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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 31.1915-1916

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Plietzsch, Eduard: Ausstellung der Freien Secession, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.13094#0295

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AUGUST GAUL

Mit Genehmigung von Paul Cassirer, Berlin

LAUFENDE BÄREN

AUSSTELLUNG DER FREIEN SECESSION, BERLIN

Von E. Plietzsch

Um die „Freie Secession" nicht mit der an-
deren Secession zu verwechseln, nennt man
sie in Berliner Kunstkreisen die Liebermann-
Gruppe. Das stimmt eigentlich nicht. Max
Liebermann ist allerdings ihr Ehrenpräsident,
aber gerade die jetzt eröffnete 2. Ausstellung
zeigt, daß die „Freie Secession" mit der Kunst
Liebermanns und mit dem Impressionismus
überhaupt nur noch wenig zu tun hat. Ihr
Charakter wird durch die Werke der neueren
Malergeneration bestimmt; die 15 Bilder Lieber-
manns und die Gemälde der anderen Impres-
sionisten treten ziemlich in den Hintergrund.
Damit soll nicht etwa ein Werturteil abgegeben
werden; die meisten jener Werke, die man in
Ermangelung eines zutreffenderen Ausdrucks
impressionistisch nennt, sind hier mindestens
ebenso gut wie die der neueren Richtung.
Aber der Umstand, daß man Liebermann in
einem Saale mit Meistern vergangener Epochen
wie Philipp Otto Runge, Marees und Böcklin
ausstellte und daß man beim Arrangieren der
Ausstellung die Werke der neueren Malerei
in den Vordergrund schob, deutet auf eine
bewußte Abkehr vom Impressionismus hin.

Man hat es Hans Purrmann, Oskar Moll, Theo
von Brockhusen, Erich Heckel und Wilhelm
Lehmbruck nicht schwer gemacht, mit ihren
Arbeiten aufzufallen, und man hat einen Maler
wie Artur Degner, bei dem nur der Wille
zu loben ist, sogar allzu gut behandelt. Die
Eigenschaften von Degners brutalem und
plumpem „Bacchanal" rechtfertigen den bevor-
zugten Platz im Hauptsaal nicht. Purrmanns
schöne Gemälde würden auch in den dunkel-
sten Ecken und über den höchsten Türen zur
Geltung kommen. Ihre Linien sind so ener-
gisch und bestimmt geführt und der Reichtum
der Farben ist so empfindungsvoll gedämpft
und abgestuft worden, daß die Werke in ihrer
verhaltenen Kraft und Leidenschaft des Aus-
drucks streng und spröd wirken und nichts
weniger als flache dekorative Gebilde sind,
die nur an effektvoller Stelle zur Geltung
kommen könnten. Mit seinen fünf Bildern, von
denen ein herbes Frauenporträt (Abb. S. 277)
das bedeutendste ist, hat sich Purrmann in
Berlin endgültig als starker Künstler durch-
gesetzt. Auch Erich Heckel wird mit dem
ruhevollen Parkbild (Abb. S. 276) den Kreis

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