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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 31.1915-1916

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Zu Wilhelm von Bodes 70. Geburtstag
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https://doi.org/10.11588/diglit.13094#0154

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ZU WILHELM VON BODES 70. GEBURTSTAG

Wilhelm von Bode, der Generaldirektor der und würdig zur Geltung bringen zu können. Das
Königl. Preußischen Museen, wurde am 10. De- 1904 vollendete Kaiser Friedrich-Museum und die
zember 70 Jahre alt. Es erübrigt sich, bei dieser großen Bauten, die jetzt auf der Museumsinsel und
Gelegenheit die reichen Ergebnisse seiner viel- in Dahlem entstehen, charakterisieren nach außen
seitigen Tätigkeit als Kunstforscher, seine zahl- hin in glänzender Weise den Aufschwung, den die
reichen wissenschaftlichen Werke und seine Taten Berliner Museen unter Bodes Leitung genommen
als Museumsbeamter aufzuzählen, um einen Be- haben. Bode wandte aber seine Tätigkeit nicht nur
griff von der Bedeutung Bodes zu geben. Seine den Berliner Museen zu, er versorgte auch Provinz-
überragende Stellung unter den Kunstforschern museen und die hervorragenden Berliner Privat-
wird weit über die Gren- Sammlungen, deren Ent-
zen Europas hinaus in stehung zumeist den An-
so hohem Maße aner- regungen Bodes zu ver-
kannt und sein Name ist danken ist, mit Kunst-
in Deutschland bereits so werken,
populär, daß man nicht Führten ihn seine um-
erst durch Aneinander- fassenden kunsthistori-
reihung der Taten und sehen Kenntnisse dazu,
Werke den Ruhm Wil- H günstige Erwerbungen
heim von Bodes aus- zu machen, so regte ihn
führlich zu begründen anderseits die unüber-
braucht. Immerhin ist sehbare Fülle der Oh-
es verlockend, von die- B^^V^V jekte, die ihm während
sem festgegründeten und H ^M^^^M seiner 43jährigen Mu-
allgemeinen Ansehen seumstätigkeitvorAugen
ausgehend, das Lebens- kam, wieder um zu er-
werk Bodes zu zerglie- neuten Forschungen an,
dem, sich rückblickend die sich auf viele Gebiete
bewußt zu werden, H erstrecken. Bode ist
welche bedeutsamen Lei- nicht nur der eigentliche
stungen dazu geführt Schöpfer der Berliner
haben, daß der Name Sammlung christlicher
Bode einen so rühm- Bildwerke, er hat auch
vollen Klang erhielt. zugleich über die deut-
-_Die Berliner Museen ^^^^^^J sehe Plastik das erste
können nicht wie die grundlegende Werk ver-
aus altem fürstlichen Be- I -> ■ Faßt und in Büchern und
sitz hervorgegangenen Ik^-A U Aufsätzen seine For-
Sammlungen in München schungsergebnisse über
und Dresden, in Kassel italienischeRenaissance-
und Braunschweig oder Skulptur niedergelegt. In
wie altberühmte Kunst- ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^ gleich starkem Grade
Sammlungen außerhalb Phot. Photogr. Gesellschaft, Berlin wandte er seine Liebe
Deutschlands auf eine und seine erfolggekrönte
lange Vergangenheit zu- Forschertätigkeit Rem-
rückblicken, ihr Kunstgut wurde nicht in jähr- brandt und seinen Zeitgenossen, der vorderasiati-
hundertlanger müheloser Sammeltätigkeit zusam- sehen Knüpftechnik, italienischen Hausmöbeln der
mengebracht. Wenn sich heute die Berliner Samm- Renaissance, toskanischen Majoliken, deutschen
lungen trotzdem neben den berühmtesten Museen Künstlern wie Elsheimer und Strigel und italieni-
der Welt als gleichwertig behaupten können, so sehen Malern zu. Daneben veröffentlichte er Galerie-
ist dies das Verdienst Bodes. Er erkannte die werkeüber die Sammlungen in Oldenburg, Schwerin,
Bedeutung von vielen heute gefeierten Meistern über die Wiener Liechtensteingalerie, über Berliner
und Kunstperioden schon zu einer Zeit, als diese Privatsammlungen und er nahm auch zu den
noch nicht allgemein begriffen und geschätzt Problemen des modernen Kunstgewerbes und der
wurden. Dank dieser genialen Erkenntnis war neuen Malerei in temperamentvollen Aufsätzen
es ihm möglich, mit verhältnismäßig geringen Stellung.

Mitteln eine Fülle von Werken zu erwerben, die Inmitten einer rastlosen Tätigkeit tritt Wilhelm

inzwischen weltberühmt geworden sind und deren von Bode in das achte Jahrzehnt seines Lebens mit

heutiger Marktwert die geringe Ankaufssumme neuen Plänen für die Zukunft ein, die zu vollenden

weit übertrifft. Die alten Museen reichten bald ihm in noch vielen glücklichen Jahren beschieden

nicht aus, um alle neuerworbenen Schätze bergen sein möge.

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