Besonnenheit unbeirrbaren Wachs-
tums den sicheren Ausdruck entwickeln könnte.
Dies also ist zugegeben. Aber nun muß
man sich hüten, dies Zugeständnis zu über-
schätzen. Es besagt im Grund nicht mehr
als eine Selbstverständlichkeit. Denn jederzeit
war mit einer neuen Stilbewegung die hilflose,
aber um so gespreiztere Gewalttätigkeit der
Halbtalente verbunden; im Rokoko, im Empire,
im Naturalismus, in der impressionistischen
Malerei waren die affektierten und manierierten
Aeußerungen nicht seltener als heute, und
dennoch haben sie die zeitgenössische, ja dau-
ernde Gültigkeit des schönen Schemas nicht
aufgehoben.
Die ausgesprochen konservative Beharrung,
mit derjAGERSPACHER inmitten der neuen Kunst
Ueberlieferungen des abgelaufenen Jahrhun-
derts behauptet, das Talent, mit dem er seiner
Arbeit den Reiz einer gewissen malerischen
Legitimität verleiht, die Sicherheit, mit der er
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