A. v. MENZEL
DER KURIER DES KÖNIGS
Holzschnitt ans den Werken Friedrichs des Großen
BODE UBER DIE DEUTSCHE KUNST NACH DEM KRIEGE
Von W. v. Seidlitz
Es ist erfreulich, daß Bode im Juni-Heft
dieser Zeitschrift zu der Frage Stellung
genommen hat, wie sich die deutsche Kunst
voraussichtlich nachdem Kriege gestalten werde.
Da aber die Schwierigkeit, sich über Fragen
der Kunst zu verständigen, nicht nur von Volk
zu Volk, sondern auch innerhalb eines und des-
selben Volkes so groß ist, daß ein kurzer Auf-
satz wie der seinige leicht zu Mißverständnissen
Anlaß geben kann, so seien hier ein paar Be-
merkungen an ihn geknüpft.
Schon die Schlagworte Impressionismus und
Expressionismus lassen sich mit einiger Deut-
lichkeit nur auf Ausartungen bestimmter „Rich-
tungen" anwenden, ohne deren gesunden Kern
zu treffen, der doch jedem echten künstlerischen
Streben zugrunde liegt, durch Benennungen
wie „Stil" und „Zeichnung" aber ebensowenig
zu genügender Klarheit gebracht werden kann.
Hauptsache bleibt, wie Bode es ausdrückt,
daß treue Naturbeobachtung zum Ausdruck
tiefer Empfindung verwendet werde, damit wir
in den Besitz jener echt deutschen Kunst ge-
langen, die „der riesenhaften Anstrengungen
und Opfer dieses Weltkampfes würdig" ist. Da-
mit ist gesagt, daß wir weder mit dem französi-
schen Impressionismus allein, der in seinen
richtigen Grenzen genommen bereits längst zu
einem Gemeingut der Kunst geworden ist, noch
mit dem (nicht deutschen, sondern gleichfalls
französischen) Expressionismus allein, der in
seinen Zielen noch ganz unklar ist, ja über-
haupt nicht durch die Nachahmung irgendwel-
cher noch so vollkommenen fremden Kunst un-
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DER KURIER DES KÖNIGS
Holzschnitt ans den Werken Friedrichs des Großen
BODE UBER DIE DEUTSCHE KUNST NACH DEM KRIEGE
Von W. v. Seidlitz
Es ist erfreulich, daß Bode im Juni-Heft
dieser Zeitschrift zu der Frage Stellung
genommen hat, wie sich die deutsche Kunst
voraussichtlich nachdem Kriege gestalten werde.
Da aber die Schwierigkeit, sich über Fragen
der Kunst zu verständigen, nicht nur von Volk
zu Volk, sondern auch innerhalb eines und des-
selben Volkes so groß ist, daß ein kurzer Auf-
satz wie der seinige leicht zu Mißverständnissen
Anlaß geben kann, so seien hier ein paar Be-
merkungen an ihn geknüpft.
Schon die Schlagworte Impressionismus und
Expressionismus lassen sich mit einiger Deut-
lichkeit nur auf Ausartungen bestimmter „Rich-
tungen" anwenden, ohne deren gesunden Kern
zu treffen, der doch jedem echten künstlerischen
Streben zugrunde liegt, durch Benennungen
wie „Stil" und „Zeichnung" aber ebensowenig
zu genügender Klarheit gebracht werden kann.
Hauptsache bleibt, wie Bode es ausdrückt,
daß treue Naturbeobachtung zum Ausdruck
tiefer Empfindung verwendet werde, damit wir
in den Besitz jener echt deutschen Kunst ge-
langen, die „der riesenhaften Anstrengungen
und Opfer dieses Weltkampfes würdig" ist. Da-
mit ist gesagt, daß wir weder mit dem französi-
schen Impressionismus allein, der in seinen
richtigen Grenzen genommen bereits längst zu
einem Gemeingut der Kunst geworden ist, noch
mit dem (nicht deutschen, sondern gleichfalls
französischen) Expressionismus allein, der in
seinen Zielen noch ganz unklar ist, ja über-
haupt nicht durch die Nachahmung irgendwel-
cher noch so vollkommenen fremden Kunst un-
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